architektur.aktuell 04/2003

architektur.aktuell 04/2003

private spaces

Boris Podrecca: Weingut in Bric, Slowenien | Winery In Bric, Slovenia

Photos: Miran Kambic, Jaka Jerasa; Text: Matthias Boeckl
Forma Serpentinata

Wie die Waggons eines Zuges sind die vier Bauteile des Weinguts aneinandergereiht. Sie schmiegen sich an eine Hügelkuppe im istrischen Küstenland, mit Fernblick über Piran bis nach Venedig. Die Überschneidung und Verbindung lokaler und überregionaler Kulturen war hier schon immer der Normalzustand. Und niemand wäre geeigneter als der Istrier Boris Podrecca, diese Motive im privaten Weingut eines Industrietycoons darzustellen.


Kühn Malvezzi: Einfamilienhaus in Freiburg, Deutschland | Single Family House In Freiburg, Germany

Photos: Ulrich Schwarz; Text: Hélène Orpierre
Wittgensteins Kuckucksuhr

Auf einem leicht nach Südwesten abfallenden Hang im Freiburger Stadtteil Günterstal steht ein kleines Haus. Obwohl es nie von Kühen, sondern immer schon von Einfamilienhäusern umgeben war, bezieht sich seine Bauweise ganz offensichtlich auf ländlich-agrarische Vorbilder. Das Haus ist nicht sehr alt, doch immerhin so alt, dass es Auskünfte geben könnte über das Wohnen, Bauen und Denken in der jungen und armen Bundesrepublik Deutschland der Nachkriegszeit. Ein Zubau deutet es nun um.


Brückner & Brückner: Einfamilienhaus in Bärnau, Deutschland | Single Family House In Bärnau, Germany

Photos: Peter Manev; Text: Wolfgang Jean Stock
Ein Haus in der Landschaft

Der bayerische Regierungsbezirk Oberpfalz hat in den letzten Jahren einen beachtlichen baukulturellen Aufschwung erlebt. Träger der neuen Architektur sind vor allem junge Büros, die unter Bezug auf regionale Traditionen die Moderne weiterführen. Besonders profiliert und auch erfolgreich sind die Architekten Brückner & Brückner. Das Wohnhaus oberhalb der Stadt Bärnau haben sie programmatisch als “Haus in der Landschaft” geplant: Völlig frei in einem sanften Hang stehend, zeigt es einheimische Materialien in einer zeitgenössischen Gestaltung.


Essay

Vertrieben, Ermordet, Vergessen | Dispossessed, Murdered, Forgotten

Text: Iris Meder
Architekten der Wiener Schule und ihre Bauherren in Tschechien

Das Ende des Wiener Architekturbüros Baumfeld/Schlesinger kam mit dem “Anschluss” Österreichs an NS-Deutschland 1938. Ein Schicksal, das sie mit vielen Büros teilten; nur wenige der oft aus zwei Architekten bestehenden Teams waren jedoch, wie Baumfeld/Schlesinger, teils jüdisch und teils nichtjüdisch. Rudolf Baumfeld und Norbert Schlesinger hatten bei Clemens Holzmeister an der Kunstakademie studiert; seit 1934 waren sie Büropartner. Während des Kriegs arbeitete Schlesinger für die Rüstungsindustrie. Um 1940 baute er ein Flugzeugmotorenwerk in Brünn. Zu dieser Zeit hatte Baumfeld die Stadt schon in Richtung USA verlassen. Die Flucht vor den Nationalsozialisten hatte ihn zunächst nach Svitávka nördlich von Brünn geführt. 1934 hatten Baumfeld/Schlesinger dort eine großzügige Wohnung für den mit Baumfeld befreundeten Textilindustriellen Fritz Löw-Beer und seine Frau in dessen Elternhaus eingerichtet. Bis zur Okkupation Brünns lebte Baumfeld bei den Löw-Beers. Er arbeitete während dieser Zeit mit Ernst (Arnoat) Wiesner, einem Protagonisten des Brünner Funktionalismus, zusammen. Kurz nach der Wohnungseinrichtung für Fritz Löw-Beer hatten das auf die Ausstattung eleganter Geschäftslokale spezialisierte Büro Baumfeld/Schlesinger die Gelegenheit zu einem ersten Einfamilienhausbau, als Fritz’ 1911 geborener jungverheirateter Bruder Ernst ihnen den Auftrag zum Bau eines Hauses in Brünner Villenviertel Schreibwald (Pisárky) erteilte. Eine auskragende verglaste Beletage zelebriert den Ausblick über das bewaldete Hügelland. Kleine Irritationen stören den regelmäßigen Rhythmus: Stahlfensterrahmen wechseln mit herkömmlichen breiteren aus Holz, einzelne Bauteile springen vor oder zurück, manche Fenstertüren sind breiter als andere. Diese undoktrinäre Grundhaltung entspricht der Herkunft der Architekten aus der Wiener Schule um Adolf Loos und Josef Frank. Glaswände machten den Wohnbereich des heute in mehrere Wohnungen aufgeteilten Hauses transparent und lichtdurchflutet, Einbauschränke ersetzten einen Großteil herkömmlicher Möblierung. Die textile Ausstattung mit handbedrucktem Leinen, Chintz und Satin entsprach der Stellung der Familie in der Textilmetropole Brünn, dem “Manchester der Tschechoslowakei”.

 

burkhalter sumi: Wohnsiedlung Ziegelwies in Altendorf, Schweiz | Ziegelwies Housing Development In Altendorf, Switzerland

Photos: Heinrich Helfenstein; Text: Seraina Carl
Bewegungslose Drehung

Die Siedlung Ziegelwies stellt eine weitere überzeugende Untersuchung des frei stehenden Wohnhauses im Werk der Architekten Burkhalter und Sumi dar. Sie leisten mit diesem Bau einen vielseitigen und auf mehreren Ebenen lesbaren Beitrag zur Diskussion um das Punkthaus. 

 

LP architekten: Zwei Einfamilienhäuser in Altenmarkt, Salzburg | Two Single Family Houses In Altenmarkt, Austria

Photos: Rupert Steiner; Text: Norbert Mayr
Neues aus dem Innergebirg

Engagierte ArchitektInnen, die zum ersten Mal im Land Salzburg bauen, machen nicht selten eine unerfreuliche Erfahrung. Wenn die Bauinstanz Bürgermeister das Projekt an den Gestaltungsbeirat einer Landgemeinde oder eines Bezirks delegiert, ist im Gegensatz zum renommierten Gremium der Stadt Salzburg keine fundierte Auseinandersetzung gesichert. Der im Land nur langsam bröckelnden Front baugutachterlicher Ablehnung steht eine wachsende Zahl für zeitgemäßes Bauen offener Bauherren gegenüber. In diesem Spannungsfeld arbeiten LP architekten vor Ort. 

 

Pichler & Traupmann: Zwei Einfamilienhäuser in Wien | Two Single Family Houses In Vienna, Austria

Photos: Paul Ott, Rupert Steiner; Text: Matthias Boeckl
Raum-Verschränkungen

Das Einfamilienhaus am Stadtrand – die Normalität schlechthin? Pichler & Traupmann zeigen seit Jahren, dass nicht nur im High-End-Bereich mit Multi-Millionen-Baubudgets räumlich anspruchsvolle Lösungen machbar sind. Ihr Konzept verschränkter räumlicher Schichtungen bietet der immer noch weitaus beliebtesten Wohnform beträchtlichen praktischen und ästhetischen Mehrwert.


Small&Smart

gaupenraub+/-, HOLODECK.at + m.gilbert, sglw + s architekten, thaler.thaler: Vier Wohnhäuser mit Garten in Wien | Four Houses With Gardens In Vienna

Photos: Sina Baniahmad, Alexander Hagner, Veronika Hofinger, sglw & s; Text: Matthias Boeckl
Suburban Paradise

Die kontinuierliche Verknappung städtischen Baulandes in Wien, der ungebrochene Drang zum eigenen Haus im Grünen sowie ein Generations- und Bewusstseinswechsel im Bereich traditioneller Kleingartenanlagen haben dazu geführt, dass diese Bauaufgabe zum bevorzugten Arbeitsgebiet experimentierfreudiger Architekten wurde. Vor allem die Lockerung der strengen Bauordnung machte hier einiges möglich.

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