
architektur.aktuell 05/2007
Uwe Schröder: Villa eines Kunstsammlers am Rheinufer in Bonn-Plittersdorf, Deutschland | Villa for an art-collector on the banks of the Rhine in Bonn-Plittersdorf, Germany
Photos: Stefan Müller; Text: Klaus-Dieter Weiß
Raum-Kunst-Werk
Mit seinen prägnanten Sonnenterrassen erinnert dieser konsequente, ruhige Pol am Godesberger Rheinufer an Adolf Loos und dessen Haus Scheu vor 95 Jahren. In der Zielsetzung: komfortables Haus, aber auch revolutionäres Kunstwerk, liegt eine Parallele. In seinem “Raumplan” sucht Uwe Schröder dagegen die Kontinuität vom großen Platz der Stadt bis zur letzten Zelle des Hauses. Die größte Überraschung ist, dass der Architekt dieses repräsentative Wohnen in moderner Kunst allumfassend gestaltet – bis zu den Möbeln und Beschlägen.
Rainer Köberl/Paul Pointecker: Haus H. am Rorschacher Berg, Schweiz | H. House on the Rorschacher Berg, Switzerland
Photos: Lukas Schaller; Text: Gabriele Kaiser
Atrium zwischen See und Autobahn
Auf einem Nordhang am Rorschacher Berg auf der Schweizer Seite des Bodensees – mit freiem Blick auf die große Horizontale des Sees – bietet dieses Haus nicht nur Lebensraum für eine Familie mit vier Kindern, sondern es birgt in seinem halb in den Hang geschobenen Eingangsgeschoß auch eine Einliegerwohnung für die Mutter der Bauherrin sowie einen Bürobereich mit fünf Arbeitsplätzen. Die negative Präsenz der im Süden direkt am Grundstück vorbeiführenden Autobahn ist kaum spürbar, die positive Präsenz des Sees und des Himmels darüber dafür umso mehr.
Essay
Ein hausgemachtes Problem | A Homemade Problem
Text: Reinhard Seiß
Die Erfolgsgeschichte des freistehenden Einfamilienhauses in Österreich sollte nicht nur Architekten und Raumplanern zu denken geben, sondern vor allem auch der Politik. Denn das millionenfach erträumte und realisierte Häuschen im Grünen ist mit dem Niedergang effizienter urbaner Strukturen, mit immensem Bodenverbrauch, irreversiblen Umwelt- und Klimafolgen sowie mit langfristig wirksamen öffentlichen Kosten verbunden.
TATANKA: Haus +848,50, Innsbruck-Hungerburg, Tirol | House +848,50, Innsbruck-Hungerburg, Austria
Photos: Paul Ott; Text: Matthias Boeckl
Einmal mehr: das Chaos steuern
Tirol ist ein ideales Studienlabor für die Auswirkungen ungebremster Einfamilienhaus-Bauwut bei gleichzeitig immer knapper werdenden Ressourcen. Verfügbares Bauland ist in dieser Bergregion äußerst begrenzt. Im Suburbia der Landeshauptstadt Innsbruck zeitigt das teilweise bizarre städtebauliche Folgen, da das Einfamilienhaus noch immer die von allen gewünschte Wohnform ist. Ein Fall für TATANKA, das bekannt kreative Drei-Mann-Büro, in der chaotischen künstlichen Landschaft an den Berghängen rund um die Stadt durch unkonventionelle Maßnahmen ein Maximum an Wohnwert zu schaffen.
Essay
maria flöckner & hermann schnöll: Haus 47°40’48″N/13°8’12″E in Adnet, Salzburg | House 47°40’48″N/13°8’12″E in Adnet, Salzburg, Austria
Photos: Stefan Zenzmaier; Text: Norbert Mayr
Die Erfolgsgeschichte des freistehenden Einfamilienhauses in Österreich sollte nicht nur Architekten und Raumplanern zu denken geben, sondern vor allem auch der Politik. Denn das millionenfach erträumte und realisierte Häuschen im Grünen ist mit dem Niedergang effizienter urbaner Strukturen, mit immensem Bodenverbrauch, irreversiblen Umwelt- und Klimafolgen sowie mit langfristig wirksamen öffentlichen Kosten verbunden.
Das SUDOKU der Architektur | The SUDOKU of architecture
Text: noncon:form
Oder: Warum wir keine Einfamilienhäuser mehr planen
Es war einmal ein ganz kleines, junges Architekturbüro. Es erblickte das Licht der Welt, getragen von dem Wunsch, selbst bestimmt zu arbeiten und dabei auch ein bisschen die Welt zu verändern. Die ArchitektInnen mieteten Räume, malten sie schön aus und erzählten all ihren Freunden, dass sie nun ein süßes kleines Architekturbüro besaßen, das Hunger hätte… Bald kam ein nettes Ehepaar und brachte Nahrung: einen Auftrag für ein Einfamilienhaus.
Feyferlik / Fritzer: Haus T. in Hart bei Graz, Steiermark | T. House in Hart near Graz, Austria
Photos: Paul Ott; Text: Nikolaus Hellmayr
Sinnliche Bescheidenheit
Seit den späten 1990er Jahren experimentieren und arbeiten Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer mit Folien als Bekleidung für Wand und Dach. Das Material kommt ihren durchdachten Raumkonzepten entgegen. Sie verbinden eine sensibel ausgewogene Reduktion in formaler wie materieller Hinsicht mit differenzierter Funktionalität zu einer lebendigen Raumsprache. Das Haus T. in Graz erscheint so als ephemere, fragile Konstruktion, virtuos und mit leichter Geste am Rande der Stadt zwischen das Gehölz eines herrlichen Gartens gestellt.
Gerhard Steixner: Villa Massera in Wien-Nussdorf | Vienna-Nussdorf, Austria
Photos: Gerald Zugmann; Text: Norbert Mayr
Die optimierte Moderne
Gerhard Steixner organisierte das neunte Unikat seiner Hausserie “Standard Solar” räumlich differenziert um eine Halle mit großzügigen Außenbezügen. Räumliche Durchlässigkeit kennzeichnet besonders den sonnendurchfluteten Leichtbauteil, der die Speichermasse des Massivkerns umfängt. Die passive Nutzung der Sonnenenergie mit zentraler Absorberwand verbindet sich mit einer einfachen aber effektiven Raumlüftung. Sonnen- und Erdwärme sichern ein umweltfreundliches wie kostengünstiges Beheizen oder Kühlen des Hauses. Eine Vielfalt ökologischer Materialien und Oberflächen prägt die behaglich-warme Wohnatmosphäre.
Essay
Unbekannte Spezies | Unknown species
Text: Achim Pietzcker
Atelier Bow-Wow, seine “Urban Detached House”-Studien und innovative ETH-Lehre
Das freistehende Einfamilienhaus hat in aufgeklärteren Fachkreisen einen mehr als zweifelhaften Ruf und löst in der Regel eine Reihe stereotyper Assoziationen aus: Krebszelle im stadtfressenden suburbanen Geschwür, Hauptschuldiger im Fall Klimakatastrophe und Brutstatt kleinbürgerlichen Spießertums um von den ästhetischen Sünden zu schweigen. Das Eigenheim verkörpert die Schrecken des Sprawls, es ist die Suburbia.