architektur.aktuell 07/08/2002

architektur.aktuell 07/08/2002

cultural structures I

Essay

Arteplages der Expo.02 in Biel, Neuchatel, Murten und Yverdon-Les-Bains, Schweiz | The Arteplages Of The Expo.02 In Biel, Neuchatel, Murten And Yverdon-Les-Bains, Switzerland

Photos: Gerald Zugmann, Yves André, Markus Senn, Thomas Jantscher, Felix Eidenbenk, Nikolaus Spoerri, Andrea Nussbaum
Die neue Schweiz

Seit kurzem fliegt sie wieder, die nationale Schweizer Fluglinie und das im neugestalteten Erscheinungsbild. Ein neues Image abseits der jüngsten Debakel und Skandale will auch die sechste Schweizer Landesausstellung vermitteln: humorvoll, sinnlich, ja sogar selbstironisch zeigt sich da das Land. Vergessen werden soll die Schweiz der anonymen Konten, die Schweiz, in der der Franken regiert. Auch bei der Architektur der Expo.02, die dieses Mal gleich an vier Orten im deutsch-französischsprachigen Drei-Seen-Gebiet stattfindet, gab man sich wenig “landesbewusst” und setzte bei den Ikonen der Arteplages, der künstlichen Strände, wie die Expo-Foren in Anlehnung an die Seenlandschaft genannt werden, maßgeblich auf “ausländische” Gast-Architekten wie Coop Himmelb(l)au, Jean Nouvel und Diller+Scofidio.


Arteplages der Expo.02 in Biel, Neuchatel, Murten und Yverdon-Les-Bains, Schweiz | The Arteplages Of The Expo.02 In Biel, Neuchatel, Murten And Yverdon-Les-Bains, Switzerland

Text: Andrea Nussbaum
Die neue Schweiz

Seit kurzem fliegt sie wieder, die nationale Schweizer Fluglinie und das im neugestalteten Erscheinungsbild. Ein neues Image abseits der jüngsten Debakel und Skandale will auch die sechste Schweizer Landesausstellung vermitteln: humorvoll, sinnlich, ja sogar selbstironisch zeigt sich da das Land. Vergessen werden soll die Schweiz der anonymen Konten, die Schweiz, in der der Franken regiert. Auch bei der Architektur der Expo.02, die dieses Mal gleich an vier Orten im deutsch-französischsprachigen Drei-Seen-Gebiet stattfindet, gab man sich wenig “landesbewusst” und setzte bei den Ikonen der Arteplages, der künstlichen Strände, wie die Expo-Foren in Anlehnung an die Seenlandschaft genannt werden, maßgeblich auf “ausländische” Gast-Architekten wie Coop Himmelb(l)au, Jean Nouvel und Diller+Scofidio.


Michael Maltzan: The Museum of Modern Art In Queens, New York

Photos: Christian Richters; Text: Matthias Boeckl
Kunst-Industrie

Gegründet im Jahr 1929 von einer Gruppe kunstinteressierter New Yorker mit Geld und Gemeinschaftssinn, ist das älteste und wohl auch einflussreichste Museum moderner Kunst an die Grenzen seiner Raumkapazität in Midtown Manhattan gestoßen. Mit dem Um- und Zubau von Yoshio Taniguchi werden nun die Flächen des mehrfach erweiterten Stammhauses aus den 1930er Jahren nahezu verdoppelt. Die Expansion bringt durch das von Michael Maltzan adaptierte Ausweichquartier auch die Chance der Konfrontation der saturierten Kunstinstitution mit einem industriell-gewerblichen Umfeld, das den Themen der modernen und neomodernen Avantgarde näher ist als die Business-Welt von Manhattan.


Raimund Abraham: The Austrian Cultural Forum, New York

Photos: Robert Polidori, David Sundberg; Text: Matthias Boeckl
Kultur, Magie, Energie

Nach dem 11. September 2001 muss sich New York die Frage stellen, ob die extreme Konzentration wichtiger administrativer und ökonomischer Strukturen die einzige Möglichkeit ist, den Wert dieser Stadt zu erhalten. Im Bezirk Midtown versucht nun – als aktuelle Gegenthese – eine kleine exotische Pflanze im dichten Wald mächtiger Büroriesen die Energien des kulturellen Stadtumbaus zur Wirkung zu bringen. Ihre nahezu ausschließliche Konzentration auf formale Qualitäten ist jedoch kein Luxus: Die Reaktionen zeigen, dass New York den Bau braucht und schätzt. Für diese Zukunft versprechende Wirkung ist fast kein Preis zu hoch.


Tod Williams+Billie Tsien: The American Folk Art Museum, New York

Photos: Michael Moran; Text: Matthias Boeckl
Die Kunst des Widerstands

Einige Monate vor dem Austrian Cultural Forum wurde – nur einen Häuserblock entfernt – mit einem kleinen Museum eine weitere konzentrierte Architekturintervention in das dichte Hochhausrevier von Midtown Manhattan gesetzt. Fast allseitig vom entstehenden Erweiterungsbau des Museum of Modern Art umschlossen, übt das schmale Haus Widerstand sowohl gegen den großen Kulturtanker des MoMA als auch gegen die gebaute Banalität der Bürotürme ringsum.


Ernst Beneder: Stadtprojekt Waidhofen an der Ybbs, Österreich | Waidhofen An Der Ybbs Urban Project, Austria

Photos: Margherita Spiluttini; Text: Matthias Boeckl
Sehen – erkennen – bauen

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Ernst Beneder mit und für eine ländliche Kleinstadt an einem exemplarischen Projekt, das die Aufwertung des Lebens in einer alten Kernstadt anstrebt. Wie alle anderen alten Kleinstädte Mitteleuropas ist Waidhofens Innenstadt von Megaattraktoren ringsum bedroht. Ein hoher Identifikationsgrad der Bürger mit ihrer Stadt und die konsequente jahrelange Kommunikationsarbeit des Architekten mit Stadtverwaltung und Einwohnerschaft haben aber ein kleines Wunder vollbracht: Die Kernstadt steigert ihre Lebensqualität und wendet damit die übliche stadtzerstörende Dynamik des Ausrinnens in den suburbanen Ring konsequent ab.


UN studio: Umspannwerk Innsbruck Mitte, Österreich | Innsbruck Mitte Transformer Substation, Austria

Photos: Christian Richters, M. Strickner/IKB; Text: Robert Fabach
“A building less ordinary?”

Das Umspannwerk Innsbruck Mitte sitzt mit seinen rund 15 m Gebäudehöhe geduckt hinter dem sechsgeschoßigen Verwaltungsgebäude der Innsbrucker Stadtwerke von Lois Welzenbacher. Dort entwickelt es durch seine eigentümliche Form, dem matt schwarzen Basalt und die gedrängte Lage eine geheimnisvolle Kraft und lässt seine Wirkungsrichtung auf das noch zu bebauende Gelände im Blockinneren erkennen.


Riepl Riepl: Bahn-Stellwerke in Linz und Wien, Österreich | Railway Signal Boxes In Linz And Vienna, Austria

Photos: Dietmar Tollerian; Text: Romana Ring
Maschinen-Kultur

Bemerkenswert wird Architektur vor allem dann, wenn sie über die Erfüllung von Funktionen hinausgehend zu deren Übersetzung in die Sprache des Gebauten wird. Peter und Gabriele Riepls Stellwerke in Linz und Wien sind als präzises Abbild und Sinnbild der gestellten Aufgabe eindrucksvolle Objekte und repräsentieren den Bauherren, die ÖBB, als Unternehmen gleichermaßen auf der Höhe der Technik als auf jener des Designs. Maschinen, geballt, beherrscht, mit der ihnen gewöhnlich zugeschriebenen Perfektion umfasst: so viel ist selbst im Vorbeifahren zu begreifen.


Blaich+Delugan: Hochhaus Simmering – Endstelle U3 in Wien, Österreich | Simmering High-Rise Building U3 Terminus In Vienna, Austria

Photos: Gerald Zugmann, Blaich+Delugan; Text: Matthias Boeckl
Die Kunst des Möglichen

Der Bau einer U-Bahn greift tief in die urbane Struktur ein: Nicht nur unter der Erde, sondern auch im Umfeld der Stationen – und besonders jenem der Endstellen – wird die Stadt vollständig neu definiert und dadurch meistens auch aufgewertet. Bei der jüngsten U-Bahnlinie Wiens, der U 3, führte das zur Transformation ganzer Stadtteile. Gewinner waren die alten Arbeiterbezirke Ottakring und Simmering, in denen die beiden Endstellen der Linie liegen. Das östliche Ende in Simmering wurde nun durch ein Projekt eines jungen Büros mit Hochhaus und zwei niedrigeren Baukörpern gestaltet.


Small&Smart

Mathis Barz: Neugestaltung des Areals um das Riesenrad in Wien, Österreich | Redesign Of The Site Around The Ferris Wheel In Vienna, Austria

Photos: Mathis Barz; Text: Matthias Boeckl
Kreis und Dreieck

Was jüngst in London mit dem Millennium Ferris Wheel von Marks Barfield als Attraktion das dritte Jahrtausend eröffnete, hat in Wien mit dem Riesenrad bereits eine mittlerweile über hundertjährige Tradition. 1896/97 vom – ebenfalls englischen – Ingenieur Walter Basset errichtet, versieht es mit seinen 15 Waggons immer noch seinen Dienst als eines der beliebtesten Ausflugsziele und Postkartenmotive Wiens. Als Hauptblickpunkt eröffnet es zudem die mittlerweile stark überholungsbedürftigen Attraktionen des Vergnügungsparks im gleichnamigen Erholungsgebiet Prater. Sein zeitgemäßer Umbau begann nun mit einer Neufassung des Zugangs zum Riesenrad mit mehreren neuen Funktionen, die dem heutigen Entertainment unentbehrlich erscheinen. 

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