
architektur.aktuell 1-2/2025
Transformation statt Abriss | reinventing spaces, preserving stories
26. Februar 2025
In unserer sich wandelnden Welt rückt die Umnutzung bestehender Bauten immer stärker in den Fokus. Sie ist weit mehr als reine Erhaltung oder Sanierung; sie eröffnet neue Perspektiven und ermöglicht es, Architektur nachhaltig weiterzudenken. In unserer ersten Ausgabe für 2025 zeigen wir, wie Umnutzung als kreative Strategie dient, um Räume neu zu definieren, bestehende Strukturen mit neuen Funktionen zu beleben und dabei ökologische sowie kulturelle Werte zu bewahren.
Selina Wach im Gespräch mit TOMAS
Im Gespräch mit Selina Wach gibt TOMAS einen Einblick in ihre Arbeit als frauengeführtes Büro, das sich für nachhaltiges, zirkuläres und inklusives Bauen starkmacht. TOMAS setzt auf feministische Stadtreparatur und hinterfragt bestehende Strukturen, um innovative Modelle für eine gerechtere Immobilienwirtschaft zu entwickeln. Mit ihrem TOMAS-Kreislauf – Investieren, Aktivieren, Transformieren – tragen sie zur Erhaltung bestehender Gebäude bei und zeigen, wie Bauen nachhaltig und zukunftsfähig gestaltet werden kann.
Wertschätzung und Abwägung - Der Bestand als Potenzial der Gestaltung (Heike Oevermann)
In ihrem Text argumentiert Heike Oevermann für die nachhaltige Nutzung bestehender Gebäude. Sie zeigt, wie die Erhaltung des Bestandes nicht nur Ressourcen spart, sondern auch wertvolle räumliche Qualitäten bewahrt, die im Neubau oft verloren gehen. Oevermann fordert, den Bestand als Grundlage für zukünftige Nutzungskonzepte zu sehen, die die verborgenen Potenziale von Gebäuden erkennen und weiterentwickeln. Ein Aufruf für eine Architektur, die innovative Lösungen für die Zukunft mit einem respektvollen Umgang mit der Vergangenheit verbindet.
Nachnutzung von Kirchen - Vom Weiterleben nach dem Amen (Wojciech Czaja)
Gestern Kirche, heute Disko, Galerie und Kindergarten. Doch die Umnutzung von Kirchen ist alles andere als einfach. Denn nach der Entweihung kommt die Entzauberung in Form von Auflagen und Investitionsrechnungen. Ein Überblick uber die spannendsten Projekte in Europa.
Die Alte WU umnutzen? - Konfliktfeld zwischen Stadtentwicklung, Politik und Nachhaltigkeit (Robert Temel)
Die sogenannte „Alte Wirtschaftsuniversität“ in Wien ist gar nicht so alt, wie der Name vermuten lässt. Ursprünglich war der Standort der Wiener Hochschule für Welthandel im 19. Bezirk, nahe dem Währinger Park. 1982 zog die Hochschule in das Universitätszentrum Althanstraße 1 (UZA 1) im 9. Bezirk – die „Alte WU“ – bevor sie 2013 schließlich in den neuen Campus im Prater umzog.
3DSP-Hybridtech-Ziegel- Mit neuen Möglichkeiten kommen neue Strategien (Jade Bailey, Oliver Hamedinger)
Das Wiener Architekturbüro JOYH – mit stummem H – stellt die innovative Ziegeltypologie BRIAN vor. Dieser Ziegel kombiniert Hightech- und Lowtech-Trends, um der Wiener Wohnungskrise und urbanen Wärmeinseln entgegenzuwirken. BRIAN passt sich passiv an die Umgebung an, fördert natürliche Kühlung und trägt zur Schaffung nachhaltiger Mikroklimata bei. Ein zukunftsweisender Ansatz, der moderne Fertigungstechniken mit traditionellen Bauweisen vereint, um eine grünere und nachhaltig gestaltete Stadt zu schaffen.
Umbaukultur in Zeiten der Polykrise
Ort: Brandenburg, Deutschland | Text: Laura Margarete Bertelt
Der Bausektor muss sich transformieren. Zeugnis dafür sind vielzitierte Zahlen, die unsere Verantwortung als Beteiligte einer klimaschädlichen Branche sichtbar machen. Anhand eines konkreten Beispiels wird gezeigt, wie wir eine Zukunft gestalten können, in der wir die planetaren Grenzen respektieren und nachhaltige Lösungen umsetzen. Was wir aktuell als nachhaltig bezeichnen, reicht nicht aus, um Klimaschutzziele einzuhalten.

Konsum Karwe © Thomas Meyer – Ostkreuz
Von der Kriegsmaschine zur kulturellen Enklave
Ort: Arnheim, Niederlande | Text: Harm Tilman
Buitenplaats Koningsweg, einst ein bedeutender Militärflugplatz, wurde nach 2011 in ein
urbanes Wohngebiet umgewandelt. Dabei wurde das militärische Erbe bewahrt und die natürliche
Landschaft der Veluwe in das Areal integriert. Heute verbindet das Projekt historische
Architektur mit zeitgenössischen Ansprüchen und bietet Raum für Kunst, Kultur und Wohnen.

Buitenplaats Koningsweg © Jannes Linders, Daria Scagliola
Von einer verborgenen Kirche zu einem lebendigen Musikzentrum
Ort: Rotterdam, Niederlande | Text: Harm Tilman
Im Zentrum von Rotterdam wurde eine ehemalige Mennonitenkirche in ein Musikzentrum für junge Menschen verwandelt. Schlüssel zu dieser Transformation war der behutsame Ansatz des Architekturbüros Powerhouse Company, das bauliche Eingriffe auf ein Minimum reduzierte. Das Resultat ist ein Gebäude, das den Bestand mit neuer Begeisterung in die Zukunft führt.

Muziekwerf © Sebastian van Damme
Zu Gast auf unbestimmte Zeit
Ort: Leipzig, Deutschland | Text: Lisa Korschewski
Auf der Suche nach einem neuen Bürostandort erkannte das Team von KO/OK Architektur das Potenzial eines ungewöhnlichen Ortes. Aus eigener Initiative schlugen die PlanerInnen vor, eine stillgelegte Maschinenhalle im Süden Leipzigs zu revitalisieren – und setzten den Umbau kurzerhand selbst um.

Maschinenhalle © Sebastian Schels
Rhythmus des Fortschritts
Ort: Ljubljana, Slowenien | Text: Miloš Kosec
Die Architektur der Moderne stellt besondere Herausforderungen an Erhalt und Umnutzung historischer Bauten. Ofis Architects haben mit der Renovierung der ehemaligen Druckerei Mladinska Knjiga in Ljubljana, einem ikonischen Werk von Savin Sever, gezeigt, wie ein solches Bauwerk gerettet werden kann. Das Ergebnis verbindet Fortschritt und Rationalität mit einem respektvollen Blick auf Vergangenheit und Zukunft.

Ehemalige Druckerei Mladinska Knjiga © Tomaz Gregoric, Janez Kališnik
Raue Poesie der Kontraste
Ort: Dirnbergergut, Oberösterrei | Text: Georg Wilbertz
Im oberösterreichischen Mühlviertel gehören große Hofanlagen und mächtige Vierkanthöfe zu den landschaftsprägenden Elementen. Verlieren die Höfe ihre ursprüngliche Funktion, stehen sie leer oder werden mindergenutzt. Bauten verfallen, werden abgerissen oder durch Neubauten ersetzt. Neben dem Verlust historischer, denkmalwerter Bausubstanz verschwindet mit jedem Bauwerk ein Stück landschafts- und geschichtsbezogener Identität. Dass die Verklärung ländlicher (Bau-)Kultur bis heute teilweise erstaunliche Blüten treibt, weiß man in Österreich spätestens seit den zuweilen boshaften Beiträgen eines Adolf Loos.

Dirnbergergut © Gregor Graf
GERNER GERNER PLUS. | Wohnbau Porzellangasse, Wien
Ein Beispiel für die nachhaltige Revitalisierung eines Bestandsgebäudes mit modernen Wohnlösungen.
STUDIO LOIS | Revitalisierung Klösterle, Tirol
Ein Beispiel für die behutsame Wiederbelebung historischer Substanz.
