architektur.aktuell 10/2002

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Gerhard Mitterberger: Sozialzentrum in Passail, Steiermark | Nursing Home In Passail, Austria

Photos: Zita Oberwalder; Text: Otto Kapfinger
Außenwelt und Innenwelt

Seit rund zehn Jahren entsteht in den österreichischen Bundesländern eine neue Generation von Wohnheimen für Alte und Pflegebedürftige. Es sind nicht mehr die monofunktionalen Bettenburgen in abgeschiedenen Idyllen, wie sie in den Jahrzehnten davor gang und gäbe waren, sondern kleinere Einheiten, örtlich und funktionell eingebunden am Rande oder direkt im Gefüge von Landgemeinden und Mittelstädten. Die Beispiele reichen von Hall i. Tirol, Leibnitz in der Steiermark bis Altenmarkt in Salzburg, Feldkirch oder Hörbranz in Vorarlberg.


Peter C. von Seidlein: Reihenhausanlage in München, Deutschland | Terrace House Development In Munich, Germany

Photos: Michael Heinrich; Text: Wolfgang Jean Stock
Klassisch modern

Dort, wo sich München “vornehm” dünkt, ist die Ablehnung moderner Architektur besonders groß. Zum Beispiel im Villenvorort Harlaching, der durch das unselige Treiben von Investoren seinen einstigen Charakter als Gartenstadt schon erheblich eingebüßt hat. Jahrelang musste Peter C. von Seidlein, ein durch das Druckereigebäude der “Süddeutschen Zeitung” international bekannt gewordener Münchner Architekturpreisträger, bei einem eigenen Bauvorhaben um seine Rechte kämpfen. Nun stehen oberhalb des Tierparks Hellabrunn zehn Reihenhäuser, die durch ihre klassisch-moderne Gestalt überzeugen.


Uwe Schröder: Haus am Cöllenhof in Bonn, Deutschland | Building Am Cöllenhof In Bonn, Germany

Photos: Peter Oszvald; Text: Klaus-Dieter Weiß
Kleine Welten

Die Begriffe Wohnen und Wohnung gehören in der Praxis scheinbar immer weniger zusammen. Richtig wohnt man nur in Häusern, worunter gemeinhin und diffus aber Einfamilienhäuser verstanden werden, die logischer Einwohnungshäuser hießen. Im Umkehrschluss folgt aus dieser Begriffsverwirrung, dass Mehrwohnungshäuser immer seltener den Anspruch spezifischer, warum nicht poetischer Gesamtheiten zu erfüllen haben. Uwe Schröder denkt dagegen Wohnen systematisch und in Häusern. Stadtferne und Steildach gelten dabei zugunsten von Stadt und Archetyp, Gesellschaft und Anthropologie nichts.


Philip Lutz: Dreifamilienhaus in Langenargen, Deutschland | Apartment Building With Three Apartments In Langenargen, Germany
Philip Lutz/Christian Prasser: Ateliergebäude in Lauterach, Vorarlberg | Studio Building In Lauterach, Austria

Photos: Robert Fessler; Text: Robert Fabach
Dialektik der “Kiste”: Ein gebauter Diskurs

Das Thema der reduzierten, kubischen Flachdachtypologie hat in der Region Vorarlberg seine eigene Entwicklungsgeschichte. Galt sie in der Pionierzeit der 1970er und 1980er Jahre im Umfeld verputzter Satteldachhäuschen als Synonym für bauliche Ökonomie und gestalterische Strenge, ist sie mittlerweile zur “Normalform” geworden. Und sie wird unbefriedigend, wenn sie als bloßes Zeichen verwendet wird, um mangelnde architektonische Sorgfalt und die Auseinandersetzung mit dem Ort eilfertig abzukürzen.


Essay

next story please…

Photos: Anna Blau; Text: Matthias Boeckl

Bekanntes und allzu Bekanntes auf der 8. Internationalen Architekturbiennale in Venedig
Was erwartet man von einer internationalen Architekturausstellung im Maßstab der Biennale von Venedig? Aufklärung über zukünftige Entwicklungen? Experimente? Diskurse? Oder eher eine profunde Information über das aktuelle Baugeschehen? Vielleicht die Würdigung anerkannter Architekturleistungen? – Von der manifestartigen Zuspitzung der ersten Ausstellung im Jahr 1980 unter dem Motto “Die Gegenwart der Vergangenheit” ist 22 Jahre danach nur mehr ein langweiliger Markt des längst Bekannten übriggeblieben. Über die “Zukunft” der Architektur erfährt man heuer nichts, wenig Neues auch vom “next” des unmittelbar Bevorstehenden. 

Najjar & Najjar: Semperit Forschungs- und Entwicklungszentrum in Wimpassing, Niederösterreich | Semperit Research And Development Centre In Wimpassing, Austria

Photos: Manfred Seidl; Text: Andrea Nussbaum
Warum bauen Autohersteller keine Häuser?

“Form follows function”, dieses zur Doktrin simpler Kisten- und Riegelarchitektur entfremdete Theorem, sagt eigentlich nichts darüber aus, ob sich die der Funktion folgende Form nur an orthogonaler Geometrie orientieren muss. Dass sich die Materialisierung einer im Raumprogramm funktionalen, aber äußerlich irregulären Form allerdings nicht ganz leicht umsetzen lässt, weil die Architektur fertigungstechnisch der Autoindustrie bei weitem nachhinkt, mussten die Architekten Karim und Rames Najjar bei der Realisierung des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums im südlichen Niederösterreich erfahren.

Franz Sam: Bürogebäude in Herzogenburg, Niederösterreich | Office Building In Herzogenburg, Austria

Photos: Margherita Spiluttini; Text: Otto Kapfinger
Cockpit des Baumeisters

Der Bauherr ist vom Fach. Er führt ein alteingesessenes Unternehmen in einer Kleinstadt im Zentrum von Niederösterreich. Der Ort ist geprägt durch ein wunderbares Barockstift, ist auch als Industriestandort bekannt, liegt kulturell etwas im Windschatten großer Nachbarn – elf Kilometer südlich die Landeshauptstadt St. Pölten, doppelt so weit im Norden das regionale Kulturzentrum Krems. 

Martin Kinzner: Tankstelle in Prutz, Tirol | Petrol Station In Prutz, Austria

Photos: Christof Lackner; Text: Bettina Schlorhaufer
Alles unter einem Dach

Tankstellen sind selten gestellte Bauaufgaben, was insofern erstaunt, weil das Kultobjekt Auto – metaphorisch betrachtet – geradezu nach einem Kultbau verlangt. Auch die dazu notwendigen Investitionen dürften kein Hindernis darstellen, sind doch gerade in Österreich mit seinen restriktiven Ladenöffnungszeiten Tankstellen wahre Goldgruben. Ihre Hauptumsätze machen sie mit Gemischtwaren, die der moderne Konsument ausgerechnet in der Nacht oder am Wochenende dringend braucht. Tankstellen erfüllen heute unter anderem den wichtigen Zweck, jede Party zustande zu bringen oder sie bis zum letzten Moment aufrechtzuerhalten. Und so wundert es auch nicht, dass ihr meistverkauftes Produkt jenes klebrig-rote Getränk ist, das – wie viele Nachtschwärmer hoffen – “Flügel verleiht”. 


Small&Smart

BEHF: Fabios – Restaurant, Bar, Lounge & Restaurant YUME, Wien | Fabios – Restaurant, Bar, Lounge & Restaurant YUME, Vienna, Austria

Photos: Rupert Steiner, Alexander Koller; Text: Andrea Nussbaum
Von Köchen und Architekten

Eine geglückte Synthese von Architektur und Kulinarik kann man seit kurzem in Wien an zwei Restaurants von BEHF Architekten ablesen, beweisen diese doch, dass sich die kulinarischen Freuden besser in einer gestalterisch qualitätsvollen Umgebung erleben lassen. Das architektonische “Menü” für Fabios soll ein großzügiges, elegantes und weltstädtisches Umfeld präsentieren. Das Rezept dazu: die Architektur fokussiert auf Tischkultur und Gäste. Dunkles Holz, Leder, Spiegel an den Wänden und sonst nichts – außer natürlich die Hauptdarsteller: die Menschen und das Essen. “Dekor ist nicht notwendig, denn die seitlichen Spiegel erzeugen Sequenzen wie in Filmen”, erklärt Armin Ebner das Konzept vom “Sehen und Gesehen werden”. Eine weitere Bühne der Inszenierung ist der Wintergarten, der sich an warmen Sommertagen in eine Terrasse der Eitelkeiten verwandelt. Für öffentlichkeitsscheuere Gäste gibt es Nischen, in denen sich das eine oder andere Geschäftsessen ruhiger abwickeln lässt. Das schöne an Fabios ist, dass beide Bereiche, das Restaurant mit seinen 120 Sitzplätzen und die Bar mit Lounge, eigenständig und doch einander ergänzend funktionieren.

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