architektur.aktuell 12/2000

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Forum

Weiterbauen, weiterspielen, weitermachen|Keep on building, keep on playing, keep on keeping on

Von|by Walter Angonese & Andreas Schett

Natürlich kennen wir die Geschichte von Stendhal. Bekanntlich fuhr der Schriftsteller in die Stadt und was dort seinen Sinnen unterkam, war entschieden genug. Er fiel in den Zustand geistiger Umnachtung. OVERDOSE. Zugegeben, hin und wieder fahren auch wir in die Stadt, wir rezipieren in wenigen Tagen alles, was der Ort hergibt, wir schauen, was die Zeitgenossen machen, von denen wir gehört haben, dass sie gut seien, zeichnen, schreiben, notieren wie unter Zwang. Und wenn man nicht in der Lage wäre, in den Nachtstunden die Funktion STAND BY zu aktivieren…

Aber jetzt ehrlich: Was können wir schon über die Stadt sagen? Finden Sie nicht auch, dass es ein entscheidender Nachteil ist, wenn man von Zeit zu Zeit unbedingt in die Stadt muss? Aber glauben Sie, dass es einen erheblichen Unterschied ausmacht, wenn man ab und zu unbedingt aufs Land muss? Wer in der Stadt ist, will naturgemäß heraus, wer nicht, will unbedingt hinein. Immer wenn Richard Strauss etwas mit seiner Frau Pauline tun wollte, schickte sie ihn komponieren und immer wenn er komponieren wollte, wollte sie. So die Legende.

Reden wir vom Land, wo wir arbeiten und wo man die längste Zeit so verfahren ist: Zuerst hat man weiße Leintücher zum Fenster hinausgehängt, was nicht allen ins Bild gepasst hat und weswegen andere statt der weißen blutige Leintücher hergezeigt haben. Die “Heimatbewahrer” und die “Anti-Heimat-Bewegung”, die “Traditionalisten” und die “Nestbeschmutzer”: Gleichgültig, wie man die einander gegenüberstehenden Lager bezeichnet, beide blieben im selben Klischee (Leintücher!) und haben eine aus heutiger Sicht einseitige Blickweise auf die ländliche Lebenswelt etabliert. DEPESCHE AN DIE METROPOLEN: Die Teilung der Welt in weiße und schwarze Idylle greift auch in der Provinz nicht mehr. Das Denken in Idyllen jeglicher Art ist seitens der Städter unter allen Umständen zu unterlassen!

Und wir, die Ruralen? Immer, wenn wir aus urbanen Gefilden heimkehren, wird uns das Hirn in die Enge getrieben. Enge, jawohl, ab und an zuviel Enge, aber oft auch wohltuende Beschränkung der Gedankengänge. Diesen Zustand nennen wir: Einfalt, oder: Eintönigkeit, oder: Einsilbigkeit. Im Weindorf Kaltern unter den Lauben sitzen, den Turbobooster herunterfahren und weiterdenken. Noch vor 100 Jahren habe man im hochalpinen Villgratental kaum mehr gehört als “die sparsamen Zurufe der bäuerlichen Arbeitsleute”, steht in einem Tourismusprospekt zu lesen. Ein Freund, der in Wien studiert, erzählte neulich, ihm sage man eine fast grobschlächtige Direktheit nach, weil er auf einfache Fragen stets mit “jo!” und “na!” zu antworten pflege, wohingegen seine Studienkollegen zum Beispiel auf die verhältnismäßig harmlose Frage “Hast du dieses oder jenes schon erledigt?” wie folgt reagierten:

O ja! oder:

Nicht wiaklich!

Wir waren bei der Einfalt. Das eingeschränkte Gesichtsfeld kann eine unbestechliche Genauigkeit der Beobachtung zur Folge haben. Ein nüchterner, nicht-romantisierender Blick auf das Umfeld ist gefragt. Die unsichtbaren Hilfslinien kommen zum Vorschein. Jetzt heißt es: weiterbauen, weiterspielen, weitermachen. Sich in einen vorgegebenen Zusammenhang einfügen und minimale Irritationen schaffen. Vorhandenes Material ernstnehmen und schöpferisch verwandeln. Etwa die historische Wucht von Burgmauern begreifen lernen und leichte architektonische Elemente anlehnen. Oder Trauermärsche spielen, die zugleich weinen und lachen. Ein gutes Begräbnis geht nämlich folgendermaßen vor sich: Bei der Kriegergedächtniskapelle steht die Blaskapelle, es hat 24 Grad minus, die Stimmzüge der Trompete frieren ab, wo sonst das Wasser herauskommt, hängen Eiszapfen. Die Musikanten machen blöde Witze und 20 Meter weiter am Grab stehen die Angehörigen und heulen Rotz und Wasser. Das ist die Balance, mit der Trauermärsche gespielt gehören.

Immer geht es um die Mehrbödigkeit, die Mehrdeutigkeit, die Mehrsprachigkeit und nicht um das Herabschauen vom intellektuellen Hochstand.

Bruno Spagolla, Wolfgang Ritsch: Furtenbachhaus in Feldkirch, Vorarlberg|Furtenbachhaus in Feldkirch, Austria

Von|by Otto Kapfinger
Kriterien/Konflikte lokaler Maßarbeit

Feldkirch ist eine Kleinstadt mit bewegter Geschichte, gewachsen an einer dramatischen Schüsselstelle alpiner Landschaft, ausgezeichnet durch seinen vitalen Stadtkern und einen kulturellen Anspruch, der in den letzten Jahren auch dem neuen Bauen im historischen Umfeld Raum gibt. Der Bau von Spagolla/Ritsch bietet eine Modellstudie des modernen Weiterbauens an einer von mittelalterlicher Substanz geprägten Altstadt. Er transformiert eine komplizierte Baulücke in ein überraschend großzügiges Raumgefüge, offen für die wandelbare Schichtung verschiedener Nutzungen, und er aktiviert auch vorher unerkannte Qualitäten im integrierten und renovierten Altbestand. Das Konzept der Architekten gerät aber dort ins Wanken, wo einer der Hauptnutzer seine Corporate Identity darüberstülpt, wo eine überregional agierende Handelskette ihre grobmaschigen Raum- und Designmuster auf die lokalen sozio-räumlichen Verhältnisse aufpfropft. Wo also die architektonische Modernisierung subtil aufs Stadtgewebe reagiert und es für Neues öffnet, dreht die Nutzung mit Ihrer Art der kommerziellen Modernisierung das Rad der Zeit zurück. Fazit: Wenn Kleinstädte profund urban nachrüsten, kann vordergründig Großstädtisches dies da und dort offenbar nur provinziell mißverstehen. (…)

Franz Marok/Ivan Cavegn: Neubau eines Post- und Wohngebäudes in Eschen, Liechtenstein|New Post Office and Residential Building in Eschen, Liechtenstein

Von|by Robert Fabach
47°12’44”Nord, 9°31’25”Ost

Diese geographische Ortsbestimmung bezeichnet eine Ortschaft im Fürstentum Liechtenstein, genauer das Gebäude des neuen Postamts in Eschen. Eschen, eine 3500-Seelen-Gemeinde nahe dem österreichischen Feldkirch überrascht seine Besucher, die zwischen Gasthaus und Kirche den Dorfplatz betreten, mit einem markanten Neubau im Ortszentrum. Der langgestreckte 2-geschoßige Baukörper mit geschoßhohen Fensterflächen und tiefen, großzügig angelegten Loggien streckt sich über ein querliegendes Basisgeschoß aus Glas und Aluminium. Das – regional nicht unumstrittene – Gebäude trägt auf seiner stirnseitigen Betonfassade eben jene globale Positionierung, Teil einer stimmigen Kunst-Installation zum Thema “Post” von Arno Oehri, die Alltagsszenen aus fünf Kontinenten transportiert. Sie setzt den Ort Eschen in einen globalen Kontext und bringt indirekt auch die Landnahme zum Ausdruck, welche der Bau für eine aktuelle Architektur in Liechtenstein bedeutet. Große Glasflächen, eine Haut aus Aluminiumlamellen und sorgfältig ausgeführte Sichtbetonflächen signalisieren ein sehr klares Bekenntnis zu einer zeitgemäßen Material- und Formensprache. Seit der Zugehörigkeit Liechtensteins zum EWR hat sich eine wesentliche Öffnung für Nicht-Liechtensteiner ergeben, was sich in einer spürbaren Belebung der architektonischen Entwicklung des Landes auswirkt. (…)

Boris Podrecca: Sanierung und Umbau des Hotel Greif samt Areal in Bozen, Italien|Renovation and Conversion of Hotel Greif and the Surrounding Property in Bozen, Italy

Von|by Gabriele Reiterer
Das Hotel, die Kunst und die Stadt

Ezra Pound, der ab 1958 in Meran lebte, hob ihn in seinen “Cantos” hervor, doch der Beginn des alten Gasthofs “Zum schwarzen Greifen” geht bereits auf die Zeit um 1500 zurück. Die traditionsreiche Gaststätte – später als Hotel Greif bekannt – liegt im Herzen der Stadt am Bozener Waltherplatz. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts befindet sich das Haus im Familienbesitz, ebenso das in unmittelbarer Nähe liegende Hotel Laurin, dessen Sanierung 1990 bis 1993 durch die Architekten Albert Mascotti und Boris Podrecca einen Meilenstein in der Wiederbelebung des traditionsreichen Bozener Tourismus setzte. 1909/10 unter dem Vorfahren des nunmehrigen Besitzers von den Brüdern Ludwig erbaut – Alois Ludwig war über Jahre Büroleiter von Otto Wagner – bedeutete es für das Bozen der Jahrhundertwende den souveränen Eintritt in die große internationale Hotellerie. Dem seit seiner Wiedereröffnung äußerst erfolgreichen Laurin sollte nunmehr die Renovierung des Greif folgen. Vorangegangene Anläufe zur Sanierung des alten Gasthofs waren an den denkmalpflegerischen Auflagen gescheitert, da ein großangelegtes Sanierungsprojekt essentielle, grundlegende Eingriffe, bzw. eine Neustrukturierung innerhalb der historischen Bausubstanz im Herzen des alten Stadtkerns vorsah. Erst mit Boris Podrecca erhielt 1994 der Plan zur Bebauung des gesamten Areals realisierbare Kontur; das Vorhaben umfasste die Sanierung des alten Hotels innerhalb historischer Bausubstanz von mehreren Komplexen, sowie zwei Neubauten mit Wohn-, Büro- und Geschäftnutzungen und Freiraumgestaltungen. (…)

Essay

Prototypen, Solitäre, Behauptungen|Prototypes, Solitaires and Statements

Von|by Friedrich Achleitner
Zum Werk von Josef Lackner(1931-2000)

Wahrscheinlich wird man erst mit einiger Zeitdistanz das Vakuum wahrnehmen, das Josef Lackner durch seinen Tod hinterlassen hat. Jo, wie ihn seine Freunde nannten, hatte eine merkwürdige Präsenz: Auch wenn es öfters still um ihn geworden war – “Durststrecken” sind in seiner Biographie genug zu entdecken – war er in Tirol als eine Art “Über-Ich” für die Architekten vorhanden, nicht nur durch die Maßstäbe, die er durch seine Bauten gesetzt hat, sondern auch durch seine Wortmeldungen, meist nicht zur Freude der Betroffenen, denn seine Kritik traf den Nagel immer auf den Kopf, wenn auch häufig der Hammer für den Nagel viel zu groß war. Seine originellen Gedanken, oft wie Querschläger die Szene aufschreckend, konnte man ablehnen, aber ihrer Wirkung konnte man sich nicht entziehen. Er besaß die entwaffnende Logik eines geradlinigen Denkers, erst ihre raffinierte verbale Verpackung verriet feinere und komplexere Strukturen dahinter.
Josef Lackner hat mit Johannes Spalt, Johann Georg Gsteu, Friedrich Kurrent, Wilhelm Holzbauer, Otto Leitner, Gustav Peichl und anderen bei Clemens Holzmeister studiert. Soweit sich Holzmeister als Tiroler inszenierte, war dies nicht gerade Lackners Art. Das Prinzip der kulturalen Einkleidung war ihm fremd, da hielt er es schon mehr mit dem kontroversiellen Einzelgängertum Lois Welzenbachers. Lackner hat sich nie mit seinem Lebensraum versöhnt, schon gar nicht in Sachen Architektur. Er ging zwar nach einer längeren “Wanderschaft” in Deutschland nach Tirol zurück, er suchte aber keine Wurzeln, weder die seinen noch andere.
Lackner blieb den Wienern nicht nur durch Schulfreundschaft nahe, sondern auch durch seine gelegentliche Bautätigkeit. Sein Architekturbegriff hatte zur Wiener Tradition eine Art polare Position, blieb ihr aber dadurch verbunden. Lackners Architektur ist tendenziell anti- ja aregional. Was aber, paradox genug, nicht eine Abkoppelung von Ort und Geschichte bedeutete. Wenn Lackner etwas in seinem Werk inszenierte, dann war es seine Autonomie, überspitzt, die Rolle des eigensinnigen Erfinders. (…)

Patrick Hernandez: Pförtnerhäuschen in Arsac, Frankreich|Gatekeeper’s Lodge in Arsac, France

Von|by Gilles Davoine
Der Blick nach oben

Im Herzen der für ihre Bordeaux-Weine berühmten Region Médoc bewacht dieses Pförtnerhäuschen den Eingang des Château d’Arsac. Es ist auch ein Wohnhaus für eine Familie, das eine radikale Version individuellen Wohnens bietet, indem es sich von der unmittelbaren Umgebung abschließt, aber zum Himmel hin öffnet: man hat hier auf seitliche Ausblicke verzichtet, zugunsten eines Glasdaches, das sich an das System der Treibhäuser für den Gartenbau anlehnt. Dieses alleine in der Landschaft stehende Pförtnerhaus könnte einen Prototyp für eine dichtere Bebauung darstellen, in Form einer Gruppe mehrerer Wohnhäuser, die an einer oder an mehreren Seiten aneinandergrenzen. (…)

KA2 Michael Kadletz/Roman Karner: Siegmundsgarten im Tier- und Naturpark Schloss Herberstein, Steiermark|Siegmundsgarten in the Schloss Herberstein Zoological Gardens and Nature Park, Styria, Austria

Von|by Andrea Nussbaum
Auf der Suche nach dem verlorenen Garten…

“Gott pflanzte zuerst einen Garten, und in der Tat ist dies die reinste aller menschlichen Freuden.” Für den Dichter Francis Bacon ist der Wunsch nach einem Garten Sinnbild des Glücks; oder anders ausgedrückt:
der Wunsch in uns allen nach dem verlorenen Paradies. Denn während die unberührte Natur gewaltig und gefährlich erscheint, das Land bewirtschaftet wird, um Ertrag abzuwerfen, ist der Garten die Utopie einer Landschaft, die es nicht gibt: geformte Natur. Wer es sich leisten konnte, legte einen Garten an: Relikte der höfischen Garten- und Parkarchitektur finden sich verstreut über ganz Europa. Sie stehen heute als kostbare Raumressourcen zur Verfügung. Doch was tun mit diesen Resten einer einst gepflegten und “geordneten Landschaft”? Das Architektenteam KA2 – Michael Kadletz und Roman Karner – hat mit der Neugestaltung des Siegmundsgartens im Tier- und Naturpark Schloss Herberstein eine Reise in die Vergangenheit eines einstigen Schlossherrn inszeniert und gleichzeitig die Geschichte der europäischen Gartenarchitektur reflektiert. (…)

Andrew Phelps: Nature de Luxe

Von|by Gabriele Kaiser
Bilder und Spekulationen zum Wesen des Campings

Ein Wohnmobilist bezieht sein Urlaubszimmer schon zu Hause. “Er startet in der köstlichen Gewissheit, unterwegs – wo immer das auch sei, in seinem eigenen Bett zu schlafen und an seinem eigenen Frühstückstisch sitzen zu können. Er wird auf die Frage – Und wie war das Zimmer? – antworten können: Großartig! Wir hatten es mitgebracht!” Der freie und spontane Ortswechsel ohne Tapetenwechsel sowie die gesuchte Nähe zur Natur mit allen wetterbedingten Launen gehören zu den Grundmerkmalen des Campings, ob man nun im Caravangespann (dem klassischen Wohnanhänger), im Reisemobil mit bordeigener Wasser- und Stromversorgung oder auch nur mit einem Fahrrad und einem einfachen Zelt unterwegs ist. Beide Aspekte, Naturverbundenheit und Bewegungsfreiheit kollidieren unweigerlich mit der gesetzlich verordneten Wirklichkeit und haben bereits in der ersten Blüte des Campings in den 1950er Jahren überall in Europa eigene Regelungssysteme hervorgebracht, die “wildes Campen” in der sogenannten freien Natur untersagen. Den österreichischen Behörden bereitet wildes Camping nach wie vor erhebliche Probleme, die zu verschärften Maßnahmen geführt haben: “In den Seengebieten, in Wintersportorten, in Städten und in Orten im Einzugsbereich von Autobahnen sind vielfach Einschränkungen beschildert. So ist in Tirol das Abstellen und Benutzen von Caravans und Wohnmobilen außerhalb von Campingplätzen grundsätzlich verboten. Ausgenommen hiervon ist lediglich das einmalige Übernachten auf Autobahnrastplätzen zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit.”
Campern wird der gewünschte Landschafts- und Naturgenuss ausschließlich in den dafür vorgesehenen Anlagen zuteil, die ihrerseits bestimmte Regeln aufzustellen und einzuhalten haben; um den Hauch der Wildnis zu atmen, muss man schon zumindest eine Reise nach Schweden auf sich nehmen. Hier ist es Campern dank des “Allemansrätten”, dem schwedischen Recht zum Gemeingebrauch für Natur gestattet, auch abseits der großen Campinganlagen ein einmaliges Nachtlager aufzuschlagen, sofern es sich nicht um eine landwirtschaftliche Nutzfläche oder den Rasen in unmittelbarer Nähe eines Wohnhauses handelt.
Diese Spannung zwischen reglementierter Mobilität, Häuslichkeit, Naturnähe und normiertem Landschaftskonsum ist ein Thema, das den Künstler und Fotografen Andrew Phelps angeregt hat, eine Serie von österreichischen Campingplätzen aufzunehmen. Das Projekt mit dem Titel “Nature de luxe” ist eine Erweiterung seiner fotografischen Auseinandersetzung mit den diversen Vermischungsgraden zwischen Stadtraum, Natur und “Wildnis”, (wobei letzteres hauptsächlich in seinen amerikanischen Bildern – Andrew Phelps stammt aus Arizona – zum Ausdruck kommt.) Im vorliegenden Set eines österreichweiten Campingplatz-Zyklus treten zwei Aspekte dieser Mensch-Umwelt-Beziehung besonders deutlich hervor: das ambivalente und künstliche Verhältnis der Camper zu Natur und Landschaft sowie die diversen Tendenzen der Sesshaftigkeit einer in seinen Materialeigenschaften durch und durch auf Mobilität ausgerichteten Behausung. (…)

Fritz Lorenz: Erweiterung der Hauptschule Neukirchen am Großvenediger in Salzburg|Extension of a Secondary School in Neukirchen am Grossvenediger/Salzburg, Austria

Von|by Norbert Mayr
Disziplin statt Satteldach

Zeitgenössischer Architektur im Land Salzburg fehlt leider dann oft die Bodenhaftung, wenn nach abgehobenen Wettbewerbs-Entscheidungen (vermeintlich) Avantgardistisches auf Gemeindeböden verpflanzt wird. Gepflanzt fühlt sich dabei allerdings die lokale Bevölkerung. Der ihr unverständliche architektonische Zeugungsakt wird zum Pyrrhus-Sieg für zeitgemäße Baukultur. Was ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung auf dem Land hätte sein sollen und müssen, ergötzt nur besuchende Architekten-Kollegen. Gegenläufig schrumpft hingegen die ohnehin geringe Zahl jener Einheimischen, für die “moderne Architektur” und der Berufsstand Architekt positiv besetzt sind. Die Gemeinde Neukirchen aber ist anders. Hier wurde Fritz Lorenz von Bürgermeister und Bauausschuss der Rücken für seine klar strukturierte, reduzierte Architektur gestärkt gegen die Intentionen des Bezirksarchitekten, der vom “alpinen Satteldach” schwärmte. (…)

Josef Hohensinn: Volpesiedlung in Weiz und Wohnhaus in Bad Aussee, Steiermark|Volpe Estate in Weiz and Residential Building in Bad Aussee, Austria

Von|by Walter Zschokke
Unter Dach und Fach

Die Transformation von Industriebrachen zu Wohnzwecken unter Wahrung einzelner Elemente des Bestands sowie deren Integration in die neugeschaffenen Gebäudestrukturen bietet dem sensiblen Architekten zahlreiche Möglichkeiten zum Verdichten, Überlagern, Verbinden, Einfügen und Zusammenstellen. In Weiz stand weder die grüne Wiese noch die tabula rasa, sondern ein vorhandenes Konglomerat billigst errichteter, oftmals veränderter, erweiterter und intensiv genutzter Gebäulichkeiten einer ehemaligen Ziegelei zur Disposition. Die neue, zum Wohnen umgenutzte Gesamtanlage basiert im Wesentlichen auf der Struktur der alten Hallen, deren Zwischenräume durch gezielten Abbruch aller Hinzufügungen als Gassenräume, Vorgärten, Höfe und platzartige Erweiterungen definiert wurden. Den skelettierten Stahlkonstruktionen der Hallendächer wurden kompakte, in aktueller Holzbauweise errichtete Baukörper untergeschoben und mit Maisonnetten sowie Geschoßwohnungen gefüllt. Eine andere Art der Transformation nahm Hohensinn im ländlich-eleganten Bad Aussee vor: Als einen individuellen Wohnbau bearbeitete er den Auftrag, eine Neuplanung im Umfang eines bereits bewilligten Bauvolumens zu realisieren. Der Bauplatz ist fast einzigartig: Im sanfthügeligen Wiesland bilden einige hohe Bäume die Nachbarschaft und verankern den Ort in der Topographie. Die nähere Umgebung wird landwirtschaftlich genutzt und ist mittlerweile wieder aus dem Baugebiet ausgegliedert. (…)

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