
architektur.aktuell 4-5/2025
Der öffentiche (T)raum | Urban Planning
& ADDON.Magazine Bad
6. Mai 2025
Städte sind weit mehr als nur Orte auf der Landkarte – sie sind Gefüge aus Geschichten, Begegnungen und Hoffnungen, in denen sich das Zusammenleben täglich neu erfindet. In urbanen Räumen spiegeln alltägliche Nachbarschaftsstreitigkeiten oft tieferliegende demokratische Prozesse: Auch wenn nicht alle Stimmen gleich laut sind, ringen unterschiedliche Gruppen um Einfluss und Anerkennung – ein lebendiger, manchmal widersprüchlicher Ausdruck städtischer Aushandlungskultur.
Architecture Matters 2025 | Nachlese
Bereits zum neunten Mal versammelte sich die europäische Architektur- und Stadtentwicklungsszene in München – zu einem der spannendsten Festivals der Branche: „Architecture Matters“. Was das Format besonders macht? Es bringt Menschen zusammen, die im Alltag selten am selben Tisch sitzen – Architekt:innen, Entwickler:innen, Investor:innen, Visionär:innen. Ziel ist ein ehrlicher Austausch, der nicht um heiße Themen herumredet, sondern mitten hineinschaut – zwischen Stadt, Kapital und Kultur.
Buntes baltisches Treiben im öffentlichen Raum | Dome Next Door
Mitten in der UNESCO-geschützten Altstadt von Riga, an der Kreuzung von sieben historischen Straßen, verwandelt sich der Domplatz in einen lebendigen sozialen Treffpunkt. Die Installation „Dome Next Door“ ist ein interaktives Erlebnis, das Geschichte und Gegenwart auf neue Weise verknüpft. Besucher:innen sind eingeladen, Teil des Kunstwerks zu werden, indem sie sich entspannen, spielen oder mit den architektonischen Elementen interagieren: eine innovative Art, den öffentlichen Raum zu bespielen und zu beleben.
Vom Eisernen Vorhang zur hölzernen Wolke | Kollektiv Plus X, Pier ½
Das Paneuropäische Picknick am 19. August 1989 bei Sopron an der ungarisch-österreichischen Grenze gilt als bedeutender Meilenstein zum endgültigen Fall des Eisernen Vorhangs. Heute, mehr als drei Jahrzehnte später, wird etwa 80 Kilometer Luftlinie weiter nördlich bei Angern an der March an der österreichisch-slowakischen Grenze am Rastplatz Pier ½ des Radfernwegs Iron Curtain Trail mitunter auch gepicknickt – allerdings unter gänzlich anderen Vorzeichen.
Immo-Kolumne | Die andere Seite - Stadt, Land, Speckgürtel
Heimo Rollett, Herausgeber der „Edition Immobilienwirtschaft“, beleuchtet die aktuellen Trends und Herausforderungen auf dem Immobilienmarkt. Von steigenden Preisen bis hin zu den Auswirkungen der Inflation – Rollett zeigt auf, wie Einkommen, Kreditzinsen und soziale Faktoren das Wohnen in Österreich und darüber hinaus prägen. Mit Blick auf die Zukunft gibt es Hoffnung auf eine Entspannung des Marktes und mögliche Lösungen zur Senkung der Wohnnebenkosten. Ein aufschlussreicher Blick auf die Dynamiken der Immobilienbranche und die entscheidenden Faktoren für Leistbarkeit
Komfort vs. Fortschritt – neues Mobilitätsverhalten
Text: Claudia Casagrande, Sarah Holler | Foto: Leo Schrewe
Mit 300 PS zum Supermarkt am Ortsrand rasen, mit quietschenden Reifen in den Parkplatz driften, direkt zwischen den beiden Eingangsschiebetüren des Nahversorgers und der Drogerie – ein Traum der Spezies Bequemlichkeit. Das Statussymbol Auto ist nach wie vor Platzhirsch in den Diskussionen zur Gestaltung der Außenanlagen und den damit einhergehenden Debatten um Flächenverbrauch. Unsummen an Freiraum werden bei uns Tag für Tag in direktem Zusammenhang mit dem „heiligen fahrbaren Untersatz“ versiegelt. Allein jeder einzelne Parkplatz beansprucht mehr als zehn Quadratmeter – ein Alptraum für das rare Gut Boden. Traum oder Alptraum? Auto oder Boden? Oder schaffen wir es vielleicht doch, die Bequemlichkeit zu überlisten?

© Leo Schrewe
Reclaiming Blue Space – urbane Transformation
Text: Agency Apéro | Foto: Neckarinsel e.V.
Die Agency Apéro versteht sich als Gestalter:in von Strategien und Kommunikationsräumen für urbane Transformationsprozesse. Wesentlich ist dabei die themen- und disziplinenübergreifende Betrachtung von Raum, aus der neue, experimentelle Ansätze planerischen Handelns entstehen. Ihre Interventionen an urbanen Gewässern spielen mit dem kollektiven Traum vom Baden.

© Neckarinsel e.V.
Von der sunken City zum bunten Pier | Mostlikely Architecture, Pier 22, Wien
Text: Romana Ring | Foto: Mostlikely Architecture
Am Pier 22 an der Neuen Donau in Wien ist vieles im Fluss – nicht nur wegen der Lage am Wasser. Bauherr:innenschaft und Generalplaner:in nähern sich, vom Standpunkt längst verinnerlichter Verfahrensregeln auf der einen und der Vision ganzheitlich gedachter Prozesse auf der anderen Seite kommend, über mehrere Bauphasen dem gemeinsamen Ziel eines hochwertigen, zukunftsfähigen Erholungsraums für die immer dichter werdende Großstadt Wien.

© Mostlikely Architecture_Pier 22
Supersuperficie – mehr als eine Brücke | OMA, Michel Desvigne, Simone-Veil-Brücke, Bordeaux
Text: Susanne Stacher | Fotos: Clement Guillaume, JB Menges
„Nicht nur eine Brücke, sondern einen neuen öffentlichen Raum schaffen“ – so lautete das Ergebnis eines breit angelegten Beteiligungsprozesses von Bordeaux Métropole zur Überquerung des Flusses Garonne, bei dem auch Tunnelvarianten zur Diskussion standen. Auf dieser Basis lobte das öffentliche Amt für interkommunale Zusammenarbeit, dem 28 Gemeinden rund um die Stadt Bordeaux angehören, 2011 einen Wettbewerb für den Neubau einer Brücke südlich des Bahnhofs aus. In dieser Gegend wurde damals auf dem südlichen Flussufer eine Stadterweiterung geplant mit Wohnbauten und Gewerbe. Die Brücke sollte nicht nur als Verbindungsglied zwischen den Gemeinden Bègles und Floriac dienen, sondern auch als qualitativer Stadtraum. Bisher waren die weit voneinander entfernten Ufer im Großraum Bordeaux lediglich durch sieben Brücken verbunden, von denen nur vier auch von Fußgänger: innen und Radfahrer:innen genutzt werden konnten. Die achte Brücke sollte mehr als eine Brücke sein.

© Clement Guillaume, JB Menges
Black Box Zukunft — Stadtplanung hinter verschlossenen Türen
Text: Maik Novotny | Foto: Georg Schere
Der Wiener Stadtentwicklungsplan STEP 2035 war lange erwartet worden. Kurz vor der Wahl wurde er beschlossen und trägt den Titel „Wien-Plan“. Inhaltlich weist einiges in die richtige Richtung, doch die Entstehungsgeschichte dieses wichtigen Strategieplans für die Zweimillionenstadt war von Intransparenz geprägt. Bürger:innen und die Fachleute blieben weitgehend außen vor. Diese für Wiens Stadtplanungsressort leider typische panische Angst vor Öffentlichkeit sorgte zu Recht für Unmut. Andere Städte wie München zeigen, wie es besser geht.

© Georg Schere
MEHR ALS WOHNEN | Schenker Salvi Weber Dietrich, Untertrifaller Architekten, Kuku 23, Wien
Text: Robert Temel | Fotos: Aldo Amoretti, Patrick Johanns
Der Bezirk Liesing im Wiener Süden wuchs in den letzten 25 Jahren um mehr als 40 Prozent von 85.000 auf 120.000 Einwohner:innen. Gemeinsam mit den Flächenbezirken jenseits der Donau zählt Liesing zu den am stärksten wachsenden Bezirken der Hauptstadt.Vor allem hier realisierte sich die Zunahme der Bevölkerung Wiens um mehr als ein Drittel seit den 1980er- Jahren. Die beiden größten Entwicklungsareale in Liesing sind „In der Wiesen“ südlich von Alt-Erlaa sowie Atzgersdorf, nördlich des gleichnamigen Ortskerns zwischen Südbahnstrecke und Liesingbach gelegen. Die Planung für Atzgersdorf startete mit einem kooperativen Verfahren 2011 mit insgesamt 5.300 Wohnungen, die dort entstehen sollen. Inmitten dieses Entwicklungsgebiets, an der großen Ausfallsachse der Breitenfurter Straße, zwischen Industrieanlagen, Gemeindebauten der 1960er-Jahre und vielen neuen geförderten Wohnbauten liegt die Gastgebgasse.

© Aldo Amoretti, Patrick Johanns
Kiosk-Akupunktur – urbane Interventionen
Text: Moritz Ahlert | Foto: Monika Keiler
Es ist Anfang Juli, die heiße Luft in den Straßen Berlins steht. Es ist ein sehr sommerliches Wochenende und wer kann, versucht Schatten an einem See im Umland zu finden. Auch die Menschen in Alt- Treptow lassen den Tag möglichst gemächlich angehen, während ein schwarzer Bulli mit einem Anhänger, auf dem sich eine spiegelnde Metallkiste befindet, in einer Seitenstraße einparkt. Der Anhänger wird entkoppelt, gekippt und mit einer Seilwinde wird die circa 2,6 Meter hohe Struktur auf Rädern langsam auf das Kopfsteinpflaster heruntergelassen. Es ist der Kiosk of Solidarity, der die nächsten vier Tage am ParkCenter in Berlin-Treptow Station macht.

© Monika Keiler
Im Gespräch mit Netzwerk Zukunftsorte
Interview & Text: Selina Wach | Foto: Peter Ulrich
Medien und Popkultur zeichnen oft ein düsteres Bild von ländlichen Regionen – geprägt von Provinzialität, Perspektivlosigkeit und rechter Dominanz. Doch wie viel Wahrheit steckt darin? Und welche Zukunftsperspektiven gibt es für den ländlichen Raum? Julia Paaß ist Gründerin des Netzwerk Zukunftsorte und engagierte Expertin für die Wiederbelebung von Leerstand, die Förderung demokratischer Teilhabe und die Entwicklung nachhaltiger Perspektiven für ländliche Räume. Ihr Ziel ist es, Leerstände in lebendige Gemeinschaftsorte zu verwandeln, die Wohnen, Arbeiten und Zusammenleben miteinander verbinden. Ein herausragendes Beispiel dafür ist der Hof Prädikow in Brandenburg, ein genossenschaftliches Wohn- und Arbeitsprojekt, das sie maßgeblich mitentwickelt hat.

© Peter Ulrich
querkraft | HOS House of Schools 1 JKU, Linz, Österreich
Fließende Lernlandschaft in 3D
Lionel Ballmer | The Wandering House, Nendaz, Schweiz
Schwebende Geste
Ein Museum als Diskursraum | Wettbewerb
Haus der Geschichte Österreich
