Charmanter Kleinversuch
Journal Preview Robert Pfurtscheller hat eine abgetragene Tenne an anderer Stelle wieder aufgestellt und zum Großteil mit recycelten Materialien bestückt: ein multifunktionaler „Raum für Vieles“ ist entstanden.
Heustadeln prägen die von Bauern seit Jahrhunderten gepflegte Tiroler Kulturlandschaft, doch wegen der Siloballen stehen immer mehr Stadeln leer und verfallen zusehends. Der Stubaier Baukünstler Robert Pfurtscheller hat bereits mehrere ausgediente bäuerliche Objekte revitalisiert. Nun hat der Planer die Tenne des 180 Jahre alten Bauernhauses, in dem seine Frau Claudia aufgewachsen ist, transferiert und recycelt. Zu ebener Erde ist ein 35 Quadratmeter großer multifunktionaler Raum entstanden.
Das einfache Bauernhaus stand einst im Zentrum der Gemeinde Fulpmes im Stubaital. 2005 musste es einer radikalen Umgestaltung des Dorfkerns weichen. Der gemauerte Teil wurde abgebrochen, die hölzerne Tenne konnte gerettet werden. Der Schwiegervater ist Zimmermann und hat ein Auge für Qualität. Friedl Krößbacher gehört noch einer Generation an, in der nichts weggeworfen wurde. Das in Tirol unübliche 45 Grad steile Dach faszinierte ihn. So zerlegte er die Tenne fein säuberlich, nummerierte jeden Balken und lagerte das Material ein, ohne konkrete Pläne zu verfolgen.
Robert Pfurtscheller ist ein unkonventioneller Denker und ein nachhaltiger Planer. Er zitiert gerne Streitschriften wie „Verbietet das Bauen“ des deutschen Stadtplaners Daniel Fuhrhop. Da ein Rohbau grob gerechnet ungefähr die Hälfte der Baukosten ausmacht, reaktivierte er die eingelagerten Balken. Ungefähr 300 Meter vom Ursprungsort entfernt, bekam die „Gritsch Tenne“ eine zweite Chance. In Geduldsarbeit rekonstruierte er das Holzskelett aus den handbehauenen, gut erhaltenen Balken. Das Wiederanbringen der Fassadenbretter geriet zum anspruchsvollen Puzzle, doch kein einziges Brett musste ersetzt werden.
Die betonierte Bodenplatte erinnert an die Ausmaße des abgebrochenen Hofs und dient auch als ...
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