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„Cité maraîchère“ – Ein Pilotprojekt für urbane Agrikultur und soziale Integration

In Romainville, einem nordöstlichen Vorort von Paris, in dem überwiegend sozial benachteiligte Einwohner leben, von denen 40 % unter der Armutsgrenze sind, hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Die sozial engagierte, linke Bürgermeisterin Corinne Valls hat beschlossen, eine bedeutende Anzahl hochwertiger Wohnungen zu bauen und dabei auf soziale Durchmischung zu achten, die einerseits durch die Verlängerung der Metrolinie und andererseits durch die günstigeren Wohnungspreise, die die stadtflüchtige Mittelschicht anziehen, ermöglicht wird.

Der Längsschnitt durch die Cité maraîchère zeigt die Vielfalt des Projekts von Anbaufläche über Aufenthaltsräume. © ilimelgo

Darüber hinaus verfolgte Valls mehrere Ziele: Förderung der Kreislaufwirtschaft, Schaffung von Arbeitsplätzen, Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Ernährung der Einwohner, Einrichtung einer sozialen Solidarwirtschaft und Sensibilisierung der Bevölkerung für den Umgang mit Energieressourcen. So wurde im Zuge eines radikalen Erneuerungsprozesses die berüchtigte Cité Marcel Cachin aus den 1960er Jahren umstrukturiert, der längste Riegel in zwei Hälften geschnitten und eine davon abgerissen. An dieser Stelle entstand – zwischen einer neuen Mediathek und einem selbstverwalteten Treffpunkt für Pensionisten – ein pädagogisches Agrarprojekt, das jungen und älteren arbeitslosen Menschen die Möglichkeit bietet, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Zwei Jahre lang können sie in der vertikalen Cité maraîchère („Gemüsegartenstadt“) arbeiten, bevor sie wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren. Dank eines 2013 abgeänderten lokalen Stadtentwicklungsplans können wieder landwirtschaftliche Bauten auf dem Gemeindegebiet errichtet werden, um die Ernährung der Einwohner in Krisenzeiten zu sichern. Die Cité Maraîchère sollte aber nicht nur zur Gemüseproduktion genutzt werden, sondern auch ein didaktischer Bau sein, der die Werte der Kreislaufwirtschaft vermittelt und einen Beitrag zur Wiederbelebung des Quartiers leistet.


Mit Gemüse gegen Arbeitslosigkeit


Den Wettbewerb für dieses ambitionierte Projekt gewann das Architekturbüro Ilimelgo, das sich bereits einen Namen gemacht hat für soziale und ökologische Projekte, wie auch für das Bauen mit minimalen Mitteln. Ihr Projekt besteht aus zwei schlanken, unterschiedlich langen, vier- und siebengeschossigen Baukörpern, die in ihrer Leichtigkeit und Formensprache an den Industriebau der Moderne erinnern...

Auf 700m2 wächst in den Obergeschoßen das Gemüse für BewohnerInnen Romainvilles. © Paul Lengereau

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