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Das Ranking 2025 | Die Beste Architektur

Architektur prägt unseren Alltag und trägt eine enorme Verantwortung: für das Klima, für unsere Städte, für den Umgang mit Ressourcen, und nicht zuletzt für die Qualität unseres Zusammenlebens. Mit dem Ranking „Beste Architektur“ zeigen wir, welche Projekte in Österreich heute besonders überzeugen – inhaltlich, gestalterisch und gesellschaftlich.


Das Ranking basiert auf den Einreichungen österreichischer Architekturbüros, die im Rahmen des Preises „Beste Architektur“ in Kooperation von architektur.aktuell und dem trend Magazin gesammelt wurden. Die Jury – bestehend aus Expert:innen der Architektur, Stadtplanung und Forschung – hat aus den zahlreichen Projekten jeweils herausragende Beispiele ausgewählt, die in ihrer Haltung, Umsetzung und Relevanz überzeugen. Bewertet wurden die Einreichungen in fünf Kategorien: Klima & Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung, Landschaftsarchitektur, Wohnen und Next Generation. In jeder dieser Kategorien wurden die Herausragendsten hervorgehoben, welche sich durch Innovation, Verantwortung und gestalterische Qualität abheben. Neben dieser Auswahl gibt das Ranking einen breiten Überblick über die Vielfalt und Qualität der eingereichten Arbeiten – von Umbauten im ländlichen Raum bis zu großmaßstäblichen Stadtprojekten. Mit diesem Überblick wollen wir nicht nur gute Architektur sichtbar machen, sondern auch zeigen, welchen Beitrag Architekt:innen für eine lebenswerte Zukunft leisten. Die Projekte stehen exemplarisch für neue Wege, mutige Entscheidungen und zukunftsweisende Entwurfsansätze. Ihre Qualität spricht für sich – und für eine Architektur, die mehr will als nur bauen.

Studio Jakob Sellaoui, Umbau einer 60er-Jahre-Wohnung © kunst-dokumentation.com

Schenker Salvi Weber Architekten, KinderKunstLabor © Patrick Johannsen

Gilbert Berthold, Einfamilienhaus mit Schilfdach © Gilbert Berthold

KENH Architekten mit DnD Landschaftsplanung, Umbau Praterstern © Theresa Wey

Lendarchitektur, Neues im Dorfzentrum © Christian Brandstätter

KLIMA & NACHHALTIGKEIT

Klimagerechtigkeit ist keine Option mehr – sie ist Voraussetzung für jede zeitgemäße Baukultur. Doch was bedeutet das konkret? In der Kategorie Klima & Nachhaltigkeit zeichnen wir Projekte aus, die sich dieser Frage mit architektonischer Konsequenz stellen. Es geht nicht um Ideale, sondern um Haltung. Um Gebäude, die Verantwortung übernehmen – mit ihrer Konstruktion, ihrer Materialwahl, ihrem Energiekonzept und ihrer Beziehung zur Umwelt.

1. Platz: Lendarchitektur
Neues im Dorfzentrum, Teufenbach

Zahlreiche Ortskerne ländlicher Regionen in Österreich leiden unter Landflucht, Leerstand und wirtschaftlicher Ausdünnung. Wo früher Nahversorgung und Gewerbe das soziale Leben prägten, dominieren heute verwaiste Gebäude und brachliegende Flächen. Eine nachhaltige Reaktivierung dieser Zentren ist daher nicht nur baukulturell, sondern auch klimapolitisch geboten – kompakte Strukturen, kurze Wege und multifunktionale Räume sind zentrale Bausteine einer ressourcenschonenden Zukunft. „Neues im Dorfzentrum“ von Lendarchitektur zeigt exemplarisch, wie durch Nachverdichtung und funktionale Ergänzung ein lebendiger, klimafreundlicher Ortskern entstehen kann. In Teufenbach entstand im Umfeld von Kirche und Pfarrhof ein kleiner, klar gefasster Pfarrplatz. 

© Christian Brandstätter

2. Platz: juri troy architects
Erweiterung Firmenzentrale Windkraft Simonsfeld, Ernstbrunn

Mit dem Ziel, Raum für weiteres Wachstum und neue kommunikative Qualitäten zu schaffen, wurde die Unternehmenszentrale der Windkraft Simonsfeld AG in Ernstbrunn um einen zweigeschossigen Neubau erweitert. Im Fokus stand neben der Schaffung zusätzlicher Büroflächen vor allem die Förderung von sozialer Interaktion und nachhaltiger Baukultur. Der Entwurf des Erweiterungsbaus – in enger Anlehnung an den Bestandsbau von Architekt Reinberg – fügt sich harmonisch in das bestehende Ensemble ein und schafft durch ein zentrales Atrium eine starke räumliche Verbindung zwischen Alt und Neu. Der Neubau von juri troy architects orientiert sich in seiner Gestaltung an einem kompakten, klar gegliederten Holzskelettbau.

© Patrick Johannsen

3. Platz: PLOV Architekten
Landwirtschaftliche Fachschule Winklhof, Oberalm

Die Landwirtschaftliche Fachschule Winklhof in Salzburg, weit über die Landesgrenzen hinaus für ihre praxisnahe Ausbildung geschätzt, wurde im Zuge eines gewonnenen Architekturwettbewerbs von PLOV Architekten umfassend erweitert. Im Fokus stand dabei nicht nur die funktionale Verbesserung des Lehrbetriebs, sondern auch die konsequente Umsetzung klimaschonender Bau- und Energiekonzepte. Durch die Neuorganisation des Schulgeländes wird das historische Schloss Winkl als identitätsstiftender Mittelpunkt des Campus betont und in eine moderne, nachhaltige Bildungslandschaft eingebettet. Die neuen Gebäude für Werkstätten und Pferdebetrieb wurden östlich des Schlosses positioniert und in eingeschossiger, hofartiger Struktur ausgebildet. Einheitliche Traufhöhen und fluchtende Gebäudekanten verweben die Baukörper zu einem ruhigen, stimmigen Ensemble, das sich harmonisch in die umgebende Kulturlandschaft einfügt. Obsthaine und großzügige Freiflächen ergänzen das Ensemble ökologisch und funktional, indem sie als Ausläufe für Tiere sowie als Lernorte im Freien dienen.

© EMILBLAU

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Wir legen einen Fokus auf Projekte, die zeigen, wie Freiräume gestaltet werden können – für Menschen, Tiere und Pflanzen. Es geht um Aufenthaltsqualität, Mikroklima, Identität. Natur lässt sich nicht bauen. Aber sie lässt sich einladen. Gute Landschaftsarchitektur schafft Bedingungen, unter denen Biodiversität, Wachstum und Rückzugsorte entstehen können. Das gilt für urbane Parks ebenso wie für infrastrukturelle Räume: Wer täglich durch einen Verkehrsknotenpunkt geht oder radelt, erlebt Stadt nicht nur über Architektur, sondern vor allem über Zwischenräume.

1. Platz: KENH Architekten mit DnD Landschaftsplanung
Umbau Praterstern, Wien

Die Umgestaltung des Pratersterns in Wien, geleitet von KENH Architekten sowie DnD Landschaftsplanung, gilt als Vorzeigemodell für die integrative Neugestaltung eines problembehafteten städtischen Knotenpunkts. Über die Dauer von zwei Saisonen hinweg wurde dieser Verkehrsraum in ein pulsierendes urbanes Zentrum verwandelt, das sowohl funktionale als auch ästhetische Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Diese Neugestaltung geht über die reine Verkehrsinfrastruktur hinaus und bietet eine multifunktionale Fläche, die den Menschen ein neues Lebensgefühl schenkt. Das Projekt ist beispielhaft für die Integration von Natur im städtischen Raum und bewältigt auch wesentliche Herausforderungen der zeitgenössischen Stadtplanung. Der neu geschaffene grüne Ring ermöglicht

© Theresa Wey

2. Platz: Land Rise
Kindergarten Niederbahn | Hermann-Gmeiner-Park, Dornbirn

Der Naturkindergarten Niederbahn in Dornbirn wurde als nachhaltiges und ökologisches Projekt neu konzipiert, um den Bedürfnissen der Stadt gerecht zu werden. Der eingeschossige Holzbau ersetzt einen Bestandsbau und ist Teil eines Gesamtkonzepts, das auf Naturverbundenheit und Klimaresilienz setzt. Mit um 60 Prozent geringerer Flächenverwertung als herkömmliche Gebäuden trägt der Kindergarten durch großzügige unversiegelte Flächen zur urbanen Klimaresilienz bei. Die Freiraumgestaltung von Land Rise gliedert sich in drei Zonen: eine private Spielzone für Kinder, eine öffentlich zugängliche Erholungsfläche und der benachbarte Hermann- Gmeiner-Park, der über einen Holzsteg mit dem Kindergarten verbunden ist. Besonders hervorzuheben ist der Fokus auf Natur- und Selbsterfahrung. Die Freiflächen bieten vielfältige Spielmöglichkeiten und Rückzugsräume wie den „Klangrohr“- Pfad und das „Grabenland“, in dem Kinder ihre Umwelt auf spielerische Weise erobern.

© Petra Rainer

3. Platz: atelier dede/Steinkogler Aigner
Kaiser-Josef-Platz Wels, Teil A

Der neu gestaltete Teil A des Kaiser-Josef-Platzes in Wels markiert einen bedeutenden Schritt in der urbanen Neugestaltung der Stadt. Der Entwurf des Projekts, gewonnen durch atelier dede und Steinkogler Aigner Architekten, verbindet historische Bezüge zur Landschaft mit modernen, klimafreundlichen Elementen. Der Platz, ehemals ein Vorstadtbereich, wird von den umliegenden Flüssen Traun und Mühlbach sowie der Welser Heide geprägt, und die Neugestaltung spiegelt diese gelebte Landschaftsgeschichte wider, während sie gleichzeitig den urbanen Charakter bewahrt. Eine der größten Herausforderungen des Projekts war die Umgestaltung der Haltestelle für acht Gelenkbusse, die durch drei unterschiedlich große Dächer überspannt wird. Diese Dächer sorgen für Schatten und Kühlung und schaffen durch ihre Intarsien einen Winddurchzug, der den Platz zusätzlich klimafreundlich gestaltet. Die Bäume, die aus den Ausnehmungen in den Dächern wachsen, symbolisieren die Bedeutung des Grüns in der Stadtgestaltung.

© Christian Pichlkastner

STADTENTWICKLUNG

Stadt ist mehr als Dichte – sie ist Begegnung, Bewegung, Beziehung. Hier zeigen wir Projekte, die genau das ermöglichen: ein städtisches Leben, das soziale, räumliche und ökologische Qualitäten zusammenführt. Es geht nicht nur um gute Gebäude, sondern um gute Konstellationen. Um Räume, die das Miteinander stärken, statt es zu verdrängen. Um Projekte, die nicht nur Flächen belegen, sondern Stadt verhandeln.

1. Platz: Schenker Salvi Weber Architekten
KinderKunstLabor, St. Pölten

Mit dem KinderKunstLabor haben Schenker Salvi Weber Architekten in St. Pölten mehr als ein Gebäude realisiert – sie haben einen zukunftsweisenden Impuls für Stadtentwicklung, kulturelle Bildung und partizipative Architektur gesetzt. Als Herzstück der Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 ist das Labor ein weltweit einzigartiger Ort, an dem Kinder bis zwölf Jahre Kunst erleben und mitgestalten können. Von Beginn an war klar: Dieses Projekt muss aus Kinderperspektive gedacht werden. Ein eigens gegründeter Kinderbeirat brachte die Bedürfnisse und Ideen junger Nutzer:innen direkt in den Entwurfsprozess ein. Das Ergebnis ist ein Gebäude, das sich konsequent an den Maßstäben seiner kleinen Besucher:innen orientiert – räumlich, funktional und emotional. Die Form des Hauses ist alles andere als gewöhnlich: Ein dreieckiger Grundriss mit weichen Rundungen umschließt ein zentrales Raumelement – eine massive „Baumstütze“ aus Beton, die symbolisch sechs Äste trägt und das Herzstück des Raumgefüges bildet. Eine spiralförmige Helixtreppe umschlingt diesen Kern und verbindet die vier Ebenen nicht nur funktional, sondern auch spielerisch. Sie ist Ausstellungsfläche, Bewegungsraum und Ort für spontane Entdeckungen zugleich.

© Patrick Johannsen

2. Platz: KENH Architekten
Umbau Praterstern, Wien

Die umfassende Umgestaltung des Wiener Pratersterns zeigt eindrucksvoll, wie städtische Planung den Ansprüchen und Bedürfnissen einer vielfältigen Gesellschaft gerecht werden kann. Durch die Zusammenarbeit von KENH Architekten und D\D Landschaftsplanung wurde dieser ehemals problembehaftete Verkehrsknotenpunkt in einen einladenden städtischen Raum verwandelt, der mit sozialen und funktionalen Angeboten überzeugt. In der heutigen Zeit, in der städtische Räume mehr denn je durch soziale Diversität, Mobilität und Umweltbewusstsein geprägt sind, setzt dieses Projekt neue Maßstäbe. Von der ersten Planungsphase an wurden alle Stakeholder – einschließlich Anwohner:innen, Sozialarbeiter:innen und Vertreter:innen von Randgruppen – in den Entwurfsprozess eingebunden. Dieses partizipatorische Vorgehen stellt sicher, dass die resultierende Gestaltung den vielfältigen Bedürfnissen der Nutzer:innen Rechnung trägt und als inklusiver Treffpunkt dient. Die Schaffung eines urbanen Raums, der sich an den Bedürfnissen einer heterogenen Gesellschaft orientiert, ist ein zukunftsweisendes Beispiel für integrative Stadtplanung.

© Theresa Wey

3. Platz; Dietrich | Untertrifaller Schenker Salvi Weber
Kuku 23, Wien

Der Wiener Bezirk Liesing wächst stark, und Atzgersdorf wird zu einem der wichtigsten Entwicklungsgebiete. Mit insgesamt 5.300 neuen Wohnungen wird das Areal zwischen Südbahnstrecke und Liesingbach seit 2011 transformiert. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag der Architekturbüros Schenker Salvi Weber und Dietrich | Untertrifaller, die maßgeblich zur Gestaltung des geförderten Wohnbaus beigetragen haben. Die Architektur des Projekts beeindruckt durch die gelungene Balance zwischen hoher Dichte und großzügigem Raumgefühl. Schenker Salvi Weber Architekten gestalteten zwei Bauteile mit grünen Stabgeländern und sanft schwingenden weißen Wellblechbrüstungen, die an die südeuropäische Moderne erinnern. Die Bauten wirken trotz der hohen Dichte luftig und einladend. Dietrich | Untertrifaller Architekten setzten mit ihren rostroten Loggienbändern auf Klarheit und Materialgerechtigkeit, wobei sie raumhohe Fenster verwendeten, um ein offenes und lichtdurchflutetes Wohnumfeld zu schaffen.

© Patrick Johannsen

WOHNEN

Wie sehen zeitgemäße Antworten auf die Frage aus, wie wir heute leben – und morgen leben wollen? Dabei geht es nicht nur um Neubauten, sondern ebenso um den sorgfältigen Umbau bestehender Wohnungen und Gebäude. Wohnarchitektur bedeutet auch, bestehende Strukturen weiterzudenken, umzunutzen und für kommende Generationen anzupassen.

1.Platz: Studio Jakob Sellaoui
Umbau einer 60er-Jahre-Wohnung, Wien

Der Umbau einer 60er-Jahre-Wohnung in der Siedlung „An den Langen Lüssen“ in Wien Döbling, entworfen von Studio Jakob Sellaoui, setzt sich mit der Sanierung von Zeilenbauten auseinander, die damals als schnelle Antwort auf den wachsenden Wohnraumbedarf entstanden. Diese Gebäude zeichnen sich durch pragmatische Konstruktionen aus, bei denen horizontale und vertikale Wiederholungen von Fensteröffnungen und tragenden Wänden dominieren. Der Sanierungsentwurf setzt nicht auf spektakuläre Neuerfindung, sondern auf das behutsame Weiterdenken bestehender Prinzipien – ein wohnpolitisches und gestalterisches Statement mit Leichtigkeit und Tiefgang.

© kunst-dokumentation.com

2. Platz: feld72 Architekten
Straußengasse 14, Wien

Mitten im 5. Wiener Bezirk, wo einst eine Baulücke zwischen einem Fachwerkhaus und einem Werkstattgebäude klaffte, hat das Büro feld72 ein Wohn- und Stadthaus entwickelt, das respektvoll mit dem Bestand umgeht und gleichzeitig dem Verdichtungsdruck der Stadt gerecht wird. Das bestehende Fachwerkhaus wurde dabei in das architektonische Konzept integriert – als identitätsstiftendes Element, das den Stadtraum prägt. Das neue Gebäude schwebt förmlich über dem historischen Baukörper und die zurückgesetzte Fassade sowie das eingerückte Eingangsportal inszenieren das Fachwerkhaus als freigestellten Solitär im Straßenbild. Das Erdgeschoss bleibt offen und durchlässig: Hier entstehen gewerbliche Nutzungen, ein großzügiges Foyer als Begegnungsraum sowie Ateliers im Hoftrakt – ein produktiver Stadtsockel, der Leben in den Block bringt. Die Fassade zur Straße kombiniert industrielle Anmutung mit feiner Detailarbeit: Stahlbänder, filigrane Lisenen und rautenförmige Verschraubungen rahmen die vorgelagerten Wintergärten.

© Hertha Hurnaus

3. Platz: dunkelschwarz
Doppelhaus DS., Salzburg

Steigende Grund- und Immobilienpreise stellen junge Familien vor große Herausforderungen. Besonders dann, wenn das Leben im urbanen Umfeld mit kurzen Wegen, öffentlichen Verkehrsmitteln und nachhaltiger Mobilität Priorität hat. Zwei Familien in Salzburg fanden ein sanierungsbedürftiges 60er- Jahre-Wohnhaus am Stadtrand – samt ehemaligem Nahversorger und Garage. Die Umnutzung dieser Bestandsimmobilie wurde zur Chance für ein gemeinsames, zukunftsorientiertes Wohnprojekt. Ziel war es, zwei gleichwertige Wohneinheiten zu schaffen, ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll zu bauen und möglichst viel Gartenfläche zu erhalten. Die Planung von dunkelschwarz sah vor, die ursprüngliche Geschossaufteilung aufzulösen und zwei seitlich nebeneinanderliegende Haushälften mit jeweils Erdgeschoss und Obergeschoss zu realisieren – die bestehende tragende Mittelwand dient nun als Wohnungstrennwand. Der Dachboden wurde zusätzlich ausgebaut, wobei die Flächen gerecht aufgeteilt wurden.

© Markus Rohrbacher

NEXTGENERATION

Es gibt Projekte, die klar den Einstieg in die Praxis markieren – vom ersten Wohnungsumbau bis hin zu öffentlichen Aufträgen und mehrgeschossigem Wohnbau. Oft beginnt es im Kleinen: eine Wohnung für einen Familienteil, ein Dachausbau für Freund:innen. Doch immer häufiger erhalten junge Büros früh die Chance, größere Aufgaben zu übernehmen, und nutzen sie mit frischen Ideen und großem Engagement.

1. Platz: Gilbert Berthold
Einfamilienhaus mit Schilfdach, Weiden am See

Wie sieht ein Haus aus, wenn es zwischen Handwerk, Forschung und familiärer Zukunft wurzelt? Jacobus van Hoorne, einst Teilchenphysiker am CERN, und sein Architektenfreund Gilbert Berthold beantworten diese Frage mit einem bemerkenswerten Projekt im burgenländischen Weiden am See. 2017 tauschte van Hoorne den Forschungsbetrieb gegen das Reetdachhandwerk seines Vaters – und beauftragte Gilbert Berthold mit der Planung seines neuen Einfamilienhauses. Das Ergebnis: ein radikal nachhaltiger, gestalterisch eigenständiger Bau, der das Handwerk des Schilfdachdeckens in die nächste Generation führt

© Gilbert Berthold

2. Platz: FREDIANA.studio
FRAU* schafft Raum, Wien

In der Nussdorfer Straße 4 in Wien hat das junge Büro FREDIANA. studio unter dem Titel FRAU* schafft Raum ein Projekt realisiert, das kraftvoll zwischen Architektur, Kunst und gesellschaftlichem Engagement vermittelt. Dort, wo einst eine Trafik war und ein Femizid geschah, ist ein feministischer Kunstraum entstanden – ein Ort des Erinnerns, der Solidarität und der Prävention. Die kleine Trafik spielte schon vor dem Umbau eine zentrale Rolle im Grätzl. Nach dem Umbau bleibt sie ein prägnanter Stadtraum – jedoch mit neuer Bedeutung. Die junge Architektin schafft eine mehrschichtige Erzählung: Historisch durch die behutsam restaurierte Fassade, sozial durch die Offenheit des Raums für feministische Diskurse, symbolisch durch ein Zeichen im Putz, das die Brutalität der Tat sichtbar macht, und technisch durch den Kontrast von schwerem Bestand und leichten, modernen Interventionen aus Stahl, Glas und Textil. Die Räume sind reduziert, fast abstrakt. Weiße Stoffbahnen, glatte Oberflächen und reflektierendes Metall schaffen eine stille Bühne, auf der Kunst und Erinnerung ihren Platz finden. Der alte Aluminiumtürgriff der Trafik bleibt als Fragment der Vergangenheit erhalten – berührt von vielen Händen, ein greifbares Zeichen der Kontinuität.

© Christoph Kleinsasser

3. Platz: Groefler Schwarz Architekten
Wohnbauten Eisengasse, Dornbirn

Mit dem Projekt Wohnbauten Eisengasse setzt das 2024 gegründete Architekturbüro Groefler Schwarz Architekten ein starkes erstes Zeichen: Mit dem viergeschossigen Neubau in Dornbirn zeigen Paul Gröfler und Much Schwarz, wie innerstädtische Nachverdichtung qualitätsvoll gelingen kann. Auf einem rund 1.200 Quadratmeter großen, neu zusammengelegten Eckgrundstück wurde ein Ensemble geschaffen, das städtebauliche Lücken schließt – und gleichzeitig architektonisch Akzente setzt.

© David Schreyer

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