Das Schwammstadt-Prinzip für Bäume
Kann das Schwammstadt-Prinzip für Bäume eine wirksame Hilfe bei lokalen Starkregenereignissen übernehmen, und welche Rolle spielen die blaue und grüne Infrastruktur in der Klimaanpassung?
Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit dar, insbesondere in urbanen Räumen. Probleme wie städtische Hitzeinseln, Überflutungen und verschlechterte Luftqualität werden zunehmend relevanter. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gewinnen Systeme der blauen und grünen Infrastruktur an Bedeutung. In diesem Kontext spielt das „Schwammstadt-Prinzip für Bäume“ in Österreich eine zentrale Rolle. Der folgende Essay analysiert, wie die Integration von Bäumen als Bestandteil dieser Infrastruktur zur effektiven Anpassung an den Klimawandel beitragen kann. Insbesondere wird untersucht, wie Bäume zur Verringerung der städtischen Überhitzung und zum Regenwassermanagement und möglicherweise auch dazu beitragen können, das Risiko von Katastrophen zu minimieren.
Das Schwammstadt-Prinzip basiert auf historischen Beobachtungen des Straßenbaus und den damit verbundenen Baumstandorten. Es erfordert einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Straßenbau und Baumstandorten: Statt Bäume und Infrastruktur isoliert zu betrachten, sollten sie als integrierte Systeme behandelt werden. Ein gesundes Baumwachstum benötigt ausreichend Platz im Untergrund, um Wurzeln zu bilden. Eine dichte Anpflanzung von Bäumen verbessert nicht nur die Luftqualität, sondern beeinflusst auch das Mikroklima positiv. Gruppen von Bäumen oder Alleen können synergistische Effekte erzeugen, die die Resilienz urbaner Umgebungen erhöhen.
Städtische Gebiete sind besonders anfällig für Überhitzung aufgrund von versiegelten Flächen, Beton- und Asphaltbelägen sowie des Mangels an Vegetation. Diese Faktoren führen zur Bildung von Wärmeinseln, die Temperaturen um bis zu 10 Grad Celsius über dem Umland erreichen können. Bäume bieten eine natürliche Lösung, indem sie Schatten spenden und durch den natürlichen Prozess der Transpiration kühlenden Wasserdampf freisetzen. Eine strategisch geplante „Schwammstadt“ mit Bäumen kann die Umgebungstemperatur signifikant senken und somit die Lebensqualität der StadtbewohnerInnen verbessern.
Ein weiteres zentrales Element der Klimaanpassung ist das Regenwassermanagement. Aufgrund des Klimawandels nehmen Starkregenereignisse zu, was zu Überflutungen und einer Überlastung der Abwassersysteme führt. Die meisten Kanalsysteme sind nur für moderate Niederschläge ausgelegt. Extremregenereignisse, wie im September 2024 im Osten Österreichs oder im April 2018 in Graz, können diese Systeme überfordern. In Graz war es ein Glücksfall, dass die Eggenberger Allee bereits im November 2017 nach dem aus Stockholm importierten und angepassten Schwammstadt-Prinzip umgestaltet worden war. Erwin Murer von der Bundesanstalt für Wasserwirtschaft (BAW), der das Projekt leitete, berichtete: „Während überall die Wassermassen geflossen und gestanden sind, ist die massive Regenmenge in der Schwammstadtstraße flächig versickert!“ Das Wasser verschwand schnell, blieb aber nicht ganz weg. Straßenbäume spielen eine wesentliche Rolle im Regenwassermanagement, indem sie das zwischengespeicherte Wasser aufnehmen und über Verdunstung wieder abgeben. Fachgerecht gestaltete Baumstandorte können Niederschlagsspitzen abpuffern und die Belastung der Kanalsysteme reduzieren.
Die blaue und grüne Infrastruktur umfasst natürliche und naturnahe Elemente in urbanen Räumen, die zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Dazu gehören Parks, Gärten, Bäume und Gewässer. Die Integration von Bäumen in diese Infrastruktur ist entscheidend, um deren positive Effekte zu maximieren. Die Vorteile dieser Infrastruktur umfassen...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2024. Der Volltext ist ab Seite 62 zu finden.