SBF Tower von Hans Hollein & Christoph Monschein

Eine Skizze wird Hochhaus

Central Business District in Shenzhen mit SBF-Tower von Hans Hollein und Christoph Monschein Photo: ONJ

Das chinesische Shenzhen zeichnet sich durch rasantes Wachstum und eine unüberschaubare Dichte an Hochhäusern aus. Eines davon ist auffallend anders: Der SBF (Southern and Bosera Funds) Tower, den der österreichische Pritzer-Preisträger Hans Hollein & Christoph Monschein planten. Der 200 Meter hohe Wolkenkratzer im Centre Business District Futian besteht aus fünf übereinander gestapelten, gleich hohen Teilen. Massive Blöcke aus Bürogeschossen – die „Box Levels“ -  mit strengen, quadratischen Grundrissen wechseln sich mit eingeschnürten, von grünen Pflanzen umgebenen Segmenten – den „Sky Gardens“ – ab. Diese sind mit vielen vor- und rückspringenden Terrassenplateaus wesentlich freier organisiert. Sie erweitern die Büros um Freiräume in schwindelnden Höhen und machen das Hochhaus zur Landmark.


Chinas Städte wachsen, verdichten und verändern sich ständig. Für Shenzhen gilt das besonders: Die Stadt grenzt im Süden an die Sonderverwaltungszone Hongkong und ist daher für ausländische Investoren höchst interessant. Shenzhen wächst rasant. Seine Einwohnerzahl stieg von 3.000 im Jahr 1950 bis 1980 auf 59.000 an, dreißig Jahre später – 2010 - waren es bereits 10,2230 Millionen. In diesem Jahr schrieben die Southern and Bosera Funds einen internationalen Wettbewerb für ihr Bürohochhaus aus, zu dem das Who-is-Who der globalen Architektenschaft geladen war: MVRDV, Coop Himmelb(l)au, Morphosis, Steven Holl und Hans Hollein. Dazu noch zwei chinesische Büros. Der Bauplatz im Central Business District Futian war sehr prominent. „Wir verfolgten das Konzept von ineinander verflochtenen Türmen“, so Architekt Christoph Monschein, der das Projekt mit Hans Hollein entwickelte. Kurz darauf bekamen sie einen Anruf aus ihrem chinesischen Büro. Sie hätten den Wettbewerb gewonnen, doch der Turm gefiel den Bauherren nicht.

SBF Tower, Hans Hollein und Christoph Monschein, Shenzhen Photo: ONJ

SBF Tower, Hans Hollein und Christoph Monschein, Shenzhen  Photo: ONJ

„In China gibt es ein Sprichwort: zuerst bekommst du den Ziegelstein, dann die Jade“, erklärt Christoph Monschein. Siegerprojekte noch zu optimieren, bis sie dem Geschmack des Auftraggebers entsprechen, ist dort also ganz normal. „Wir lieferten zehn Entwürfe und fuhren eigens hin“, erinnert sich Monschein.

Wir machten aus einer Skizze ein dreidimensionales Projekt.

Architekt Christoph Monschein

 

Schließlich kristallisierte sich die Königsidee heraus: Hollein und Monschein transformierten eine legendäre Skizze des Pritzker-Preisträgers aus dem Jahr 1959,  in der er seine Vision eines Hochhauses der Zukunft zu Papier gebracht hatte, in Architektur. „Wir machten aus einer Skizze ein dreidimensionales Projekt.“ Es traf voll ins Schwarze: Der Bauherren entschied sich binnen Sekunden und größtem Nachdruck dafür. „Das hohe Gebäude mit seinen Freiräumen dazwischen hat etwas sehr Ikonenhaftes – es ist wie eine Skulptur“, sagt Monschein. Die Gegensätze der massiven Box-Levels mit dem lebendigen Grün der Sky-Gardens erzeugen eine ganz eigenwillige Geometrie und lassen sich auch als gebautes Manifest der Philosophie des Yin und Yang deuten.

Legendäre Skizze eines Hochhauses der Zukunft von Hans Hollein, 1959 Coypright: Hans Hollein Archiv AzW Architekturzentrum Wien

Legendäre Skizze eines Hochhauses der Zukunft von Hans Hollein, 1959  Coypright: Hans Hollein Archiv AzW Architekturzentrum Wien

Man baute den SBF-Tower im Prinzip so, wie er geplant war sehr pragmatisch aus Stahlbeton. Der Grundriss ist ein Quadrat von 45 Meter Seitenlänge, die Erschließung zentral in der Mitte angeordnet, das Foyer beeindruckende zwanzig Meter hoch. In den Box Levels sind alle Büros an der Fassade entlang gereiht, in den Sky-Gardens aber sind rund um die eingeschobene Büroebenen mit ihren vor- und rückwärts springenden Fassaden Grünräume und Gärten angeordnet, die aus typischen chinesischen Elementen bestehen: Pflanzen, Wasser und Felsen. „Es gibt eine dreidimensionale Verflechtung von innen und außen. Man sieht von einer Terrasse auf die andere“, so Monschein. „Über die Raumkonfiguration der Hülle gibt es viele Bezüge nach außen.“ Einen wesentlichen Anteil daran tragen auch die Stahlbetonstützen: Sie sind eigens aus den Ecken gerückt, so dass man einen freien Blick hat.

"Sky Garden" im SBF-Tower Foto: ONJ

"Sky Garden" im SBF-Tower  Foto: ONJ

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