Geometrie trifft Natur

Ein Raum zwischen Konstruktion und Emotion: HORST ist das Ergebnis einer langjährigen Kooperation zwischen Kohlmaier Wien und dem Architektur- und Designstudio heri&salli. Was als spontane Skizze begann, entwickelte sich über 18 Monate zu einem Projekt, das die Idee des Schutzes, der Form und der menschlichen Maßordnung neu interpretiert. Kann ein Objekt zugleich Zuflucht und Statement sein?
Vom Entwurf zur Zusammenarbeit
Am Anfang stand eine einfache Handskizze. Sie zeigte eine geometrische Figur, die zugleich Struktur und Geborgenheit ausstrahlte. Was darauf folgte, war ein Prozess des gemeinsamen Denkens und Experimentierens: Das Wiener Unternehmen Kohlmaier, bekannt für handwerkliche Präzision und Materialkompetenz, und das Architekt:innen- und Designstudio heri&salli entwickelten gemeinsam eine Idee, die zwischen Kunstobjekt und Raumstruktur changiert.
Diskussionen, Prototypen und Materialtests prägten die 18 Monate der Entwicklung. Kohlmaier brachte sein Wissen in der Umsetzung komplexer Formen ein, heri&salli steuerten den konzeptionellen Rahmen bei. So entstand Schritt für Schritt ein Objekt, das formal streng, aber inhaltlich poetisch ist.
Ein Nest aus Stäben
Wie bei einem Vogelnest fügen sich die einzelnen Elemente zu einem schützenden Ganzen. Die 61 Stäbe, entwickelt und produziert von der Technologiemanufaktur SFK in Kirchham (Oberösterreich), bilden eine homogene, tragende Hülle. In ihrem Inneren befindet sich ein Würfel – die geometrische Idealfigur menschlicher Vermessung.
Aus dieser Kombination entsteht eine Symbiose von Mensch, Geometrie und Natur: Der Würfel steht für Ordnung und Rationalität, die Stabkonstruktion für organisches Wachstum. HORST vereint beides – das Präzise und das Ungeordnete – zu einer raumgreifenden Skulptur, die Geborgenheit vermittelt, ohne sich zu verschließen.
Technik und Poesie
Die Herausforderung bestand darin, eine filigrane, stabile Struktur zu schaffen, die handwerklich umsetzbar und zugleich sinnlich erfahrbar bleibt. Dank der Zusammenarbeit mit SFK konnte die komplexe Geometrie der Stäbe technisch perfektioniert werden. Jede Verbindung, jede Fuge folgt einer präzisen Logik. Und doch entsteht im Gesamten etwas Weiches, beinahe Natürliches.
So wird HORST mehr als nur ein Objekt. Er ist Ausdruck einer Haltung, die Technologie und Emotion nicht als Gegensätze, sondern als Partner versteht.

HORST im Wald © Max Wessely
Ein Ort des Rückzugs
HORST ist nicht als Möbel, Pavillon oder Skulptur allein zu verstehen. Ein Ort, der das Verhältnis von Mensch und Raum hinterfragt. Ein Rückzugsraum, der in seiner Offenheit Geborgenheit bietet. Die Konstruktion wirkt transparent und schützend zugleich. Innen und Außen verschmelzen, während das Licht durch die Stäbe wandert und immer neue Muster erzeugt. HORST wird zum Resonanzkörper für Wahrnehmung, Ruhe und Reflexion.
Kooperation als Prinzip
Die Entstehung von HORST zeigt, wie produktiv die Zusammenarbeit zwischen Handwerk, Technologie und Architektur sein kann. Aus einem intuitiven Entwurf wurde durch Austausch, Erfahrung und Präzision ein gebautes Statement. Es steht für das, was Kooperation in der Gestaltung leisten kann: das Zusammenführen von Disziplinen, Denkweisen und Menschen.
Fazit
HORST ist ein architektonisches Objekt, das die Sprache der Geometrie mit der Logik der Natur verbindet. Er erinnert daran, dass Räume nicht nur gebaut, sondern empfunden werden. Und dass wahre Innovation dort entsteht, wo technisches Können und gestalterische Idee zu einer gemeinsamen Form finden.

HORST im Wald © Max Wessely