Ost und West, Theorie und Praxis

Hashim Sarkis: Direktor der 17. Architekturbiennale 2020

Hashim Sarkis, photo by Bryce Vickmark c

Eineinhalb Jahre Vorbereitungszeit stehen dem im Dezember 2018 ernannten Direktor der Architekturbiennale 2020 in Venedig für die Planung der weltgrößten Architekturschau zur Verfügung. Der libanesisch-amerikanische Architekt Hashim Sarkis (55) studierte in Harvard und leitet die Architekturschule des MIT in Boston. In Cambridge und Beirut betreibt er das Architekturbüro HSS, das sich mit leistbarem Wohnen sowie Freiraumplanung und Städtebau beschäftigt.


 

Mit Hashim Sarkis wurde ein Architekt und Forscher bestellt, der Theorie und Baupraxis produktiv miteinander verbindet, sogar in zwei Kulturen – den USA und dem Nahen Osten. „Die Biennale hat mit Sarkis einen Kurator gewonnen, dessen spezielle Aufmerksamkeit jenen Themen und kritischen Fragen gilt, die von den verschiedenen konträren Realitäten der heutigen Gesellschaft an unseren Lebensraum gestellt werden“, erklärt Biennale-Präsident Paolo Baratta.

Welche Agenda wird Sarkis formulieren? Welche inhaltlichen Schwerpunkte in der Hauptausstellung setzen? „Die Welt stellt neue Anforderungen an die Architektur“, sagt der Biennaledirektor für 2020 vorerst noch allgemein. „Ich freue mich darauf, mit den teilnehmenden Architekten aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, um uns vorzustellen, wie wir diesen Herausforderungen begegnen werden.“

Byblos town hall plaza © HSS architects, hashimsarkis.com

Byblos town hall plaza © HSS architects, hashimsarkis.com

Die Forschungs- und Planungsarbeiten von Sarkis lassen jedenfalls eine historisch-theoretisch fundierte, pragmatische Herangehensweise an zeitgemäße Umweltgestaltung erwarten. Zu seinen Büchern zählen Josep Lluis Sert, The Architect of Urban Design (New Haven, Yale University Press, 2008), Circa 1958, Lebanon in the Projects and Plans of Constantinos Doxiadis (Beirut, Dar Annahar, 2003) und Le Corbusier's Venice Hospital (München, Prestel, 2001). Sein Büro HSS hat mit dem Rathaus von Byblos (2016) und der Einfamilienhausgruppe The Courtowers im Libanon sensiblen und verantwortungsvollen Umgang mit Landschaft und öffentlichem Raum, aber auch eine Wertschätzung der Sprache der klassischen Moderne bewiesen. Mit dem Freiraum als immer wertvoller werdende Ressource unserer Städte und ländlichen Regionen könnte direkt an die Biennale 2018 mit ihrem Motto „freespace“ angeknüpft werden. Gelänge auch eine Verbindung dieser gesellschaftlichen Frage mit bewährten Traditionen der Moderne und mit betont praktischen, technisch-ästhetischen Diskursen der realen Welt – also mit dem Hier und Heute von Bauaufgaben, die unmittelbar und rasch die Lebensumstände verbessern –, dann könnte die Biennale 2020 erneut konkrete und relevante Beiträge der ArchitektInnen zum globalen sozialen und kulturellen Fortschritt bieten.

Byblos town hall courtyard © HSS architects, hashimsarkis.com

Byblos town hall courtyard © HSS architects, hashimsarkis.com

Gespannt erwartet man nun Sarkis' Konzept, auf das die nationalen Beiträge reagieren können. Das wird gerade für den österreichischen Pavillon spannend, dessen Gestaltung nun erstmals als Wettbewerb ausgelobt wurde.

17. Architekturbiennale, 23.5.-29.11.2020

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