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Künstlerische Intelligenz – von Menschen erdacht und Robotern geschaffen

Roboter sind bekannt für Präzision und Zuverlässigkeit – Fähigkeiten, in denen sie dem Menschen im Allgemeinen überlegen sind. Umgekehrt lässt sich aber auch sagen, dass Robotern Kreativität und Softskills fehlen, die den Menschen auszeichnen, mit denen wir im Laufe von Produktionsprozessen auf die Eigenschaften von Materialien interaktiv einzugehen verstehen. Darüber hinaus ist, was von Menschenhand geschaffen wurde, einzigartig und nie exakt wiederholbar. Künstlerische Werke eines Roboters sind reproduzierbare Ausführungen eines ihnen vorgegeben Programms.

Mit IRoP lassen sich handentworfene Formen vor Ort fabrizieren. © Mitterberger, Ercan Jenny, Vasey, Lloret-Fritschi, Aejmelaeus-Lindström, Gramazio und Kohler, ETH Zurich

Vor diesem Hintergrund haben ForscherInnen der Architektur Fakultät an der ETH in Zürich ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem Menschenhand und Roboterarm zusammenarbeiten und einander ergänzen. IRoP, das Ergebnis, wurde an der CHI 2022 Konferenz in New Orleans präsentiert.
IRoP steht für „Interactive Robotic Plastering” und ist ein System, das dem Menschen ermöglicht, von Hand dreidimensionale Designs im Raum zu zeichnen, die dann als Wandrelief von einem Roboterarm mit Putz an die Wand gedruckt werden.

Parametrische Designwerkzeuge ermöglichen ein Maß an künstlerischer Freiheit, folgen aber Regeln von Software und Programmiersprache und sind nicht so flexibel und intuitiv wie menschliche Handarbeit. IRoP dient als Brücke zwischen analogem Modellieren und maschineller Fabrikation. Mit einem Controller und Echtzeit- Projektion als Werkzeuge „malen” die DesignerInnen Druckpfade, die vom Roboter abgefahren werden, von Hand an die Wände.

© Mitterberger, Ercan Jenny, Vasey, Lloret-Fritschi, Aejmelaeus-Lindström, Gramazio und Kohler, ETH Zurich

Dieser 3D-Vorgang ist mit der 2D-Nutzung eines Tablets vergleichbar, bei der statt auf Papier auf dem Bildschirm handgezeichnet wird. Das Ergebnis ist eine digitale Abbildung, die unendlich reproduziert werden kann. IRoP kann als ein digitales Bildhauerprogramm verstanden werden mit dessen Hilfe komplexe und kreative Formen von Hand modelliert, und ohne kosten- oder zeitintensiven Einsatz von Material in ein digitales Modell übertragen werden. Das Modell wird mit dem Controller direkt vor Ort an die Wand des Raums „gemalt“, wobei die Raumkoordinaten das 3D-Equivalent zum Tablet Bildschirm darstellen.

Auf einem Tablet lassen sich die Eigenschaften von Stift und Papier simulieren: Drückt man mit dem Stift fester auf, wird der Strich dunkler oder dicker. Bei IRoP bestimmt man die Stärke des Materials (Topografie), indem man das Werkzeug näher an die Wand heran oder weiter weg von ihr führt. Die Geschwindigkeit der Bewegungen des Controllers beeinflusst die Dichte von Mustern, die aus der eigenen Effekt-Bibliothek stammen, und ähnlich wie Photoshop-Filter mit den handgemalten Pfaden überlagert werden...

System- und Computeraufbau (1a, b), Aufzeichnung der Bewegungen und Projektion des Designs (2a-d), Roboterbedienung und 3D-Druck (3a-d) © Mitterberger, Ercan Jenny, Vasey, Lloret-Fritschi, Aejmelaeus-Lindström, Gramazio und Kohler, ETH Zurich

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