LOCAL POWER
Stell dir vor, dein verwendeter Strom kommt nicht mehr anonym von einem der bekannten Großkonzerne, sondern direkt vom Dach eines Nachbarhauses in deiner Straße. Du weißt, wie und wo er erzeugt wurde, du bestimmst mit, wohin überschüssige Energie fließt – und der Ertrag bleibt in der Region. Was wie Utopie klingt, ist in sogenannten Energiegemeinschaften in einigen Regionen bereits Realität. Und es kann ein politischer Hebel in der Auseinandersetzung um Klimagerechtigkeit und Demokratisierung der Energiewirtschaft sein.
Text: Laura Margarete Bertelt | Foto: Laura Margarete Bertelt
In fast allen meiner Texte verweise ich auf die Herausforderungen, die sich aus den multiplen Krisen unserer Zeit ergeben. Ich möchte diese Krisen nicht nur als Bedrohung, sondern als Ausgangspunkt und Antrieb für tiefgreifende gesellschaftliche Transformation verstehen. Dieser Beitrag ist der Beweis dafür, dass diese Transformation bereits vielerorts stattfindet – und zugleich ein Plädoyer für jene Akteur:innen, die mutig vorangehen und längst in der Umsetzung sind.
How to Energiedemokratie?
Seit 2022 führt Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der nicht nur unermessliches menschliches Leid verursacht, sondern auch die europäische Friedensordnung grundlegend infrage stellt. Seitdem ist deutlicher denn je geworden, dass Energieversorgung und -herstellung keine Themarik rein technischer Natur ist, sondern auch Machtverhältnisse, Teilhabe und Systemwandel verhandelt. Neoliberale Marktstrukturen dürfen nicht die einzige Antwort auf unsere Energieversorgung als Teil der Ökonomie unseres Alltags sein. Stattdessen müssen wir demokratische, solidarische und lokale Systeme von Energiegewinnung diskutieren, die nicht nur geopolitisch wirksam sind, sondern auch essenziell zur CO2-Reduktion beitragen können.
Energiegemeinschaften sind mehr als ein technisches Modell
Entscheidend ist die lokale Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen wie Solar-, Wind oder Wasserkraft. So entfallen lange Transportwege und damit verbundene Verluste, gleichzeitig wird der Strom direkt vor Ort verbraucht. Energiegemeinschaften können und sollten als essenzieller Bestandteil eines regenerativen und dezentralen Energiemarkts verstanden werden, der fossile Energieträger zunehmend ersetzt. Gleichzeitig fördert die Gemeinschaft eine aktive Auseinandersetzung ihrer Mitglieder mit dem eigenen Energieverbrauch und demokratisiert wichtige Schritte zur Energiewende als gesamtgesellschaftlicher Prozess der Teilhabe, weg von zentralisierten Strukturen...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 6/2025. Der Volltext ist ab Seite 70 zu finden.

Der Deutsche Pavillon 2025 zeigt mit STRESSTEST die Folgen urbaner Überhitzung und fordert klimaresiliente Stadtplanung.
©newjersey.am Nina Kirste, Josef Grillmeier, Christoph Brec