Luxus am Land
Ob Salzburg, Faaker See oder Südtiroler Dolomiten: Die Kombination aus Stararchitektur und luxuriöser Landerwartungshaltung ist bisweilen fatal. Vermisst werden eine ernsthafte Einfügung und Integration in die bestehenden Orts- und Landschaftsbilder.
„Für mich ist das ein Bauwerk, das sich der Natur bewusst unterordnet, das mit der Landschaft und mit der Topografie verschmilzt und das seine Energie erst ganz allmählich von innen nach außen aufbaut“, sagt der Hamburger Architekt Hadi Teherani. „Rückblickend würde ich sagen: Der Entwurf war schon immer da, man musste ihn nur erkennen. Ich wusste sofort, was zu tun ist.“ Als der Krallerhof in Leogang, Salzburg, 2019 eine Unternehmensberatungsfirma mit der Auslobung eines kleinen, international geladenen Wettbewerbs beauftragt, ist Hadi Teherani, der in Deutschland gerne als Stararchitekt zelebriert wird, noch ein Ortsfremder. Erst im Zuge des Projekts macht er sich mit dem Ort und seinem Genius Loci vertraut, trifft mit seinem Design offenbar auf Anhieb den Nerv seiner Auftraggeber. „Wir waren im Vorfeld mit mehreren Büros in engem Kontakt, sieben davon haben wir zum Ideenwettbewerb eingeladen“, erinnert sich Bauherr Philipp Altenberger, Junior-Geschäftsführer des Fünf Sterne-Traditionshotels Krallerhof.
„Und als wir Hadi Teheranis Projekt gesehen haben, war auf Anhieb klar: Das ist es! Er hat uns verstanden! Er hat erkannt, was uns wichtig ist und was wir uns für diesen Ort gewünscht haben! Das war Gänsehaut-Feeling pur!“
Teil des hier angesprochenen Gänsehautmoments sind die schlanke, weich geformte Betonschale, die sich wie eine alpine Auster aus der Landschaft emporhebt und darunter Platz für einen zweigeschoßigen, 2.500 Quadratmeter großen Spa- und Wellness-Bereich schafft, sowie der 50 Meter lange, ganzjährig beheizte Infinity-Pool, der sich wie eine spiegelglatte, eckig eingefasste Schwimmbahn in den ebenfalls neu ausgebaggerten, 5.500 Quadratmeter großen Naturteich hineinschiebt. Dass für den imposanten Ausbau, dem in der Ausstellung „Über Tourismus“ im Architekturzentrum Wien derzeit sogar eine eigene Fensternische gewidmet ist, ziemlich viel Natur geopfert werden musste, ist den Auftraggebern bewusst: „Wir wissen natürlich, was wir kaputtgemacht haben an Landwirtschaft und Umwelt“, erzählt Senior-Geschäftsführer Gerhard Altenberger im Gespräch mit den beiden Kuratorinnen Katharina Ritter und Karoline Mayer. „Und man hat auch ein schlechtes Gewissen und will der Natur was zurückgeben.“ Die Kompensationsmaßnahmen umfassen 800 Bäume, 14.000 Pflanzen, begrünte Dachflächen sowie 1.600 Quadratmeter Regenerationsfläche im künstlich geschaffenen Schwimmteich. Und doch bleibt das von Hadi Teherani kreierte ATMOSPHERE by Krallerhof – so der offizielle Wortlaut – ein Fremdkörper inmitten alpiner Landschaft.
Das in dynamischen Schwüngen entworfene Tourismusprojekt ist kein Einzelfall. Immer öfter entdecken Bauherren, HotelbetreiberInnen und gewerbliche WohnbauträgerInnen in einer schicken, futuristischen, meist urban anmutenden Designsprache den (scheinbar, offenbar) richtigen Schlüssel, um Hotelbetten zu füllen und Wohnungen am freifinanzierten Luxusmarkt unter die KäuferInnen zu bringen...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 7-8/2024. Der Volltext ist ab Seite 34 zu finden.