Mit Veränderung planen
Die gebaute Umwelt als Schauplatz unserer Gesellschaft ist steten Veränderungen unterworfen, folgt den gesellschaftlichen Bewegungen und bietet ihnen Raum. Wird ein Gebäude obsolet, droht der Abbruch. Doch in die Errichtung wurde viel investiert – CO2 und Ressourcen. Ein nachhaltiges Gebäude ist eines, das möglichst lange genutzt wird und auf eben diese Veränderungen eingehen kann.
Ein Beispiel, das im Wiener Kontext oft bemüht wird, wenn es um adaptive Bausubstanz geht, ist die Gründerzeit. Die Grundrisse sind Wohnungen, sind Büros, sind Arztpraxen, sind Wohngemeinschaften und vieles mehr. Ihr sehr neutraler Grundriss erlaubt zahlreiche Konfigurationen und sichert somit die Erhaltung der Bausubstanz für viele Jahre und unterschiedlichste Anforderungen. Finanzialisierung und Kostendruck führten zu einer Spezialisierung von Grundrissen und zu maßgeschneiderten Lösungen, die sehr starr in der Nach- oder Umnutzung sind. Irgendwann wird das Gebäude obsolet, Abbruch, Deponie. Folgend werden zwei Ansätze in gebauten und geplanten Beispielen beleuchtet, die auf unterschiedliche Weise den Lebenszyklus mitdenken und so eine Verwendung und Wieder-Verwendung auf lange Zeit ermöglichen.
Das Studierendenwohnheim Collegium Academicum in Heidelberg wurde durch eine aktivistische Gruppe mit dem Ziel, leistbaren Wohnraum für Studierende und Lehrlinge zu schaffen, initiiert. Das von DGJ Architektur in elementierter Holzbauweise geplante Gebäude wurde letztes Jahr fertiggestellt und bietet 176 Personen, die dort in Dreier- und Vierer-WGs wohnen, ein Zuhause. Das Holzskelett – entwickelt von Hans Drexler (DGJ Architekten) – kann durch die NutzerInnen je nach Raumbedarf und Anforderungen und auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Lebenszyklus innerhalb weniger Stunden einfach adaptiert und umgebaut werden. So kann beispielsweise die Verteilung von Privat- und Gemeinschaftsraum...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 9/2024. Der Volltext ist ab Seite 26 zu finden.