Pritzker-Preis an Lacaton & Vassal: Fundamental bauen

Mit dem Büro von Anne Lacaton (*1955) und Jean Philippe Vassal (*1956) wurde eine Architekturhaltung mit dem „Nobelpreis der Architektur“ ausgezeichnet, die auf vielen Ebenen praktikable Antworten auf brennende Probleme unserer Zeit gibt.
Viel stärker noch als heute, wo dieser Stil schon fast Mainstream ist, stach die „Baumarktästhetik“ des unkonventionellen Pariser Duos aus dem Formenkanon des internationalen Architekturbetriebs der 1990er Jahre stark hervor. In einer Zeit, als sich der Formalismus der Postmoderne ins minimalistische Gewand der Neomoderne umkleidete, bauten Lacaton & Vassal kleine Einfamilienhäuser für Familien, die für einen „normalen“ Hausbau nicht genug Geld hatten: Die Maison Latapie in Floirac bei Bordeaux kostete 1993 nur € 55.275 und verschaffte mit wellenförmigen Faserzementplatten, Polykarbonat- und Sperrholzplatten einer vierköpfigen Familie ausreichend Wohnraum auf 185 m2. Auch die Raumfolge war Teil des lapidaren Programms der Architekten für die Lösung der „Behausungsfrage“ unserer Tage: Ausreichend nutzungsneutrale Fläche ohne Teilungen des gemeinsamen Wohnraums rund um den Installationskern im Erd- und Obergeschoss, sowie eine Raumerweiterung im Volumen des gesamten übrigen Hauses durch einen großen Wintergarten aus ...

Una Café, Lacaton & Vassal © Hertha Hurnaus