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"RAIMUND ABRAHAM. Angles and Angels." ab 16. Juni im MAK

Raimund Abraham, Megabridge, 1964

Die ursprünglich ab Ende März geplante und aufgrund der Corona-Krise verschobene MAK-Ausstellung „RAIMUND ABRAHAM. Angles and Angels. Zeichnungen Modelle Prototypen“ wird nun von 16. Juni bis zum 18. Oktober 2020 gezeigt.


Das MAK widmet dem österreichisch-amerikanischen Architekten Raimund Abraham (1933–2010), der sein Œuvre in enger Verbindung zu Kunst, Philosophie, Literatur und Film entwickelte, die Personale "RAIMUND ABRAHAM. Angles and Angels. Zeichnungen Modelle Prototypen". Ausgehend von der Zeichnung als Denkmodell für sein visionäres Werk werden etwa 50 Skizzen, Collagen, Modelle und Entwürfe zu realisierten und unrealisierten Projekten sowie Prototypen von Möbeln gezeigt, die das Spannungsfeld zwischen individuellen und gesellschaftspolitischen Herausforderungen seiner Zeit ausloten.

Raimund Abraham verstand sich viel mehr als Theoretiker denn als bauender Architekt. Im Manifest „EYES DIGGING“ (2001) werden sein forschender Zugang zu Architektur und die Bedeutung visionärer Schriftsteller, Philosophen, Dichter, Theoretiker und Komponisten wie Stéphane Mallarmé, James Joyce, Ludwig Wittgenstein und Arnold Schönberg für seine experimentelle architektonische Praxis deutlich. In seine elementaren, reduzierten Entwürfe ließ er archetypische und neo-futuristische Grundformen einfließen.

1967/68 bespielten Raimund Abraham, Hans Hollein und Walter Pichler zu dritt die Ausstellung „Architectural Fantasies: Drawings from the Collection“ im MoMA – The Museum of Modern Art in New York, wo Abraham Arbeiten zu den Themen, Utopie, Stadt und Environment zeigte. In den frühen 1960er Jahren interessierte sich Abraham auch für die Ursprünge der Baukultur und publizierte in „Elementare Architektur“ (1963) zum landwirtschaftlichen Bauen im Alpenraum. Er untersuchte die Grundsätze der Architektur und wollte zu einer elementaren Grammatik des Bauens finden.

Raimund Abrahams umfangreiches zeichnerisches Werk steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Anfang der 1960er Jahre entstanden Skizzen und Collagen für visionäre Räume, Gebäude und utopische Stadtmodelle, was mit zahlreichen Beispielen thematisiert wird. Die kolorierte Collage „Ohne Titel“ (1960er Jahre) suggeriert beispielsweise mit geometrischen Formen aus Erde, Wasser und Luft eine Landschaft der Zukunft.

„Megabridge“ (1964), „Continuous Building Project“ (1967), „Universal House“ (1967) und „Moon Crater City“ (1967) stehen exemplarisch für Abrahams Studien zu „linearen Städten“. Sie beschreiben architektonische Environments, die sich auf die klassizistische Revolutionsarchitektur und Manifestationen der 1960er Jahre beziehen – wie die Erschließung des Weltraums und modulare Entwürfe der britischen Architekturgruppe ARCHIGRAM (1963–1974). Diese Ideen entwickelte Abraham im nicht realisierten „Kugel-Projekt“ (1991) für das MAK-Terrassenplateau im Museumsgarten weiter.

Raimund Abraham war national und international mit Künstlern, Architekten und Filmschaffenden vernetzt und unter anderem mit Hermann Nitsch, Dieter Roth, Peter Kubelka, Walter Pichler, Hans Hollein, Vito Acconci, Peter Eisenman und Lebbeus Woods oder dem Filmregisseur Jonas Mekas verbunden. Mekas widmete Abraham mit „Scenes from the Life of Raimund Abraham“ (2013) eine sechsstündige Hommage, die als Teil des Rahmenprogramms zur Ausstellung am 25.8., 5.9., 22.9. und 26.9.2020 im MAK-Vortragssaal (Details unter MAK.at) gezeigt wird.

 

Raimund Abraham, House with Two Halves. 10 Houses, 1972

Raimund Abraham, House with Two Halves. 10 Houses, 1972
Tusche auf Papier
Privatsammlung
© MAK/Georg Mayer

Exemplarisch für Raimund Abrahams Spiel mit Geometrie, Arithmetik und Proportion steht das unrealisierte Projekt „House for Euklid“ (1983). Architektur wird hier als Bewegung und Mechanismus aufgefasst, um dem kinetischen Raum sowie den Möglichkeiten der Unendlichkeit eine Form zu geben. Die politische Symbolkraft von Architektur verdeutlichte er in der Skizze „Kirche an der Berliner Mauer“ (1981/82). Der nicht realisierte Beitrag kann als Symbol für die gesellschaftliche Einheit in Deutschland und in Europa gelesen werden.

Raimund Abrahams Hauptwerk, der spektakuläre Neubau des Austrian Cultural Forum in New York (2002), zählt zu den bedeutendsten Beiträgen zeitgenössischer Architektur in Manhattan. Christoph Thun-Hohenstein begleitete als damaliger Direktor des Austrian Cultural Forum (September 1999 – August 2007), das 1942 als Institution des Widerstands während des nationalsozialistischen Regimes aus privater Initiative gegründet worden war, die Fertigstellung und Eröffnung des neuen Gebäudes und war für die inhaltliche Bespielung des Hauses bis 2007 verantwortlich. Abraham, der das Hochhaus pointiert als „Guillotine“ bezeichnete, brach die monotone Höhenentwicklung des 84 Meter hohen und 7,5 Meter schmalen Gebäudes mit versetzten Fassadenelementen und einem surrealen Spiel der Oberflächen aus Glas, Aluminium und Zink.

Als eines seiner Spätwerke plante Raimund Abraham das posthum fertiggestellte „Haus für Musiker“ (1996–2010) im Rahmen des Projekts Museumsinsel Hombroich auf dem Gelände einer ehemaligen NATO-Raketenstation in Neuss, Deutschland. „Das Bauwerk ist kein Gebäude, sondern eine Stadt für vier Bewohner. Die Grundidee für das Bauwerk wird bestimmt durch ein gleichseitiges Dreieck. Dreieck und Kreis bilden den Mittelpunkt. Wenn Architektur sich der Skulptur nähert, ist das Kunst“ – so Abraham über einen seiner letzten Entwürfe.

Die Exponate der Ausstellung „RAIMUND ABRAHAM. Angels and Angles. Zeichnungen Modelle Prototypen“ stammen zum Großteil aus dem Archiv von Una Abraham, außerdem aus der Sammlung des Architekturzentrum Wien, der MAK-Sammlung Gegenwartskunst sowie einer Wiener Privatsammlung.

OTS – MAK

Raimund Abraham, Universal House, 1967

Raimund Abraham, Universal House, 1967
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Privatsammlung
© MAK/Georg Mayer

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