Ein stadtklimatologischer Spaziergang durch St. Pölten

Ringen um die kühle Brise

D\D Landschaftsplanung, Promenadenring St. Pölten © D\D Landschaftsplanung (M Strahberger)

Die niederösterreichische Landeshauptstadt wartet aktuell mit gleich zwei ringförmigen Projekten auf, die zukünftigen (und auch gegenwärtigen) Hitzeinseln entgegenwirken sollen. Wenn nicht die Ringe der Macht, dann zumindest Ringe der Erfrischung liefern D\D Landschaftsplanung mit dem ersten Teilabschnitt des neuen Promenadenrings und Breathe Earth Collective mit ihrem Windfänger am Europaplatz.


Klimaszenarien und -prognosen hinterlegen mit Zahlen und Fakten, was der menschliche Körper seit einigen Sommern direkt zu spüren bekommt: Es ist heiß. Jedes Jahr, immer wieder und vor allem immer häufiger. Laut dem ÖKS15 Klimafaktenblatt steigt die Jahresmitteltemperatur im Bundesland Niederösterreich bis 2050 um 1,4 Grad Celsius, wenn wir in einem Business as-usual-Szenario verharren (also keine Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreifen) – im Zeitraum 2071 bis 2100 sind es bereits +3,9 Grad Celsius. Auch die zu erwartenden mittleren Niederschlagssummen steigen bis 2050 ohne Klimaschutzmaßnahmen um sieben Prozent. Das stellt vor allem Städte mit ihrem tendenziell hohen Versiegelungsgrad vor große Herausforderungen. Zum einen durch das Entstehen von urbanen Hitzeinseln bei aufgeheizten Asphalt und Betonflächen und zum anderen durch Starkregenereignisse, die das lokale Kanalsystem überlasten. Neben dem Klimaschutz sind daher auch Klimaanpassungen Teil der Klima-Rahmenstrategie St. Pölten. Zwei im Sommer 2024 fertiggestellte Projekte setzen dabei erste Schritte.

Der neue Promenadenring, der in mehreren Teilabschnitten bis 2028 fertiggestellt wird, soll nach seiner Umgestaltung der Bezeichnung Promenade auch tatsächlich gerecht werden. Im ersten Abschnitt entlang der Doktor-Karl-Renner-Promenade wurde von D\D Landschaftsplanung und Rosinak & Partner für die Verkehrsplanung als blaugrüne Infrastruktur nach dem Schwammstadtprinzip mehr Raum für Mensch und Baum geschaffen. Ganz nach dem Motto „Verkehrsraum wird Stadtraum“ wurde die vormalig spärlich bepflanzte Mittelzone auf Kosten der Fahrbahn ausgeweitet, um Platz für eine breite öffentliche Aufenthaltszone freizuspielen.

Die verbliebene verkehrsberuhigte Fahrbahn teilen sich AutofahrerInnen künftig mit Linienbus und Radverkehr. Entlang des Gehwegs verteilte gelbe Pergolen – die sogenannten Loop-Boxen – laden PassantInnen aktiv zum Verweilen ein und bieten mit unterschiedlichen Sitz- und Aufenthaltskonzepten niederschwellige Möglichkeiten der Raumaneignung. Auch die sechs der Bevölkerung zur Verfügung gestellten Gemeinschaftshochbeete regen zum Mitgestalten des Umfelds an. Möglicherweise liegt es an diesem umfassenden Angebot, dass die bei Projekten im öffentlichen Straßenraum üblicherweise besonders laute Fraktion „Parkplätze erhalten um jeden Preis“...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 9/2024. Der Volltext ist ab Seite 30 zu finden.


 

Banner 9/2024

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig über Neuigkeiten zu Architektur- und Bauthemen, spannende Projekte sowie aktuelle Veranstaltungen in unserem Newsletter.

Als kleines Dankeschön für Ihre Newsletter-Anmeldung erhalten Sie kostenlos ein architektur.aktuell Special, das Sie nach Bestätigung der Anmeldung als PDF-Dokument herunterladen können.