Beauty Matters – Architekturbiennale Tallinn

Sch**heit – das verbotene Wort der Architektur?

TAB Symposium Beauty Matters

Ja, sie existiert! Jeder nennt ihren Namen und hat einen persönlichen Bezug dazu entwickelt. Alle – bis auf eine Gruppe: ArchitektInnen. Sie haben aus ihr ein Tabu gemacht haben, ihr Name darf nicht genannt werden – wo sie doch auch in der Architektur allgegenwärtig und nicht zu verstecken ist: die Schönheit.


Auf der Tallinn Architekturbiennale 2019 richtete sich der Blick auf das aktuell gestörte Verhältnis zwischen Architektur und Schönheit. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Die Kuratorin Yael Reisner proklamiert: “Beauty matters” und errichtet im estnischen Architekturmuseum eine Ausstellung, die es wagt mit diesem Thema in Dialog zu treten. Reisner stellt erschrocken fest, dass der Begriff in der Architektur mittlerweile verpönt sei, wenn nicht sogar irrelevant geworden ist.

Wir haben vergessen wie man über Schönheit diskutiert

 

 

Yael Reisner, Kuratorin

 

In Jurysitzungen wird auf Brandschutzbestimmungen und Kostenschätzungen geblickt, während vor der Diskussion um die Schönheit des Projekts gescheut wird – und das obwohl sie ganz klar einen unausgesprochenen Entscheidungsfaktor in den Köpfen der Jury darstellt.

Um ArchitektInnen beim Diskurs über Schönheit ein wenig zu helfen, lud die Kuratorin, Experten aus Bereichen der Philosophie, Mathematik und der Neurowissenschaft zum einem Symposium, um ein wenig Orientierungshilfe zu leisten. Graham Harman, Philosophieprofessor an der SCI-Arc in Los Angeles spricht von Schönheit als Verwandte zur Hässlichkeit, deren gemeinsames Gegenteil das Buchstäbliche ist, in dessen klaren Definitionen kein Raum für Interpretation existiere. Der israelische Mathematiker Ron Aharoni spricht von seinem Fach als Ausformulierung von Schönheit, in der versucht wird mit so wenig Zahlen wie möglich, die Vollkommenheit der Natur zu beschreiben. Schönheit ergebe sich durch pure Wahrheit, die in der Mathematik zum Vorschein kommt.

Sou Fujimoto Pavilion TAB2019

Einer der Architekten der sich dem Thema der Ausstellung annahm war Sou Foujimoto aus Japan. Für ihn ist Schönheit kein eigener Baustein, der zu einem Projekt hinzugefügt wird, sondern das Ergebnis eines vielschichtigen Vorgangs zu einer idealen Ausformulierung durch Architektur. Es gehe nicht darum, komplexe Situationen zu reduzieren, sondern vielmehr diese durch ein elegantes Prinzip zu vereinen. Dieses Ziel erfordere extrem viel Hingabe, erklärt Foujimoto. “Schönheit ist nicht einfach zu erreichen, es bedarf sehr viel Arbeit und noch mehr Ausdauer.”

Website: https://tab.ee/

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