Schwammstadt für Stadtbäume

Die Sommer werden immer heißer. Versiegelte Flächen strahlen die Hitze ab, offene Böden speichern Wasser und bleiben kühl. Das Schwammstadtprinzip funktioniert nach diesem Vorbild. Ein Gespräch mit Daniel Zimmermann von 3:0 Landschaftsarchitektur.
Die klimatische Veränderung ist unumkehrbar. Das Potential der Landschaft ist unerschöpflich. In interdisziplinärer Zusammenarbeit lassen sich einige negative Auswirkungen abfedern.
Am Klimawandel ist nicht zu rütteln, er ist auch effektiv messbar: Seit 1970 stieg die Temperatur der Erde global um durchschnittlich 0,5 °C, in Österreich um 1,5°C. Doch es gibt Möglichkeiten, ihr entgegen zu wirken. Egal, ob im urbanen oder im ruralen Kontext: Man kann durchaus effektive Maßnahmen gegen die Folgen der Erderwärmung treffen. Es ist sogar möglich, bereits versiegelte Bereiche, die Hitze lang speichern und stark abstrahlen, wieder zu entsiegeln und bewachsen zu lassen.
Wenn es um vier bis fünf Grad wärmer wird, ist Wien so heiß wie Dakar im Senegal – ohne dass es einen atlantischen Ozean gibt.

Neugestaltung Praterstraße in Wien © Visualisierung cuulbox, 3:0
Visionäre Schwammstadt
In den 1970er und 1980er Jahren kamen neue Technologien für den Tiefbau auf, mit denen es möglich war, die Böden stark zu verdichten. „Durch moderne befestigte Platzflächen dringen keine Luft und kein Wasser mehr durch.“ Für Bäume ist das fatal: Ihnen gesteht die Straßenplanung maximal einen Erdkoffer von 3 x 3 Meter mit 1,50 Meter Tiefe zur Verfügung. „Das ergibt ca. zehn m3 durchwurzelbaren Untergrund. So können wir nur riesige Bonsais pflanzen, die nach maximal 20 bis 25 Jahren umgeschnitten werden müssen“, so Zimmermann. Dagegen hilft nur das Schwammstadtprinzip. Es bedeutet, dass der Boden im Bereich der Bäume mit einer Mischung aus Grobschlag – grobem Steinmaterial aus der Region – und Schlämmsubstrat aufgefüllt wird. Dieses besteht aus Kompost und Pflanzkohle. Letztere verfügt über Mikroporen, die das Wasser, das nach Regen einsickert, gegen die Schwerkraft im Boden halten. In Trockenperioden können die Wurzeln der Bäume darauf zugreifen. So wird der Boden zum Wasserreservoir.
Grätzloase in Langenzersdorf, NÖ © 3:0