Raumplanung zwischen Siedlungsdruck und Naturgefahren

Siedlungsmanagement in Gefahrenzonen

Hochwasser in Salzach in Mittersill © Referat Wasserbau, Land Salzburg

Die raue und vielfältige Landschaft der Alpen und die Flüsse Österreichs haben seit jeher eine hohe Anziehungskraft für den Menschen. Doch bringen gerade sie eine Vielzahl von Bedrohungen für die Bevölkerung mit sich. Außerordentliche Naturereignisse sind seit Jahrtausenden nachweisbar, wurden allerdings erst durch die Besiedelung exponierter Gebiete und die steigenden Nutzungsansprüche des Menschen zu einer Bedrohung für dessen Leben und Daseinsgrundversorgung.


Der Umgang mit Naturgefahren stellt für die Menschen nach wie vor eine große Herausforderung dar. Die Wissenschaft liefert den Nachweis, dass extreme Klimaereignisse in den vergangenen Jahren zunahmen und Naturgefahren den Dauersiedlungsraum zunehmend bedrohen werden. Gleichzeitigt wächst der Bedarf an Nutzfläche, sowohl für Wohn- und Freizeit- als auch für betriebliche Zwecke. Daraus ergibt sich ein Dilemma aus begrenztem sicherem Lebensraum und steigendem Siedlungsdruck.

Naturgefahrenprozesse können durch das planerische Instrument des Gefahrenzonenplanes weder in ihrer Wahrscheinlichkeit noch in ihrer Intensität beeinflusst werden. Der Gefahrenzonenplan zählt zu den passiven Maßnahmen gegen Naturgefahren. Jedoch können auf seiner Basis potenzielle Gefahrenbereiche neuer Siedlungsstrukturen und schadenssensible Nutzungen durch die Raumplanung freigehalten werden. Zudem kann durch die Planung von Schutzmaßnahmen und die Einstufung der Dringlichkeit das Schadensausmaß kontrolliert werden.

Den heutigen Gefahrenzonenplan gibt es seit Mitte der 1970er-Jahre. Vorläufer waren Inundationspläne und Pläne der Hochwasserabflussgebiete gemäß dem Wasserrechtsgesetz (WRG) von 1934 und 1959. Ausschlaggebend für die Erarbeitung von Zonenplänen waren die Hochwasserereignisse und die darauf folgenden Murgänge in den Jahren 1965/66, von denen vor allem Kärnten und Osttirol schwer betroffen waren. Die enormen Schäden für Lebensraum und Wirtschaft, welche die Ereignisse verursachten, sollten durch die Entwicklung dieses Instrumentes reduziert oder im besten Fall auch vermieden werden. Heute verzeichnen die Pläne zusätzlich weitere Naturgefahren wie Muren, Lawinen oder Steinschläge.

In Österreich gibt es zahlreiche Gebäude in solchen gefährdeten Bereichen. Laut einer Studie der BOKU befinden sich rund 14 Prozent aller Gebäude in naturgefahrenexponierten Bereichen. Davon sind ca. neun Prozent Hochwassergefahren ausgesetzt und etwa fünf Prozent liegen in Bereichen von Berggefahren wie Lawinen und Wildbächen. Dies resultiert unter anderem daraus, dass ebenfalls erst in den 1960–70er-Jahren alle Bundesländer Raumordnungsgesetze erließen. Vor allem in der Zeit der Baukonjunktur von 1950 bis 1980 wurde in Österreich viel gebaut, darunter auch in potenziellen Gefahrenbereichen...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2024. Der Volltext ist ab Seite 30 zu finden.


 

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