Vier dänische Architkturprojekte im Fokus

Dänemark gehört seit Jahren zu den richtungsweisenden Ländern im europäischen Architekturdiskurs. Mit einem starken Fokus auf Kontextbezug, Materialität und nachhaltige Strategien entstehen hier Bauwerke, die sowohl funktional als auch gestalterisch überzeugen. Die Auswahl der Projekte – darunter das Skamlingsbanken Besucherzentrum, das Wadden Sea Centre, Fjordenhus in Vejle sowie die behutsame Renovierung eines Wohnhauses der Jahrhundertwende – zeigt die Bandbreite architektonischer Ansätze im dänischen Kontext. Zwischen Landschaft und Stadt, Tradition und Innovation verhandeln diese Bauten zentrale Fragen zeitgenössischer Architektur
Fjordenhus | STUDIO OTHER SPACES
Ort: Vejle, Dänemark | Text: Claus Käpplinger | Foto: Studio Olafur Eliasson
Grenzüberschreitungen und sehr sinnliche Auseinandersetzungen mit den Elementen der Natur haben Olafur Eliasson weltweit bekannt gemacht. Er schuf farbige Flüsse geschmolzenen Eises, ergänzte Aarhus‘ Kunstmuseum um einen prismatischen Panoramawalk oder implantierte auch schon einmal an der Brooklyn Bridge in New York gewaltige Wasserfälle. In Vejle, einer rasch wachsenden, aber an architektonischen Charme armen Stadt mit 56.000 Einwohnern, hat er nun ein Haus auf dem Wasser geschaffen, das mit allen seinen Aspekten mehr als nur ungewöhnlich ist: Ein Unikat und eine Landmark, deren Konzeption, Konstruktion, Raumprogramm und Erscheinung integral konzipiert wurde. [mehr]

Fjordenhus, Vejle, Dänemark © Studio Olafur Eliasson
Wadden Sea Centre | Dorte Mandrup
Ort: Ribe, Denmark | Text: Isabella Marboe | Foto: Adam Mørk
Im Jahr 2009 wurde das Wattenmeer, eine im Wirkungsbereich der Gezeiten liegende, rund 500 km lange Küstenzone, die zwei Mal täglich von Hochwasser geflutet wird und dann wieder trocken liegt, zum Unesco-Weltnaturerbe. Sie erstreckt sich von der Ho Bucht nördlich von Esbjerg in Dänemark bis nach Den Helder in den Niederlanden. Bereits 1996 war hier ein L-förmiges, weiß verputztes Gebäude mit rotem Krüppelwalmdach von Architekt Nils Friethiof Truelsen errichtet worden. Es rahmte einen Hof, der von einem schmalen, zum Nordflügel parallel gestellten Trakt im Süden zusätzlich eingefasst war. Dieses Gebäude hatte rund 1.100 m2 Fläche und eine ziemlich beliebige folkloristische Ausstrahlung. Als das Wattenmeer außerdem 2010 zu Dänemarks größtem Nationalpark erklärt wurde, entschied man sich, in Jütland zu investieren. [mehr]

Wadden Sea Centre, Ribe, Dänemark © Adam Mørk
Besucherzentrum Skamlingsbanken | Cebra
Ort: Kolding, Denmark | Text: Marrije Vanden Eynde | Foto: Adam Mørk
Das verborgene Gebäude öffnet sich mit zwei Ausschnitten zu seiner Umgebung. Ein Ausschnitt rahmt die Aussicht auf das Meer und die Landschaft ein. Der andere hat die Form eines gekippten Kreises, der sich um den Eingangsplatz dreht. Die BesucherInnen treffen hier auf einen zentralen Schotterkreis, der von einer rauen Betonterrasse umgeben ist, die einen Außenbereich für die Bewirtung des Cafés bildet. Auf den kreisförmigen Holzmöbeln können weitere Treffen im Freien stattfinden, die sich perfekt für Schulvorstellungen oder eine kurze Wanderpause eignen. Im Inneren des Gebäudes befinden sich ein kleines Café, ein Museumsshop, ein Unterrichtsraum, ein Ausstellungsraum und eine kreisförmige Verkaufstheke. Die Ausstellung entfaltet sich zwischen wellenförmigen Wänden, die in dem begrenzten Raum verschiedene Räume schaffen. Sie führt durch die Geschichte der Skamlingsbanken und deckt ein breites Spektrum an Themen ab: die Entstehung der spektakulären Landschaft, die reiche Geschichte ihrer öffentlichen Versammlungen und eine heutige Reflexion über Sprache und Verbreitung. [mehr]
Søsporten | Gjøde & Partnere Arkitekter
Ort:Aahus, Denmark | Text:Jang Kapgen | Foto: Gjøde & Partnere Arkitekter
Der neu renovierte Sportclub Søsporten befindet sich in Aarhus. Während der größte Teil des Stadtzentrums aus dänischem rotem Backstein erbaut ist, liegt Søsporten in einem neu gestalteten Hafengebiet, das sich vor allem durch seine moderne Architektur auszeichnet. Im Jahr 1999 gab die Stadtverwaltung ihre Pläne zur Umwandlung des ehemaligen Industriehafens in ein lebendiges Viertel bekannt, indem sie einen offenen Architekturwettbewerb ausschrieb. Heute stehen in diesem neuen Stadtviertel – genannt Aarhus Ø – luxuriöse Wohnblocks neben modernen Studierendenwohnheimen und Sozialwohnungen. Die ersten BewohnerInnen zogen 2012 in das Viertel. Søsporten liegt direkt an einer der beiden Verbindungen zwischen dem Festland und dem ehemaligen Hafen. Inmitten der modernen Umgebung ist seine Architektur zu einer visuellen Erinnerung an die Geschichte des Viertels geworden. [mehr]

Søsporten, Aahus, Dänemark © Gjøde & Partnere Arkitekter