Vier Tschechische Architkturprojekte im Fokus

Die Architektur Tschechiens bewegt sich zwischen historischer Kontinuität und zeitgenössischer Transformation. In diesem Überblick stehen vier Projekte im Mittelpunkt, die unterschiedliche Ansätze und Herausforderungen aufzeigen: die Gestaltung eines Musiker-Apartments, die Revitalisierung eines historischen Firmensitzes, der Umbau eines Rundfunkstudios und der Bau einer neuen Kirche. Jedes dieser Projekte reflektiert nicht nur individuelle architektonische Entscheidungen, sondern auch größere gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen.
Lasvit Firmensitz | OV ARCHITEKTI
Ort: Nový Bor, Tschechien | Text: Jana Tichá | Foto: © Tomáš Souček
Als das schnell wachsende Unternehmen auf der Suche nach einem Ort für seine neue Zentrale war, konzentrierte es sich nicht auf Prag, sondern beschloss, in der Stadt Nový Bor in Nordböhmen, und damit mitten im traditionellen Zentrum der Glasindustrie zu bleiben. In der knapp zwölftausend Einwohner zählenden Gemeinde wurde eine historische Liegenschaft im Zentrum erworben und ein geladener Architekturwettbewerb abgehalten. Von den teilnehmenden Teams ging das von Jiří Opočenský und Štěpán Valouch geführte Büro ov architekti als Sieger hervor. Ihr Entwurf hebt die Vorzüge der historischen Substanz hervor, komplementiert diese aber mit einer neuen Schicht zeitgenössischer Architektur, die sowohl im Kontrast als auch im Dialog mit dem alten Bestand zum Ausdruck kommt. [mehr]
Tschechischer Rundfunk Olomouc | Atelier 38
Ort: Olomouc, Tschechien | Text: Katarína Haberlandová | Foto: ©BoysPlayNice
Für das tschechische Rundfunkstudio in Olomouc hat Atelier 38 aus Ostrava das ehemalige Möbelhaus Klein mit viel Respekt für den Bestand und subtilen Details für den modernen Radioredaktionsbetrieb umgebaut. Das ehemalige Möbelhaus Franz Kleins von 1911 befindet sich in einer tiefen und engen mittelalterlichen Parzelle am Rande des historischen Zentrums von Olomouc. Zuvor stand dort ein historisches Bürgerhaus mit einem Renaissance-Portal. Die Fassade des Möbelhauses wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs beschädigt und im Geiste des Spätfunktionalismus restauriert: Es wurden nicht nur die Verzierungen entfernt, sondern die Fassade wurde mit Keramikfliesen nach einem Entwurf des Architekten Jaroslav Česal verkleidet. [mehr]
Kirche der Seligen Maria Restituta | Atelier Štěpán
Ort: Brünn, Tschechien | Text: Monika Bočková | Foto: BoysPlayNice
Die neue Kirche in Brünn ist vom Umfeld einer der ersten modernistischen Massenwohnbausiedlungen der Tschechischen Republik geprägt. Der Name des Stadtteils, Lesná, auf Deutsch etwa „Waldviertel“, beschreibt dessen naturnahe Einbettung in einen Waldpark jedoch auch heute noch treffend. Die Anordnung der rationalen, geometrischen Baublöcke folgt keinem strengen Raster-Prinzip. Stattdessen sind die Gebäude aus vorgefertigten Betonplatten locker über das abfallende Terrain verteilt. Langgestreckte Volumen fügen sich organisch in das umgebende Grün. Die geordnete Form trifft auf formale Unordnung. [mehr]
Apartment for a musician | Štěpán Havlík
Ort: Brünn, Tschechien | Text: Monika Bočková | Foto: BoysPlayNice
Das Design-Projekt umfasste die neue Einrichtung und Ausstattung eines Teils einer Musiker-Wohnung. Es handelt sich um ein Apartment im zweiten Stock eines neu errichteten Wohnhauses in Ústí nad Labem, einer Stadt in Tschechien. Bestimmte Elemente der Wohnung, wie Böden und Fenster, wurden aber auf Wunsch des Kunden so belassen, wie sie waren. Der Inspirationsanstoß an die Architekten, die der Eigentümer während der ersten Vorstellung des Wohnraums einbrachte, war das Anlehnen an dem Stil alter, auf den umliegenden Hügeln der Landschaft České Středohoří verstreut eingebetteter Landhäuser. Ein weiterer Anhaltspunkt war die Liebe zu den sonnenbeschienenen Gehöften der Provence. Obwohl diese Visionen sehr unterschiedlich waren, wirkten sie dennoch sehr konkret. [mehr]