Der Bestand als Potenzial der Gestaltung | Heike Oevermann

Wertschätzung und Abwägung

Von Potenzialen des Bestandes wird vielfach gesprochen. Worin liegen diese? Die Erhaltung des Bestandes hilft, endliche Ressourcen zu sparen und weniger Fläche neu zu versiegeln. Beides trägt zum Erreichen der Ziele des Pariser Klimaabkommens bei. Potenziale des Bestandes finden sich aber auch in räumlichen Qualitäten vieler Bauten, die unter anderem in einer Großzügigkeit, Handwerklichkeit oder besonderen Ausstattung liegen können, die im Neubau kaum mehr produziert wird. Doch oft braucht es eine sichtbare Bestandspflege und Weiterentwicklung, die wir als ArchitektInnen und BauherrInnen gestalten können.


An diesem Punkt setzt meine Argumentation an: Wenn wir den Bestand als Potenzial weiterer (Um-)Nutzungen und Gestaltungen sehen wollen, müssen wir ihn verstehen – in seiner Lage und seinen Funktionen, in seinen Überformungen und Zeitschichten, den Raumprägungen und Atmosphären, seiner Konstruktion und Materialität. Es gilt, die gebaute Umwelt in ihrer Komplexität zu lesen – und das ist vereinfacht gesagt nicht viel anders als Bücher zu lesen: Es braucht Wertschätzung und Kompetenz beim Erfassen, wie auch die Fähigkeit, weitere Lesarten einzubeziehen und sie bei der Interpretation und Bewertung abzuwägen. Die Notwendigkeit einer Bauwende beruht auf der Anerkenntnis, dass bisherige Baupraktiken unserer Lebensumwelt mehr Schäden zufügen, als wir ausgleichen können. Damit ist nicht nur das Grundprinzip der Nachhaltigkeit verletzt, sondern auch die Generationengerechtigkeit in Hinblick auf die Übergabe des Planeten in dem Zustand, wie wir ihn heute (noch) haben, nicht mehr gewährleistet. Fakten, Zahlen und Informationen zu CO2-Emission, Ressourcenverbrauch und Abfall sind von Wissenschaft und Politik, von Institutionen der Architektur und Baukultur zahlreich benannt und veröffentlicht worden, auch in Bezug auf die globalen Dimensionen des Problems. Wir alle können dies aufgrund zunehmender Hochwasser und Hitzeperioden oder verdreckte Meere.....

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 1-2/2025. Der Volltext ist ab Seite 20 zu finden.

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