ZV-Bauherrenpreis 2019: Preisgekrönte Spiegelbilder gesellschaftlicher Tendenzen

Der Bauherrenpreis der ZV ist eine Würdigung aus der Architektenschaft für jene, die alles, was geplant und gebaut wird, erst möglich machen: aktive Bauherren, der Gesellschaft und dem Gemeinwohl verpflichtet. Die Botschaft lautet, dass gute Zusammenarbeit und das gemeinsame Streben nach dem Bestmöglichen in der Regel auch zu hervorragenden Ergebnissen führen.
Jede Baumaßname hat Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität unseres Zusammenlebens. Der Österreichische Nationalrat hat dieses Jahr den Klimanotstand ausgerufen – ein Signal, dass die Politik mehrheitlich dazu bereit ist, der Klimakrise und ihren Folgen höchste Priorität einzuräumen. Das Bauen zählt zu jenen Feldern in denen angefangen von der Baugesetzgebung über die Raumordnung und Siedlungsplanung bis hin zur Bauausführung auf sehr vielen Ebenen Handlungsbedarf besteht, um der Klimakrise wirksam begegnen zu können. Das Fachwissen ist vorhanden. Es muss nur verpflichtend angewendet werden. Dazu braucht es klare politische Vorgaben und das Bewusstsein, dass wir alle – Auftraggeber, Planende und Ausführende – Verantwortung für die Zukunft unserer unmittelbaren Umgebung, unseres Landes und unseres Planeten tragen. Neben der Freude und dem Stolz über gelungene, schöne Projekte sowie einer Portion Geschäftssinn, ist einer guten Bauherrschaft auch Verstand für komplexe Aufgaben und Sensibilität für das Allgemeinwohl zu eigen – Eigenschaften, deren Bedeutung in einer Zeit der beschleunigten Veränderung in Politik und Gesellschaft umso deutlicher sichtbar werden.
Erhalten Sie unser Sonderheft zum ZV-Bauherrenpreis 2019, gemeinsam mit der aktuellen Ausgabe über die Digitalisierung des Bauens:

Bildungscampus Berresgasse © Lukas Schaller
Die innerhalb von 52 Jahren mit dem ZV-Bauherrenpreis ausgezeichneten Projekte geben nicht nur einen Überblick über das architektonische Schaffen, sie sind auch Spiegelbild gesellschaftlicher Tendenzen und politischer Schwerpunkte.
Über die Jahrzehnte hat sich vieles verändert und mit der Geschwindigkeit der Entwicklungen wandelten sich auch die Herausforderungen, die mit dem Schaffen von Architektur einhergehen. Wie sehr Auftraggeber und ihre Architekten eine Führungsrolle in der Bearbeitung aktueller Themen übernehmen, auch das ist ein wichtiger Aspekt bei der Beurteilung der eingereichten Projekte.
– Maria Auböck, Präsidentin der ZV

Ausgezeichnete Projekte:
STRECKHOF MIT SCHNAPSBRENNEREI
Juri Troy übernimmt die lokale lapidare Denk- und Bauweise und schafft etwas Neues, das in seiner raffinierten Stringenz ein Modell sein kann für den Umgang mit unseren knappen Lebensgrundlagen.
Hauptstraße 43, 7372 Weingraben
Bauherrschaft: Elisabeth und Claus Schneider
Architektur: Juri Troy Architects, Wien
Fertigstellung: 8/2018

WAGYU-STALL AM HAUSRUCK
Leidenschaftliche Bauherren, die weit über sich hinausgewachsen sind.
Aigen 9, 4902 Atzbach
Bauherrschaft: Hubert und Diana Huemer
Architektur: Atelier Herbert Schrattenecker, Wien
Tragwerksplanung: DI Weilhartner ZT GmbH, Ried im Innkreis
Fertigstellung: 2018

HAUS OBD'R LECH
Vorbildgebend sein für einen Arlberger Alpintourismus, der nicht auf Masse, sondern auf sinnlich kultivierte, hochqualitative Bergerfahrung im kleinen Kreis setzt.
Oberlech 56, 6764 Lech
Bauherrschaft: Clemens Schmölz
Architektur: Hein Architekten / Matthias Hein,
Bregenz; Gernot Thurnher, Feldkirch
Tragwerksplanung: Andreas Gaisberger, Dornbirn
Fertigstellung: 1/2018


SCHULE SCHENDLINGEN
Das Projekt zeigte eine intensive Auseinandersetzung mit dem pädagogischen Konzept, die unsere Erwartungen weit übertraf.
Wuhrwaldstraße 26, 6900 Bregenz
Bauherrin: Landeshauptstadt Bregenz,
Abteilung Planung und Bau/Bernhard Fink
Architektur: studio bär, Bregenz; bernd riegger architekten,
Dornbirn; Querformat, Dornbirn
Tragwerksplanung: Manfred Plankel, Bregenz
Wettbewerb: 6/2014, EU-weit, zweistufig
Fertigstellung: 8/2017
STADTELEFANT
Unsere Erfahrung mit Quartiersentwicklung hat uns gelehrt, dass nicht die möglichst ausgefallensten Ideen langfristig wirksam sind, sondern die robusten, einfachen Vorschläge Wirkung entfalten.
Bloch-Bauer-Promenade 23, 1100 Wien
Bauherrschaft: Bloch-Bauer-Promenade 23 Real GmbH/
Harald Höller, Christoph Leitner
Architektur: Franz & Sue, Wien
Tragwerksplanung: Petz ZT-GmbH, Wien
Wettbewerb: 2015, EU-weit, zweistufig
Fertigstellung: 12/2018

UNIVERSITÄT FÜR ANGEWANDTE KUNST WIEN
Ziel war es, die jeweils differente Situation, im Sinne der Aufgabe, zu stärken und die spezifischen Möglichkeiten produktiv zu nutzen.
Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien
Bauherrschaft: BIG Bundesimmobiliengesellschaft,
Unternehmensbereich Universitäten/Wolfgang Gleissner,
Hans Peter Weiss, Andreas Stampfer
Architektur: Riepl Kaufmann Bammer Architektur, Wien
Tragwerksplanung: PCD ZT-GmbH, Wien; Conzett Bronzini Partner, Chur
Wettbewerb: 2/2015
Fertigstellung: 9/2018


Bildungscampus Berresgasse © Lukas Schaller
Zum Preis:
Am 08. November 2019 wurden im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung im ArchitekturHaus Kärnten die diesjährigen Gewinner_innen des ZV-Bauherrenpreises ausgezeichnet. Aus insgesamt 132 Einreichungen wurden zuvor 24 Projekte nominiert. Daraus ermittelte die Hauptjury, bestehend aus Andreas Cukrowicz (Architekt, Bregenz), Donatella Fioretti (Architektin, Berlin) und Albert Kirchengast (Architekturpublizist, Wien), die sechs Preisträger_innen des ZV-Bauherrenpreises 2019.
Andreas Cukrowicz
studierte Architektur an der TU Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit 1996 betreibt er mit Anton Nachbaur-Sturm das gemeinsame Büro Cukrowicz Nachbaur Architekten in Bregenz. Er lehrte an der Kunstuniversität Wien, der FH Kärnten in Spittal/Drau und an der TU München und ist Mitglied im Gestaltungsbeirat Innsbruck sowie Vorsitzender des Landesgestaltungsbeirates Vorarlberg.
Donatella Fioretti
studierte Architektur am Instituto Universitario di Architettura Venezia und gründete 1995 gemeinsam mit Ihren Partnern Piero Bruno und José Gutierrez Marquez ihr gemeinsames Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez Architekten in Berlin. Sie unterrichtete als Professorin für Baukonstruktion und Entwerfen an der Technischen Universität Berlin und ist derzeit Professorin für Baukunst an der Akademie der Künste in Düsseldorf.
Albert Kirchengast
ist Architekturtheoretiker am Kunsthistorischen Institut in Florenz und derzeit Gastprofessor an der TU Wien. Er war Oberassistent an der ETH Zürich, Research Fellow an der Harvard GSD und hat 2017 promoviert. Sein Buch, „Franz Riepl baut auf dem Land. Eine Ästhetik des Selbstverständlichen“, erhielt 2018 den DAM Architectural Book Award. Im Herbst 2019 erscheint „Das unvollständige Haus: Mies van der Rohe und die Landschaft“ bei Birkhäuser.
Um die Einreichungen und deren Genese beurteilen zu können, werden alljährlich alle Projekte im jeweiligen Bundesland von einer Nominierungsjury besichtigt. Je Bundesland werden bis zu drei Projekte nominiert, welche im Rahmen einer österreichweiten Reise durch die Hauptjuror_innen nochmals besucht werden, um die Preisträger_innen zu ermitteln.
https://zv-architekten.at/bauherrenpreis-1/bauherrenpreis-2019-_-preistraeger
