A I M | Living without boundaries

„Die Lamellen der raumhohen Holzverkleidung erinnern uns an die Türme des Mailänder Doms“, beginnen die ArchitektInnen Claudio Tognacca und Anna De Rose vom Studio A I M das Gespräch. Sie beschreiben damit eines der prägnantesten Elemente der von ihnen renovierten Wohnung im Herzen des Mailänder Designviertels Tortona.
Text: Valentina Silvestrini | Fotos: Francesca Iovene
Lichtdurchflutetes Zuhause Im achten und letzten Obergeschoss eines Nachkriegsgebäudes erstreckt sich eine 140 Quadratmeter große Wohnung eines jungen Paares. Sie umfasst ein lichtdurchflutetes Wohnzimmer, ein Hauptschlafzimmer und ein weiteres Zimmer – jeweils mit eigenem Bad. Vor allem aber genießen die BewohnerInnen einen beneidenswerten und nahezu grenzenlosen Blick über die Dächer der lombardischen Hauptstadt, ergänzt von einigen ihrer charakteristischen architektonischen Sehenswürdigkeiten, die nicht nur von den Balkonen aus zu sehen sind. Die rhythmisch gesetzten Fenstertüren des Wohnbereichs eröffnen nach und nach den Blick auf den Torre Velasca von BBPR, die Hochhäuser des Geschäftsviertels Porta Nuova und – neben weiteren Gebäuden – die unverwechselbare Silhouette des Mailänder Doms.
Mailands Silhouette als Kulisse Nach mehreren Umbauten in den vergangenen Jahrzehnten wollten die ArchitektInnen die Verbindung zur Stadt betonen. Sie beseitigten alle Spuren früherer Fragmentierung, die auf der in Italien typischen Raumanordnung mit zentralem Flur basiert. Im Sinne einer flexiblen, dynamischen Aufteilung, die den Bedürfnissen einer modernen Familie mehr entspricht, könne man nun beim Betreten des Wohnzimmers einen Ausblick genießen, der die Ecklage der Wohnung maximal betont, erzählen die PlanerInnen. „Für die EigentümerInnen, die gerne Gäste empfangen und kochen, steht nun das gesamte Licht der Sonne Mailands zur Verfügung, das durch die Reihe von Fenstertüren einfällt“, so die ArchitektInnen weiter, die nach einer gemeinsamen Vergangenheit im Einzelhandel in Mailand besonders aktiv im Bereich des Wohnbaus sind.

© Francesca Iovene
Von der Fragmentierung zur Offenheit Das Zentrum der Wohnung ist der Wohnbereich – ein Zusammenspiel verschiedener Funktionen und architektonischer Elemente: vom brutalistischen Element des Betonbalkens, der an die Vergangenheit des Gebäudes erinnert und den Raum in seiner gesamten Längsrichtung durchzieht, über die raffinierte und maßgefertigte Holzvertäfelung, der eine besondere Rolle bei dem unerwarteten und komplexen zentralen Block zukommt. Beim Eintreten fällt der Blick auf eine lange, holzverkleidete Wand mit vertikal strukturierten Elementen. In ihr verbirgt sich eine Tür, die zum Gästeschlafzimmer führt, während das Ende der Wand von der Küche eingenommen wird. Obwohl diese in direkter Verbindung mit dem Essbereich und dem skulpturalen, konfigurierbaren Sofa steht, ist die Kücheninsel vom Eingang aus nicht vollständig sichtbar. Die große Insel mit Kochfeld wird erst nach dem Durchqueren eines eklektischen Flurs sichtbar. Diese Inszenierung von A I M wirkt fast wie ein Bühnenbild Mailands.
Im Spiel der Materialien Der zentrale Block setzt sich aus zwei leicht versetzten Kuben zusammen: einem aus feuerverzinktem Stahl und einem mit Kalkputz auf graugrün pigmentierter Holzverkleidung. In das großzügige Wohnzimmer hineinragend, bildet er eine Allianz mit dem darüber liegenden Balken und fügt sich in das harmonische Gesamtbild ein. Er erfüllt wesentliche Funktionen, die für das moderne Wohnen unerlässlich sind. Er ist zugleich Garderobe, die auch bei geselligen Anlässen genutzt werden kann, und birgt einen Hauswirtschaftsraum. Weiters bietet er wertvollen Stauraum für die Küche, unter anderem mit einem Bereich, der für die Lagerung von Wein vorgesehen ist. Darüber hinaus stellt die gesamte Außenwand wohnzimmerseitig ein raffiniertes Regalsystem für die Präsentation von dekorativen Objekten, Büchern und Fotografien zur Verfügung, das von den EigentümerInnen stufenlos umgestellt werden kann...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 3/2025. Der Volltext ist ab Seite 122 zu finden.

© Francesca Iovene