Atelier Martin Auer, Graz

Das neue, vom Büro j-c-k Janser Castorina Katzenberger geplante Headquarter des Grazer Bäckereiunternehmens Martin Auer nennen sich zurecht „Atelier“, wird hier doch eine alte Handwerkskunst erlebbar und unter kreativitätsfördernden Bedingungen betrieben.
Wäre es mit dem Erfüllen einer betriebswirtschaftlich angezeigten Logik schon getan, würde sich das neue Headquarter nicht sonderlich von seinem Umfeld abheben und wäre zu einem weiteren ästhetisch kaum anspruchsvollen Kasten im Grazer Speckgürtel geworden. Dieser Versuchung, die in der gewerblich genutzten Peripherie vorherrschende Ignoranz gegenüber räumlichen Atmosphären fortzusetzen, ist man aber nicht erlegen.
Urban statt peripher
Der in vorstädtischen Bereichen sonst obligaten Gesichtslosigkeit haben die Architekten in kluger Reaktion auf die Topografie geantwortet. Sie wollten das Gebäude bewusst nicht hinter einem weitläufigen Parkplatz positionieren, sondern lassen es auf leicht erhöhtem Terrain den Straßenzügen folgen. Damit definieren sie die Kreuzung von Sankt-Peter-Gürtel und Maggstraße als Entree zu einem urbanen Bereich. Die äußere Schicht der Wand- bzw. Sandwichpaneele ist aus Sichtbeton und lamellenartig gegliedert. Sie steigert damit die Präsenz des Bauwerks durch optische Prägnanz. Die nach außen hin rauen Vorsprünge der Betontafeln ergeben eine strenge, grafische Struktur. Dass sich daraus kein abweisender Charakter formt, verdankt sich den großzügigen Verglasungsbändern. Gerade abends machen sie die inneren Abläufe auch vom Straßenraum aus einsehbar. Sie sprechen für eine Offenheit, die sich auch in regelmäßigen Betriebsführungen ausdrückt.

Am Haupteingang, der von KundInnen und MitarbeiterInnen gemeinsam genutzt wird, empfangen eine Kaffeerösterei und ein Verkaufsstand. © David Schreyer

Auf Augenhöhe: Büros und Aufenthaltsräume der MitarbeiterInnen fallen in Qualität und Materialität nicht von den Gästebereichen ab. © David Schreyer
Backen mit Himmelsblick
Die Backstube bringt sämtliche Abläufe vom Anmischen über das Portionieren bis hin zum Backen der Teige übersichtlich unter. Darüber spannt sich ein eindrucksvolles Rohrsystem, das unter anderem der Wärmerückgewinnung dient. Gemeinsam mit einer Photovoltaik-Anlage am Dach optimiert sie die Energiebilanz. Im Norden und Osten dockt die Backstube schlüssig an die Bereiche für Anlieferung, Lagerung und Auslieferung an. Die Kapazitäten an Kühl- und Lagerräumen machen das Vergären der Teige steuerbar, was die Arbeitszeiten flexibler gestalten lässt. Dank Verglasungen zur Straße und zur Mitarbeiterdachterrasse arbeitet man hier unter zweiseitigem Tageslicht und mit Außenbezügen. Selten kann sonst ein Bäcker bei der Arbeit ins Freie oder gar den Himmel sehen.

Die zweiseitige Verglasung ermöglicht das Arbeiten in der Produktion unter Tageslicht und mit Außenbezügen. © David Schreyer