Klinik

So naiv zu glauben, als Einzelner die Welt retten zu können, ist Jochen Specht natürlich nicht. Dass er durch das, was er kann, das Leben einiger Menschen allerdings ein gutes Stück lebenswerter machen kann, ist für den jungen Architekten schon sehr schön. Konkret dadurch, dass er gemeinsam mit Till Joachim die architektonische Hülle für die „Childrens Clinic Cape Coast“ in Ghana entworfen hat. Natürlich ohne dafür ein Honorar zu bekommen.


Modulares Denken  

Von dem Bonner Entwicklungszusammenarbeit-Projekt erfahren hat der aus Düsseldorf stammende Jochen Specht, der seit 2009 in Dornbirn sein Büro betreibt, durch Till Joachim, einem Studienkollegen an der TU Aachen. Um sich von der Idee einer Gruppe in der Gegend von Bonn lebender junger Menschen anzünden zu lassen, der Welt etwas zurückzugeben in der Form von Hilfe für jene, die nicht wie sie auf die Butterseite des Lebens gefallen sind. Und da einer der Partnergemeinden von Bonn die Stadt Cape Coast in Ghana ist, bot es sich an, mit relativ wenig Geld dort etwas Sinnvolles anzustoßen.

Die Grundidee ist, kleine Bauprojekte zu initiieren, um sie, wenn sie sich im Betrieb bewähren, sukzessive zu erweitern. Wodurch verhindert werden soll, das Projekte am wirklichen Bedarf vorbei realisiert werden und dadurch kostbare Spendengelder oft im wahrsten Sinn des Wortes „versanden“. Träger des Bonner Projekts ist der 2010 gegründete Verein „ANDO – modular aid“, finanziert durch Spenden, die zu hundert Prozent in die Projekte fließen: als erstes in den Bau der Kinderkrankenstation in Efutu in der Cape Coast Region, die den laufenden Betrieb finanziert.

Gebäude

Primäre Anlaufstation  

Denn obwohl Ghana ein im Vergleich zu seinen Nachbarn politisch ruhiges und von großen Seuchen bisher verschont gebliebenes Land ist, ist die medizinische Versorgung besonders am Land katastrophal. Selbst in Efutu, das nur rund 50 Kilometer außerhalb von Cape Coast liegt, der mit knapp 170.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Ghanas. Die, direkt am Golf von Guinea gelegen, als Ausgangspunkt der Verschiffung zigtausender Sklaven in die ehemals „Neue Welt“ zu trauriger Berühmtheit gekommen ist. Hier gibt es zwar eine moderne Klinik, durch die mangelhafte Verkehrs-Infrastruktur ist die Landbevölkerung aber auf lokale Ambulanzen als primäre Anlaufstationen angewiesen. Wie die in Efutu, die speziell für kranke Kinder ausgelegt ist.

Als erstes hat ANDO ein riesiges Grundstück am Rand des Dschungels gekauft und nach einer dreijährigen Planungsphase, in die Specht und Joachim viel Herzblut verströmt haben, vorerst drei Module gebaut. 

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Um die Wertschöpfung vor Ort zu lassen, wurden ganz bewusst lokale Firmen beauftragt, die lokale Baustoffe nutzen, inklusive lokaler Bauleitung, was laut Jochen Specht allerdings große Probleme mit sich brachte. Fehlte den Firmen doch grundlegendes Know-how und auch die Verlässlichkeit habe oft zu wünschen übriggelassen. „Der Teufel liegt im Detail“, so der Architekt, der zwei Mal vor Ort war. Es sei viel Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit notwendig gewesen, um das Projekt umzusetzen. Was trotz der Kleinheit des Projekts die Bauzeit auf mehr als zwei Jahre explodieren ließ. (...)

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