Das Gebäude als Ressource
Recycling und Wiederverwendung vorhandener Materialien ist die Antwort des Berliner Büros LXSY ARCHITEKTEN auf die Frage, wie wir in Zukunft nachhaltig und klimagerecht bauen können. Bestandsgebäude werden dabei als Materiallager verstanden, wodurch auf die Herstellung von ressourcenintensiven Baustoffen weitestgehend verzichtet werden kann. Jedoch geht es bei zirkulärem Bauen nicht nur um die ökologische Nachhaltigkeit von Bauprojekten, sondern auch um die soziale Bedeutung. So sind partizipative Beteiligungsverfahren und Workshops wichtiger Bestandteil des Planungsprozesses. Mit ihrem Innenausbau des Impact Hub Berlin zeigen die Architektinnen, wie eine Architektur des zirkulären Bauens gelingen kann.
Durch das Masterstudium an der der TU Berlin haben sich die beiden Gründerinnen von LXSY ARCHITEKTEN, Kim Le Roux und Margit Sichrovsky, kennengelernt. Auf das Thema des zirkulären Bauens sind sie infolge ihrer gemeinsamen Masterarbeit, einem Projekt in einem Township in Südafrika, der Heimat Le Rouxs, eher zufällig gestoßen. Dort ist es gängige Praxis, gebrauchte Baumaterialien bis hin zu kompletten Bauelementen wie Türen und Fenstern wiederzuverwenden und in neue Gebäude zu integrieren. Dadurch werden Ressourcen geschont, regionale Baukultur erhalten und Kosten gespart. Schnell drängte sich den Architektinnen die Frage auf, wie man diese Art des nachhaltigen Bauens auch in unseren Breitengeraden implementieren kann.
Mitten im wuseligen Neukölln befindet sich in einer Nebenstraße das ehemalige Areal der Berliner Kindl-Brauerei, deren Neu- und Bestandsgebäude für soziale, kreative und ökologische Nutzungen verwendet werden. Zur Straßenseite hin befindet sich die ehemalige Fasslagerhalle, die, umgebaut zum Circular Economy House, kreislaufgerecht wirtschaftet, indem sie neben Wohneinheiten für Geflüchtete und Werkstätten auch das Impact Hub Berlin beherbergt – ein Coworking-Space für Impact-Startups und Innovators, die in der Nachhaltigkeitsbranche tätig sind.
Vorbei an einer besprayten Betonfassade und über eine einfache Stahltreppe gelangt man zum Eingang des Impact Hub Berlin. Beim Betreten der großen Lagerhalle fällt rasch der helle Holzkörper auf, der gleich einem zweiten Haus in die Bestandshalle eingeschoben ist. Ein Galeriegeschoss sowie zahlreiche Sitznischen und -ecken wurden ergänzt. Die Fabrikfenster und rau belassenen Betonwände und -böden der Bestandshalle vermitteln weiterhin einen stark industriellen Charakter. Auch der neue Innenausbau unterstützt diesen Eindruck durch die Rohheit der unbehandelten Materialien. Um einen vollständigen Rückbau und damit eine Wiederverwendung der Materialien zu gewährleisten, wurden diese demontabel eingesetzt, sortenreine Konstruktionen verwendet und Verbindungselemente nicht kaschiert. So entsteht eine neue Ästhetik, die sich trotz der Verwendung vielfältiger Materialien zu einem klaren, homogenen Gesamtbild fügt. Die individuellen Anforderungen der Co-Worker an ihre Arbeitsumgebung haben zu einem Spiel aus unterschiedlichen Raumqualitäten geführt. Durch den Einsatz von transparenten, transluzenten und blickdichten Wänden...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 9/2024. Der Volltext ist ab Seite 102 zu finden.
Impact Hub Berlin at CRCLR House in Bildern: