Ein neuer Ansatz zur lokalen Anpassung
Die klimafreundlichsten Gebäude sind die, die nie gebaut wurden. An zweiter Stelle stehen Gebäude, die umgebaut oder renoviert wurden. Was Neubauten betrifft, so zeigt das Vertikal Nydalen von Snøhetta einen innovativen Ansatz für Energielösungen und die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen. Es ist Norwegens erstes natürlich klimatisiertes Mischnutzungsgebäude.
Das Vertikal Nydalen befindet sich auf einem aufgelassenen Parkplatz im ehemaligen Industriegebiet Nydalen in Oslo und hebt sich schon durch seine Dimension von seiner Umgebung ab. Das große Volumen löste eine Debatte darüber aus, ob es zur Umgebung passt. Das mit wärmebehandeltem Kiefernholz verkleidete kantige, turmartige Gebäude beherbergt Restaurants auf Straßenebene, Büros und Wohnungen und spielt so eine wichtige Rolle bei der Umwandlung von Nydalen in ein lebendiges Wohnviertel. Um die Formgebung und den Entwurf besser zu verstehen, ist allerdings ein Blick hinter die Fassade notwendig. Ob man die Erscheinungsform des Gebäudes nun mag oder nicht, die hier umgesetzten Energielösungen und der effiziente Einsatz natürlicher Belüftung machen das Vertikal Nydalen zu einem Pilotprojekt im Rahmen des Innovationsprogramms Futurebuilt. Und das Beste daran? Die ArchitektInnen haben sich dazu entschieden, radikal zu reduzieren und die technischen Installationen loszuwerden. Das norwegische Unternehmen Snøhetta beschreibt den Prozess als eine Reise zurück in die Zukunft: „Für die natürliche Belüftung dieses Hochhauses wurden technisch einfache und vertraute physikalische Lösungen verwendet.“
Inspiriert durch das 2226-Gebäude im Vorarlberger Lustenau und seine vereinfachten Energielösungen wollte der Entwickler Avantor sehen, wie sich so eine Architektur an die norwegischen Bedingungen anpassen lässt. Dank der Zusammenarbeit mit dem norwegischen Forschungsrat spielten zwei Forschungsprojekte eine Schlüsselrolle in diesem Prozess. Während LowEx neue Konzepte für Heizung und Kühlung entwickelte, konzentrierte sich Naturligvis auf die natürliche Belüftung. Das Ergebnis ist eine „Triple-Zero-Lösung“, die eine Zukunft von Energielösungen aufzeigt, bei denen keine Energie für Heizung, Kühlung oder Lüftung benötigt wird.
Wenn man den Bürobereich betritt, fühlt sich die Luft erstaunlich frisch an. Der Entwurf des Gebäudes, einschließlich der Winkel und Facetten an der Fassade, basiert auf Untersuchungen der örtlichen Bedingungen wie Temperatur und Windrichtung. „Dadurch war es möglich, ein Volumen zu entwerfen, das Luftdruckunterschiede erzeugt“, erklären die ArchitektInnen. So gelingt es, eine natürliche Belüftung zu entwickeln. Die Luft strömt durch Ventile in der Fassade in das Gebäude. Auf Basis von Wettervorhersagen und mit Hilfe von Sensoren auf dem Dach können sich die Ventile öffnen und schließen, bei Bedarf können sie auch manuell geöffnet und geschlossen werden.
Das Energiesystem basiert auf lokaler erneuerbarer Energie und besteht aus integrierten Fotovoltaik-Paneelen und geothermischen Brunnen. Die Betonkonstruktion spielt eine aktive Rolle im LowEx-System. FutureBuilt erklärt...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 9/2024. Der Volltext ist ab Seite 88 zu finden.
Vertikal Nydalen in Bildern: