Eine globale Sprache für Sport im Freien

Wie eine Kathedrale erhebt sich das UCPA-Sportzentrum über das ehemalige Industrieviertel von Bordeaux. Vor dem nächtlichen Himmel leuchtend, setzt es ein symbolisches Zeichen: Hier ist ein neuer Ort der Gemeinschaftlichkeit. Das bewegte Innenleben des Gebäudes, das aus einer offenen Betonstruktur besteht, wird zelebrierend zur Schau gestellt: In den unteren drei Geschossen sieht man drahtige Körper 14 Meter hohe Kletterwände erklimmen, darüber laufen SportlerInnen im Tennisdress herum, und ganz oben auf dem Dach sind in einem turmartigen, transparenten Aufbau GolfspielerInnen zu sehen, die mit Präzision Bälle in die Luft schlagen.
Das Projekt war von Anfang an als „Kathedrale des Sports“ konzipiert. Mit dieser Idee trat der Projektentwickler auf der Immobilienmesse MIPIM an François Chas heran, einer der vier Partner von NP2F, um eine neue Art von Sporthalle zu konzipieren. Kurz zuvor hatten die Architekten zusammen mit dem Architekturkritiker Thierry Mandoul die Ausstellung „Sports, portrait d’une métropole“ (2014) im Pavillon de l’Arsenal kuratiert, begleitet von einem umfangreichen Katalog, in dem zeitgenössische und historische Beispiele zum Thema Stadt und Sport abgebildet sind. Schon seit Langem beschäftigen sich NP2F in Theorie und Praxis mit der Frage, wie sich große öffentliche Gebäude zur Stadt hin öffnen können, anstatt hermetisch in sich geschlossen zu sein, was speziell bei Sportbauten oft der Fall ist. So stellte der Projektentwickler die Architekten der Bürgermeisterin von Bordeaux vor, Michèle Laruë-Charlus, die von der Projektidee begeistert war. Wie der Zufall es wollte, eignete sich dieses Projekt für ein Entwicklungsgebiet einer ehemaligen Industriezone am nördlichen Rand von Bordeaux, die vom Ölkonzern Total stark verschmutzt zurückgelassen worden war und im Rahmen des städtebaulichen Masterplans von Youssef Tomé in ein Wohngebiet umgewandelt werden sollte.

Das Projekt war von Anfang an als „Kathedrale des Sports“ konzipiert.
© Maxime Delvaux
Nun musste nach einem Bauherrn gesucht werden. Also wandten sich die Architekten an die gemeinnützige Organisation L’Union nationale des Centres sportifs de Plein Air (UCPA), die sich seit 1964 in Frankreich dafür einsetzt, dass Sport im Freien für alle zugänglich ist. Die Architekten konnten sie davon überzeigen, dass dies auf dem engen Grundstück durchaus möglich ist, „wenn die Sportflächen wie in einem offenen Regal übereinandergestapelt werden. So können Naturräume in der Stadt geschaffen werden“, argumentierte François Chas. Er überzeugte und es kam zu einem Direktauftrag. Um jeglichen religiösen Touch im laizistischen und multikulturellen Frankreich zu vermeiden, wurde die „Sportkathedrale“ in eine neutralere „Sportstation“ umgetauft. Das flexibel konzipierte Programm wurde einerseits so ausgewählt, dass Sport im Freien getrieben werden kann, wobei nicht Verglasungen, sondern lediglich Windschutznetze Schutz vor Kälte bieten; andererseits gibt es geschlossene Bereiche für Fitnessräume, Seminare, Verwaltung etc. Das Erdgeschoss hingegen soll durch Geschäfte und Restaurants den zukünftigen Stadtteil beleben.
In der repetitiven, hellgrauen Betonstruktur, die tatsächlich als offenes Wohnregal in Erscheinung tritt, setzen architektonische Elemente starke Akzente, die Spannung in den Baukörper bringen und eine dynamische Raumerfahrung generieren...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 6/2024. Der Volltext ist ab Seite 68 zu finden.
Die UCPA Sport Station Bordeaux in Bildern: