Evangelisches Realgymnasium Donaustadt, Wien

Wo die Politik nur wenige und kleine Reformschritte wagt, leistet Architektur mehr: In einem evangelischen Gymnasium in Wien entstand eine Mittelschule neuen Typs samt Oberstufe in offenen, maximal flexiblen Raumformen: Eine Schule der kurzen, abwechslungsreichen Wege, in der die Funktionen exzellent miteinander verwoben sind.
Viel konzentrierter als früher seien die Kinder, weil die Schule so hell und großzügig ist, freut sich die Musiklehrerin, die die räumlichen Verhältnisse im Vergleich zu anderen Schulhäusern als „puren Luxus“ empfindet. Das Evangelische Realgymnasium Donaustadt ist zweifellos eine attraktive Schule – im Hinblick auf ihr Schulleitbild ebenso wie auf die Architektur. Die Schule wird in der Unterstufe als Wiener Mittelschule geführt, in der Oberstufe werden mit „Kultur und Gesellschaft“, „Ökologie und Umwelt“ sowie dem „Pop, Jazz und Weltmusik“ Schulzweige mit Schwerpunktsetzungen angeboten. Zum Zeitpunkt der Schulbesichtigung findet in der ganzen Schule Freiarbeit statt, in der die Kinder für die Dauer von zwei Stunden im jeweiligen Gegenstand Aufgaben nach ihrer freien Wahl bearbeiten. Die Klassentüren sind offen, die Kinder einzeln oder in Kleingruppen über das ganze Schulhaus verteilt. Die Stimmung changiert zwischen höchster Konzentration und entspannter Heiterkeit. Keine Spur von Lärm und Chaos, obwohl die Pädagogen nicht wie Dompteure vor der Klasse stehen. Nun sind ja Unterrichtsformen abseits des Frontalunterrrichts keine ganz neue Erfindung. Schulräume, in denen sie ohne große Improvisation als regelmäßige tägliche Praxis durchgeführt werden können, sind allerdings nach wie vor rar.