AUSSICHTSREICHE NEUAUFSTELLUNG

Gangoly & Kristiner Architekten | Volksschule Straden, Österreich

Die Volksschule im südsteirischen Straden wurde vom Büro Gangoly & Kristiner Architekten sorgfältig an heutige Bedürfnisse angepasst. Dabei entstand ein solide aktualisierter Bau, der sich bewusst zurücknimmt und gut in die örtlichen Verhältnisse einfügt.⁠

Text: Ulrich Tragatschnig | Fotos: Emilian Hinteregger⁠


Der Schulunterricht im südsteirischen Straden lässt sich bis weit vor die Einführung der Schulpflicht zurückverfolgen: Bereits 1628 übersiedelte ein zuvor im Pfarrhof tätiger Schulmeister an den heutigen Standort der Volksschule. 1765, also immer noch neun Jahre vor der Maria Theresianischen Schulreform, erfolgte eine erste von mehreren Neuaufstellungen. Ein Niveausprung zu den leicht verschoben ausgerichteten südostseitigen Räumen sowie die Dachausbildung sprechen für ein stetes Wachsen des Gebäudes. Die vor der Neuadaptierung durch Gangoly & Kristiner Mitte der 1990er-Jahre durchgeführte letzte Sanierung erbrachte unter anderem einen eingeschossigen Zubau Richtung Garten.

Alt, aber gut Mit seinen massiven Wänden und großzügigen Gangflächen befand sich das Bestandsgebäude zuletzt in einem recht guten baulichen Zustand, entsprach aber in keinerlei Hinsicht den aktuellen Standards punkto Barrierefreiheit, Haustechnik, Brandschutz und Akustik. Die Möglichkeiten zur Erweiterung des kompakten Baukörpers, der sich passgenau in das pittoreske Ensemble des Stradener Ortskerns einfügt, waren dabei begrenzt. An zwei Seiten ist er von Straßen und Parkplätzen umgeben, steht außerdem sehr nahe an der Florianikirche, ein südseitig anschließender Garten fällt steil ab. Ein an die Stirnseite des Gebäudes gestellter Lift, ergänzt durch einen überdachten Zugangsbereich, und die Aufstockung des gartenseitigen Zubaus sind daher die einzigen neuen Bauteile, die durch eine Einkleidung in Titan-Zink-Blech hervorgehoben werden.

© Emilian Hinteregger

Clusterbildung Die größten Herausforderungen lagen freilich in der Anpassung an zeitgemäße Unterrichtskonzepte. Schule ist heute nicht mehr nur ein Ort des Frontalunterrichts. Sie ist ein vielfältig genutzter Lebensraum, der sich flexibel an die Bedürfnisse von Lernenden und Lehrenden anpassen muss – architektonisch, pädagogisch und funktional. Ihre Konzeption geht deshalb weg von starren Raumstrukturen hin zu flexiblen Lernumgebungen, die sich an den pädagogischen Bedürfnissen und dem Alltag der SchülerInnen orientieren. Das klassische System aus langen Fluren und geschlossenen Klassenräumen soll dabei durch offenere, lernförderliche Konzepte ersetzt werden. Das zentrale Element dieser neuen Schularchitektur sind sogenannte „Cluster“: flexible Einheiten, die fließende Übergänge zwischen Lernen, Austausch und Erholung bieten und aus zwei bis maximal vier Klassenräumen bestehen, diese über eine offene Lernzone miteinander verbinden und auch über einen zusätzlichen Gruppenraum verfügen. Sichtfenster schaffen Transparenz und Übersichtlichkeit, geschickt platzierte Möbel und eingezogene Podeste zonieren die ursprünglich großzügigen Gangflächen neu.

Kluges Farbkonzept Auch die Farben von Böden und Wänden helfen dabei: Die nun schwellenfrei ausgelegten Linoleumböden sind in den Klassen- und Gruppenräumen altrosa, sonst beige. Die Wände hier blau-, dort hellgrün. Dass in Grundschulen gedeckte Farben verwendet werden, ist bislang selten – Kindgerechtigkeit wird oft bunt und laut inszeniert. Durch Wände und Möbel zieht sich jedoch eine eher tief angesetzte Horizontlinie, die sich als dezentes Aufgreifen einer kindlichen Maßstäblichkeit begreift.

© Emilian Hinteregger

Die Bibliothek schafft Rückzugsorte und fördert das eigenständige Entdecken: ein Raum, der Lernen und Spielen nahtlos verbindet. © Emilian Hinteregger

© Emilian Hinteregger

© Emilian Hinteregger


Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 6/2025. Der Volltext ist ab Seite 154 zu finden.

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