Ganztagesvolks- und Mittelschule Medwedweg, Wien

In Wien-Simmering interagiert die Schule am Medwedweg ganz vortrefflich mit ihrem Umfeld. Alt und Neu, Wohnen und Gewerbe, Parklandschaft und Stadtwildnis prallen hier aufeinander.
Integrativer Stadtbaustein
In keinem anderen Stadtentwicklungsgebiet Wiens prallen Zeitschichten, Funktionen und Maßstäbe so unmittelbar aufeinander wie im südlichen Gasometervorfeld, einem Teilgebiet des Stadtentwicklungsgebiets Erdberger Mais. Hochhäuser, Wohnsiedlungen und Bürobauten, zwischendrin Betriebsareale und Brachen. Die stillgelegte Trasse der ehemaligen Schlachthausbahn, die den Zentralviehmarkt in St. Marx an das Eisenbahnnetz anschloss, mutiert zum Grünkorridor mit Stadtwildnis-Charakter. Der Hyblerpark, 1905 als „Simmeringer Park“ eröffnet, war die erste öffentliche Parkanlage im Bezirk. Im Zuge der Verlängerung der U3 nach Simmering wurde er von Sepp Kratochwill neugestaltet. Er bildet nun ein Gelenk zwischen entstehenden Stadtteil und den Gemeindebauten Richtung Simmeringer Hauptstraße. Direkt am Park liegt die neue ganztägig geführte Volks- und Mittelschule, beide gemäß dem Wiener Bildungsbauprogramm in Cluster gegliedert. Architektin Patricia Zacek-Stadler gelang es, das Schulgebäude so auszuformulieren, dass es die verschiedenen umgebenden Welten in jeder Hinsicht verbindet. Das Bauvolumen konzentrierte sie fünf Geschosse hoch entlang des Medwedwegs. So wird ein Maximum an Grünraum freigehalten und zur Straße hin eine Stadtkante ausformuliert. Am Vorplatz, wo die frisch gesetzten Bäume noch wachsen müssen, um Schattenwirkung zu entfalten, markiert eine winkelförmige Betonsitzbank einen geschützten zentralen Treffpunkt für die Schülerinnen und Schüler.
Klar und luftig-leicht
Ein Straßentrakt verbindet die beiden Schultypen. Hier gibt sich die Fassade eher streng und erinnert mit teils bis zum Boden reichenden Fenstersegmenten, pilasterartig anmutenden Wandelementen und horizontalen Gesimsbändern an klassische Gliederungen. An der Rückseite hingegen verschränkt sich die Schule als durchlässiges Gefüge mit dem Garten. Die Tragstruktur besteht im Wesentlichen aus Deckenplatten und Stützen. Die ausfachenden Wände wurden als Holzriegelbau mit einer hinterlüfteten Faserzementfassade ausgeführt. Über Dach liegende Stahlträger halten mit Zugseilen die Lasten der gartenseitigen Auskragungen.

Patricia Zacek-Stadler Architektin, Volksschule und Mittelschule Bürgerspitalwiese © Rupert Steiner
Bei aller Rationalität punktet das Schulgebäude mit räumlicher Vielfalt, Großzügigkeit und Raffinesse im Detail. Das Fassadenmaterial zieht sich in die Aula hinein, die dadurch wie eine Erweiterung des öffentlichen Raums wirkt und dank der verglasten Flächen den Durchblick zu den Garten- und Sportanlagen gewährt.