smartvoll Architekten, Handelszentrum 16, Bergheim © Dimitar Gamizov

Coup in der Gewerbebranche

Gewerbegebiete sind trist, aufgelassene umso mehr. Dass sich auch gesichtslose Lagerhallen ohne jegliches historische Flair in spannende Architektur verwandeln lassen, zeigt das Handelszentrum 16 bei Salzburg. Einem kreativen Entwickler und den Re-Use-Routiniers von smartvoll Architekten ist damit bereits der zweite große Wurf gelungen.


Die Lagerhallen eines ehemaligen Versandhandels in Bergheim bei Salzburg standen seit mehr als zehn Jahren leer. Sie sind Teil eines sehr viel größeren Gewerbegebiets, das auf einer Ebene im Norden des Plainberges mit der berühmten Wallfahrtskirche Maria Plain liegt. Mehr als vom Wallfahrtsort profitiert der Gewerbestandort von der Nähe zur Stadt Salzburg, der Erschließung über gut ausgebaute Verkehrswege und einer direkten Anbindung an die Autobahn. Ein simpler Masterplan, zwei Straßen parallel zur Landesstraße und drei, vier Querstraßen als Rückgrat reichten für die Parzellierung. Recht viel mehr musste man nicht tun, und fertig war eines jener gesichtslosen Gewerbegebiete, wie sie landauf, landab existieren. Errichtet wurden die dicht an dicht gebauten Hallen des Universal-Versands, um die es hier geht, ab den 1970er-Jahren. Solange die Geschäfte im Versandhandel gut liefen, kam alle paar Jahre ein neues Depot hinzu. Auf diese Weise entstand ein unübersichtliches Konglomerat an Gebäuden, das um einen zentralen, annähernd quadratischen Innenhof gruppiert ist. Mit der Digitalisierung und dem Entstehen neuer virtueller Marktplätze im Internet geriet der klassische Versandhandel in eine existentielle Krise. Den Rest besorgte die Entwicklung in der Lagertechnologie, die eine neue Generation von vollautomatisierten Logistikzentren hervorbrachte, die kaum mehr Personal benötigen und daher deutlich günstiger zu betreiben sind.

smartvoll Architekten, Handelszentrum 16, Bergheim © Dimitar Gamizov

Die seit Jahren leerstehenden Hallen des Versandhändlers Universal wurden räumlich und inhaltlich wiederbelebt.
© Dimitar Gamizov

Umnutzung statt Abriss

Ein Standort wie jener in Bergheim konnte da nicht mehr mithalten. Die Folge war ein gewaltiger Leerstand von rund 43.000 m². Das ist sehr viel, wenn es darum geht, einer solchen Nutzfläche eine neue Funktion zu verleihen. Der erfahrene Developer Marco Sillaber hat sich mit seinem Konzept gegenüber MitwerberInnen um das Areal durchgesetzt. Er setzte von Anfang an nicht auf den Abbruch, sondern auf eine Umnutzung mit einem Upgrading der belanglosen Industriehallen. Wenn es darum geht, brachliegender Bausubstanz neues Leben einzuhauchen, macht Sillaber keiner so schnell etwas vor. Er demonstrierte schon vor Jahrzehnten, wie man aus einer ausgemergelten Gewerbebrache eine Perle herausschälen kann. In seiner Karriere als Standortentwickler hat er wahrscheinlich nicht weniger historische Bausubstanz vor der Zerstörung gerettet als so manch Denkmalpfleger.

Areal ohne Nostalgiebonus

Sein erster Coup war die Revitalisierung einer aufgelassenen Glockengießerei in Salzburg, das sogenannte Gusswerk, für das er mit dem österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet wurde. Einige Jahre später widmete er sich mit der Panzerhalle in Salzburg-Maxglan einem neuen Projekt. Die voluminöse Halle aus der NS-Zeit auf dem Areal einer aufgelassenen Kaserne in der Stadt Salzburg bot ebenfalls ein historisches, wenn auch keineswegs unbelastetes Ambiente. War es beim Gusswerk und der Panzerhalle jeweils deren nostalgisches Flair, das den Grundton für den Erfolg schuf, so boten die banalen Bergheimer Lagerhallen am Rande des geschichtslosen Gewerbegebiets nichts dergleichen ... mehr Details erfahren Sie in unserer neuen Ausgabe!

smartvoll Architekten, Handelszentrum 16, Bergheim © Dimitar Gamizov

Ein riesiger Leerstand: Räume von enormen Höhen und mit weitem Stützenraster.
© Dimitar Gamizov


 

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