Haus am Taubenmarkt

Das freistehende Einfamilienhaus mit Garten und Fernblick muss nicht unbedingt im Dorf oder in der Vorstadt stehen. Manche historische Gebäude in Innenstadtlagen bieten auf ihren Dächern die Chance, private Idylle zu errichten, die auch alle Vorteile urbaner Strukturen bieten.
Urbane Individualität
Privatsphäre, Individualität, Grünraum: So lauten die überzeugendsten Argumente für den Bau eines freistehenden Einfamilienhauses. Dem gerade noch erschwinglichen Baugrund in den Weiten des Speckgürtels allerdings werden lange Wege, die Abhängigkeit vom eigenen Auto und die Zersiedelung des Landschaftsraumes nicht selten gratis beigegeben. Die Linzer Landstraße an ihrem nördlichen, vom Taubenmarkt abgeschlossenen Ende ist hingegen eine Adresse, wie sie besser kaum sein könnte. Hier ist Infrastruktur jeder Art in wenigen Minuten fußläufig erreichbar und öffentliche Verkehrsmittel stehen in einer für die oberösterreichische Landeshauptstadt außergewöhnlichen Dichte zur Verfügung. Es fehlen Ruhe und Ausblick in einen attraktiven Landschaftsraum? Nicht unbedingt, wenn man sich vorstellen kann, den Bauplatz in das fünfte Obergeschoss eines der historischen Gebäude zu legen, die geschlossen die Landstraße säumen.
Privatsphäre, Individualität, Grünraum.

Das Haus am Dach
Es ist tatsächlich ein gar nicht so kleines Wohnhaus, das Hertl Architekten aus Steyr über dem nur drei Fensterachsen schmalen Gebäude an der Westseite der Landstraße errichtet haben. Obwohl der Raum des turmgleich die Straßenfassade überragenden Mansarddaches Teil des Bauvolumens ist, handelt es sich hier nicht um einen ausgebauten Dachboden. Denn was sich in die Tiefe des Grundstückes nach Westen hin entwickelt, ist ein Neubau, der nicht auf die Geometrie von Dachflächen reagiert, sondern auf den jene Nutzungswünsche, die man mit dem freistehenden Einfamilienhaus verbindet: ein komfortabler Rückzugsort zu sein mit einem gewissen Potential zur Repräsentation. Letzteres kann dem Objekt an der Landstraße in hohem Maße zugesprochen werden. Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Fassade mit ihrem mittig gesetzten Erker und dem signifikanten Turm macht in diesem Zusammenhang deutliche Ansprüche geltend. Das an die südliche Grundgrenze gerückte historische Stiegenhaus gibt sich, der schmalen Parzelle geschuldet, schon deutlich bescheidener, mutet aber dank der kreisförmig gewendelten Treppe mit dem reich verzierten Geländer immerhin romantisch an. Eine allzu große Rolle spielt es nicht, denn gleich hinter der Stiege liegt ein Aufzug, der die Bewohner des Hauses in den fünften Stock hebt, auf ihre Eingangsebene.
