HEMAA baut Schule im Einklang mit der Natur

In Mareil-Marly, einer charmanten Gemeinde am westlichen Rand der Pariser Metropole, hat das Architekturbüro HEMAA (Charles Hesters und Pierre Martin-Saint-Etienne) eine Schule geschaffen, die sich harmonisch in ihre naturnahe Umgebung einfügt. Der im November 2024 fertiggestellte Schulkomplex Les Violettes beherbergt eine neue Kindertagesstätte, eine Erweiterung der Grundschule mit sechs zusätzlichen Klassenzimmern sowie ein Freizeitzentrum – ein Ensemble, das auf 2.000 Quadratmetern moderne Bildungsräume bietet.
Architektur im Dialog mit der Landschaft
Das Projekt versteht sich als ein "Dorf im Dorf". Die Schule liegt auf einer Anhöhe und wird von beeindruckenden alten Bäumen umrahmt, während sich in der Ferne die Silhouette von La Défense abzeichnet. Die bestehende Bebauung, gewachsen aus unterschiedlichen Epochen, schafft eine Kulisse, die von der Natur dominiert wird. HEMAA griff diese Qualitäten auf und konzipierte eine "Gartenschule", in der Holz und Glas als Hauptmaterialien zum Einsatz kommen. Das Gebäude reflektiert mit seinen Oberflächen das Lichtspiel der Blätter, während eine offene, transparente Raumorganisation die Verbindung zwischen Innen und Außen betont.

Eine Schule, die Raum für Bewegung lässt
Um möglichst viel geschützten Freiraum für die Schülerinnen und Schüler zu bewahren, wurden die neuen Gebäude in der westlichen Ecke des Grundstücks platziert. Zwei transparente Verbindungszonen schaffen eine durchgängige, lichtdurchflutete Raumabfolge: Eine dieser doppelgeschossigen Hallen dient als Eingang zur Grundschule, während die andere den Kindergarten erschließt und zugleich als überdachter Spielbereich fungiert. Der Kindergarten selbst ist ebenerdig organisiert, sodass jede Klasse direkten Zugang zum Hof hat – eine zentrale Anforderung des Lehrpersonals.
Auch die Außenräume wurden sensibel gestaltet: Bestehende Bäume wurden integriert, die offenen Bodenflächen vergrößert und das Regenwasser wird gezielt in leicht abgesenkte Zonen geleitet, um die natürliche Versickerung zu fördern.

Materialität als poetisches Element
Die Schule basiert auf einer leichten, vorgefertigten Holzkonstruktion aus französischem Douglasienholz, die eine schnelle Bauzeit und minimale Beeinträchtigung des laufenden Schulbetriebs ermöglichte. Das Erdgeschoss, das als Anker für die Kinder dient, ist mit vertikalen Holzlamellen verkleidet, die werkseitig vorbehandelt wurden, um eine natürliche, gleichbleibende Alterung zu gewährleisten. Der obere Stock hingegen ist mit spiegelnden Aluminiumtafeln verkleidet, die den Himmel, die Bäume und die Jahreszeiten reflektieren und so das Gebäude optisch in seine Umgebung auflösen.
Auch im Innenraum dominieren rohe, natürliche Materialien: Sichtbare Holzbalken unterstreichen die Konstruktion, unbehandelte Betonwände stabilisieren das Gefüge, während akustisch wirksame Holzfaserelemente für eine angenehme Raumakustik sorgen. Die technische Infrastruktur bleibt sichtbar und wird sauber in das architektonische Konzept integriert.
Kindgerechte Maßstäbe und flexible Nutzung
Besonderes Augenmerk legte HEMAA auf die Dimensionen: Die Fassade dient als Orientierungspunkt für die Kinder, während Innenräume mit angepassten Möbeln und altersgerechten Sanitärinstallationen gestaltet wurden. Fenster zwischen Klassenräumen und Fluren, sowie durchgängig verglaste Enden der Korridore, stellen sicher, dass die Verbindung zur Natur ständig spürbar bleibt.
Zudem wurde das Gebäude bewusst mit Blick auf zukünftige Entwicklungen im Bildungswesen entworfen: Eine flexible Skelettstruktur erlaubt eine spätere Neuanordnung der Räume, während variable Raumkonzepte bereits jetzt eine Durchlässigkeit zwischen Unterricht und Freizeitaktivitäten ermöglichen.
Les Violettes ist damit nicht nur eine Schule, sondern ein lebendiger Organismus – ein Gebäude, das mit seinen jungen Nutzerinnen und Nutzern mitwachsen kann.
