Heuberghaus, Wien
Katharina Urbanek adaptierte ein Haus der historischen Siedlung Heuberg in Wien-Hernals für eine junge Familie. Mit klugen Interventionen gelang ihr eine Modernisierung und Vergrößerung in einer architektonischen Haltung, die an die Bauphilosophie der Siedlerbewegung der 1920er Jahre anknüpft.
An Geschichte anknüpfen
Als Architektin Katharina Urbanek mit dem Ausbau eines solchen Siedlerhauses für eine vierköpfige Familie beauftragt wurde, war klar, dass sie an die Geschichte der Siedlerbewegung anknüpfen will, was zunächst Recherche und Vermittlungsarbeit an die Auftraggeber bedeutete. Die Häuser entstanden unter Mitarbeit der Siedlerinnen und Siedler, die bis zu 3000 Arbeitsstunden zu leisten hatten und wurden nach Fertigstellung per Los zugeteilt. Bauweise und Konfiguration waren der Not nach dem ersten Weltkrieg geschuldet. Die schlichte Gestalt der Hausgruppen – „sämtlich mit fremdartig anmutenden Flachdächern“ wie es in der kommunalen Leistungsschau „Das neue Wien. Städtewerk“ hieß – war aber auch architektonisch innovativ. Hohlmauerwerk im Rat-Trap-Verband, bei dem hochkant abwechselnd Läufer und Binder aneinandergereiht werden, erfordert weniger Ziegelsteine als eine massive Mauer und isoliert durch den Lufteinschluss gut.
Zwei wesentliche Entwurfsideen leiteten den Umbau des Heuberghauses, das von einer Bestandsfläche von 70 m2 auf 100 m2 zu vergrößern war:
Zum einen an die Baugesinnung der Siedlerbewegung anzuknüpfen und das Handwerk sichtbar zu machen, zum anderen die einst vorhandene und mit der Zeit verlorengegangene Verbindung zum Garten wieder herzustellen.
Räumchen wechsel dich
In die sanierte Straßenfassade wurde nicht eingegriffen, das gebot die Sparsamkeit. Gartenseitig wurde unter Ausnutzung des innerhalb des Bebauungsplans Möglichen ein zweigeschossiger Zubau angefügt und das Innere neu organisiert. An Ort und Stelle blieb nur die Stiege. Geschlafen wird nun unten, im introvertierteren Erdgeschoss. War vorher der Garten vom Eingang aus nur auf labyrinthischen Wegen erreichbar, so gibt es jetzt einen klaren Durchstich entlang der Treppe. Ein weiterer Durchgang verbindet das straßenseitige Kinderzimmer mit dem gartenseitigen Zimmer der Eltern.
Im 90-Grad-Winkel geöffnet, schließen die Türen des dort angelagerten Badezimmers die Gangzone vom angrenzenden Zimmer ab.
Je nachdem, ob eine oder zwei Türen geöffnet sind, lässt sich dank dieser klugen Intervention ohne viel Aufwand die Raumfolge verändern, Platz und Material gespart wurde obendrein. Gleichermaßen kann in der Durchgangsachse von der Diele zum Garten das Elternzimmer mit der geöffneten Tür eines Wandverbaus von der Erschließungszone separiert und zudem mittels eines Vorhangs zum geborgenen Alkoven verwandelt werden.
Oben öffnet sich die Essküche im Anbau über eine Glasfassade zum Garten. Durch die Dachneigung wird Oberlicht gewonnen, zudem eine Lüftungsklappe zur nächtlichen Kühlen und zum Abzug des Küchendampfs. Auf einen Balkon – eine übliche Minimalanforderung heutigen Wohnkomforts – wurde verzichtet, ist doch die ganze Küche eine luftige Loggia mit Aussicht. Dafür führt eine leichte Stahltreppe hinunter in den Garten.