Hild und K Übernachtungsschutz Lotte-Branz-Straße

Mit einer sorgfältig gestalteten Notunterkunft in einem trostlosen Münchner Gewerbegebiet setzen Hild und K ein sichtbares Zeichen. Der Bau bietet bedürftigen Menschen eine würdevolle „Heimat auf Zeit“ und könnte gleichzeitig Katalysator sein für die bereits angedachte Wei-terentwicklung seiner Umgebung in ein gemischt genutztes Quartier.
Text: Christian Schittich | Fotos: Michael Heinrich, Florian Holzherr
Ein einmaliges Hilfsangebot Mit ihrem Übernachtungsschutz für Obdachlose verfügt die Stadt München nun über eine einmalige Einrichtung und wird damit zur Vorreiterin in Deutschland. Dank dieser Einrichtung übernachten laut aktueller Zählung nur noch etwa 340 Menschen im Münchner Stadtgebiet auf der Straße – eine bemerkenswerte Zahl auch im europäischen Vergleich. 2012 von der Stadt ins Leben gerufen, wurde die Institution zunächst notdürftig in den Räumen einer ehemaligen Kaserne untergebracht. Da diese dem Bau eines neuen Wohnquartiers weichen musste und außerdem das Hilfsangebot verbessert werden sollte, entschied sich der Stadtrat für den im Mai 2024 fertiggestellten Neubau an der Lotte-Branz-Stra-ße im Münchner Norden. Hild und K erstellten dazu zunächst eine Machbarkeitsstudie und erhielten später den Planungsauftrag über ein Vergabeverordnungs-Verfahren. Der Übernachtungsschutz ist für viele Menschen oftmals die letzte Option. In der bisherigen Einrich-tung schliefen in den elf Jahren ihres Bestehens mehr als 18.000 Per-sonen aus 143 Ländern, durchschnittlich etwa 450 pro Nacht. Um die Bedürftigen dorthin zu bringen, ist der Zugang niederschwellig und ohne bürokratische Hürden möglich. StreetworkerInnen spre-chen Obdachlose im Stadtgebiet an und stellen ihnen bei Interesse auch gleich den Berechtigungsschein für die Fahrt in den öffentli-chen Verkehrsmitteln zur Unterkunft aus.

© Michael Heinrich, Florian Holzherr
Funktional und sicher Welchen Anforderungen muss ein Haus für die temporäre Unterbringung von Schutzsuchenden erfüllen? Die Vorgaben seitens des Bauherrn und des Evangelischen Hilfs-werks, das die Einrichtung betreibt, waren komplex. Neben der rei-nen Funktionalität sollte es einladend, aber auch nicht zu wohnlich sein. Schließlich soll niemand eine Notunterkunft als Dauerlösung betrachten. Ganz besonders aber muss die Institution dem Sicher-heitsbedürfnis der Übernachtenden gerecht werden. Denn laut Um-fragen sind es nicht zuletzt die Angst vor Diebstahl oder vor zu vie-len Menschen auf engem Raum, die nach wie vor viele notleiden-de Menschen davon abhalten, derartige Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Hild und K begegnen diesen Anforderungen mit einer kammartigen Struktur aus Gebäudearmen. So können Frauen, Män-ner und Familien getrennt untergebracht werden, während geschütz-te Höfe als Aufenthaltsräume entstehen. Vom akzentuiert gestalte-ten Eingang an der Südseite gelangen die Ankommenden zunächst in eine Sicherheitsschleuse, wo sie registriert und nach Waffen und Alkohol durchsucht werden. Von dort führt der Weg über den zen-tralen Hof in die Schlafbereiche. Insgesamt stehen 730 Schlafplätze verteilt auf 184 Zimmer zur Verfügung. Der überwiegende Teil da-von sind Vierbett-Zimmer – ein großer Fortschritt gegenüber der bis-herigen Einrichtung mit acht oder zwölf Personen in einem Raum...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 3/2025. Der Volltext ist ab Seite 90 zu finden.