Julia Kick, Oeconomiegebäude Josef Weiss, Dornbirn © Angela Lamprecht

Alles entwickelt sich in Bezug auf etwas. Die junge Szene in Vorarlberg wächst. Einige neue Büros wurden in den letzten Jahren gegründet. Hinter ihnen stehen engagierte Persönlichkeiten. Eine davon ist Julia Kick.


 

Maßvoll und konstruktiv

2021 erscheint die erste umfassende Monografie zum Werk des Vorarlberger Baupioniers Rudolf Wäger. Sie nimmt Bezug auf die Entwicklung eines Selbstverständnisses in der jüngeren Geschichte der Architektur und des Bauens in dieser Region. Ein Selbstverständnis, das auch zum Fremdbild wurde: maßvoll, angemessen, konstruktiv gedacht, in Vielem widerständig, aber immer bei den Dingen und bei den Menschen. Gilt dieses Bild noch? Woran messen sich junge Architekturschaffende heute? Welche Wege schlagen sie ein, abseits von Konformitätszwängen und Normierungen? Welche Themen treiben sie um? Und wo gelingt eine eigenständige Positionierung? Julia Kicks Arbeit gibt Antworten darauf. Sie wurde gleich mit ihrem ersten Projekt bekannt – hier gelang ihr eine stimmige Manifestation der eigenen Sicht auf das Bauen. Die aus Lustenau stammende Architektin machte sich 2015 selbständig mit einem Büro in Dornbirn. Für ihr Projekt „Oeconomiegebäude Josef Weiss“ erhielt sie den Vorarlberger Holzbaupreis in der Kategorie Sanierung (2017) sowie den Preis „Das beste Haus“ (2018), weitere Preise und Anerkennungen folgten.

Julia Kick, Oeconomiegebäude Josef Weiss, Dornbirn © Angela Lamprecht

Julia Kick, Oeconomiegebäude Josef Weiss, Dornbirn © Angela Lamprecht

Alles entwickelt sich in Bezug auf etwas anderes. Das ist unsere Grundhaltung in allen Maßstäben und allen Projekten – Neubau wie Altbau.

Wagnis in Holz

Hinter dem klingenden Projekttitel verbirgt sich die Revitalisierung eines alten Stadels in Bahnhofsnähe. Die Architektin transformierte das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert in ein Wohn- und Atelierhaus mit Split Level und urbaner Anmutung. Von außen blieb der Bestand im Wesentlichen „bestehen“. Weiterhin bestimmt ein historisches Fachwerk mit Holzverkleidung das Erscheinungsbild des Bauwerkes, geflickt und ergänzt nur dort, wo es unbedingt notwendig war. Der Stadel war immer ein Mehrzweckgebäude, das ist er auch in neuer Funktion wieder. Ursprünglich war er Pferdestall, Tenne und Wagenremise. Mit dem Umbau blieb die Raumaufteilung im Wesentlichen, neu eingezogene Wände und Decken ermöglichen heute flexibles Wohnen und Arbeiten. Besonders ist Julia Kicks Zugang zum Holz in diesem Projekt und auch die Auszeichnung mit dem Vorarlberger Holzbaupreis, denn sie wagte sowohl in Materialwahl wie Ausführung mutige Schritte. Sperrholzplatten, teils B-Ware, und sichtbare Installationen sind in der auf Perfektion getrimmten Vorarlberger Holzbauwelt gewagte Maßnahmen.

Julia Kick, Oeconomiegebäude Josef Weiss, Dornbirn © Angela Lamprecht

Je mehr Rahmenbedingungen, umso spannender ist für mich ein Entwurfsprozess. Es ist die Arbeit im Detail, mit Menschen, mit Geschichte(n) – wie ein Puzzlespiel, das es zu lösen gilt

 

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig über Neuigkeiten zu Architektur- und Bauthemen, spannende Projekte sowie aktuelle Veranstaltungen in unserem Newsletter.

Als kleines Dankeschön für Ihre Newsletter-Anmeldung erhalten Sie kostenlos ein architektur.aktuell Special, das Sie nach Bestätigung der Anmeldung als PDF-Dokument herunterladen können.