Katja Thorwarth und Jeanne-Françoise Fischer | Montessori Kinderhaus, Berlin

Dass ein Bad weit mehr als nur der Körperreinigung dienen kann, zeigen die Architektinnen Katja Thorwarth und Jeanne-Françoise Fischer mit ihrer Badgestaltung für die Erweiterung eines Kindergartens in Berlin-Wedding. Mit gezielten Eingriffen entstand eine Badelandschaft, die Kinder zum Experimentieren mit Wasser anregt und zugleich als Aufenthalts- und Rückzugsort dient. Das Konzept der flexiblen Raumprogrammierung war dabei entwurfsbildend.
Text: Anne-Kathrin Müller | Fotos: Sebastian Díaz de León
Mehrfachnutzung als zentrales Leitmotiv Als der kleine ehemalige Gemischtwarenladen neben den Räumen des Montessori Kinderhauses Wedding e. V. frei wurde, nutzte der Verein die Gelegenheit und beauftragte die beiden Architektinnen mit einer Erweiterung des schon bestehenden Kindergartens um eine Krippe. Bislang nahm der Kindergarten nur Kinder von drei bis sechs Jahren auf – die neue Krippe bietet nun auch Plätze für Ein- bis Dreijährige. Von Anfang an war klar, dass jeder Quadratmeter optimal genutzt werden muss, denn der ehemalige Gemischtwarenladen hat eine Grundfläche von nur 55 Quadratmetern. Um den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, entwickelten die Architektinnen ein Konzept für eine multifunktionale Raumnutzung. Zudem gab es nur ein kleines Budget, sodass jeder Eingriff gut durchdacht sein musste. Aus diesen Voraussetzungen entstand die Leitidee der Architektinnen. „Uns ist es eine Herzensangelegenheit, Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, bewusst einzusetzen. Wir wollten die Räume so gestalten, dass sie sich mehrfach nutzen lassen. Die einzelnen Räume in der Kita können daher multifunktional genutzt werden, die Kinder halten sich folglich länger und für unterschiedliche Tätigkeiten darin auf“, erläutert Katja Thorwarth das Prinzip der Mehrfachnutzung.
Uns ist es eine Herzensangelegenheit, Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, bewusst einzusetzen. Wir wollten die Räume so gestalten, dass sie sich mehrfach nutzen lassen. Die einzelnen Räume in der Kita können daher multifunktional genutzt werden, die Kinder halten sich folglich länger und für unterschiedliche Tätigkeiten darin auf.
Ein Gestaltungsmittel für die flexible Programmierung der Räume ist die Verwendung von Schiebetüren. Sind alle Schiebetüren geöffnet, verwandeln sich die Räume in eine durchgehende Spiellandschaft mit Platz zum Rennen. Sind die Türen geschlossen, entstehen Rückzugsorte zum Ausruhen und Lesen. „Bewegung ist für kleine Kinder sehr wichtig. Wenn alle Türen offen sind, können die Kinder im Kreis herumlaufen, Fangen spielen oder sich verstecken. Auch die Garderobe bleibt kein rein funktionaler Bereich, in dem die Kinder nur ihre Schuhe und Jacken ablegen, sondern wird zum Durchgangs-, Aufenthalts- oder Ruheraum, in dem die Schiebetür nach Bedarf offen oder geschlossen ist“, erläutert Jeanne-Françoise Fischer das Konzept der offenen Laufwege...
Eine Wasserlandschaft zum Entdecken Ein großer Wunsch des Montessori Kinderhauses war die Gestaltung einer Badelandschaft, die die Kinder zum Spielen, Experimentieren und Entdecken des Elements Wasser anregt. Diesen Gedanken griffen die Architektinnen auf und gestalteten ein Bad mit fließenden Übergängen zwischen den einzelnen Elementen. Runde Formen prägen das Bad, das mit kleinen Mosaikfliesen in Altrosa gestaltet wurde – einer der drei Farben des Logos des Montessori Kinderhauses. Ein kreisrunder Pool ist in ein raumhohes Podest eingelassen, das die Hälfte des Bades einnimmt...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unseres Sonderhefts BAD – Ausgabe 4–5/2025. Der Volltext ist ab Seite 20 zu finden.

© Sebastian Díaz de León