Das Paneuropäische Picknick am 19. August 1989 bei Sopron an der ungarisch-österreichischen Grenze gilt als bedeutender Meilenstein zum endgültigen Fall des Eisernen Vorhangs. Heute, mehr als drei Jahrzehnte später, wird etwa 80 Kilometer Luftlinie weiter nördlich bei Angern an der March an der österreichisch-slowakischen Grenze am Rastplatz Pier ½ des Radfernwegs Iron Curtain Trail mitunter auch gepicknickt – allerdings unter gänzlich anderen Vorzeichen.
Text: Nina Lorein | Fotos: Kollektiv Plus
Entlang des im Kalten Krieg trennenden Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West verbindet heute der 9.950 Kilometer lange Radfernweg Iron Curtain Trail 20 Länder von der Barentssee bis ans Schwarze Meer. Wo zu Zeiten des Kalten Krieges eine streng bewachte Grenze einen tiefen Einschnitt in die persönliche Freiheit der Menschen bedeutete, ist der Radfernweg EuroVelo Route 13 (Iron Curtain Trail) heute ein Sinnbild des freien Personenverkehrs.
Initiiert durch Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich und kuratiert von Alexandra Berlinger, Ursula Maria Probst und Martin Wagner entstand im Zuge des Projekts „SUPER NATUR“ eine Reihe von Kunstprojekten entlang des Iron Curtain Trails zwischen Marchegg und Hohenau an der March. Seit Juni 2024 gesellt sich bei Angern an der March eine wolkenförmige Treppe zu den durch Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich bereits geförderten Kunstprojekten entlang des niederösterreichischen Abschnitts des Iron Curtain Trails. Das Projekt „Pier ½“ von Kollektiv Plus X in Kollaboration mit der Fotografin und Designerin Stefanie Rittler ist zugleich skulpturales Objekt, überdachter Rastplatz und Aussichtsplattform. Mit Blick auf die March Richtung Slowakei – die ehemals andere Seite des Eisernen Vorhangs – kann die Treppe als eine Hälfte einer Brücke über die March verstanden werden, aus der sich auch der Name Pier ½ ableitet. Eine verbindende Geste über die ehemalige Grenze zwischen Ost und West hinweg, die angedeutet, jedoch nicht ausgeführt wird.
Der Pier ½ ist in gewisser Weise ein Ufo, das aber lokal eingebunden sein soll.
Sascha Henken (Kollektiv Plus X)
Doch nicht nur das architektonische Spiel mit verbindenden Gesten nach jahrelanger Trennung, auch die Ausführungsprozesse selbst erfolgten in regionaler Kollaboration. Der Versuch, den Pier ½ mit alpin anmutenden unbehandelten Lärchenholzschindeln lokal zu verankern, mag zwar einige Bundesländer zu weit hergeholt erscheinen, wird allerdings durch den Einbezug lokaler Handwerkskunst wieder stimmiger...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 4-5/2025. Der Volltext ist ab Seite 16 zu finden.
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