krypt.bar, Wien
Einen alten, denkmalgeschützten Keller mit Hinweisen auf Bar-Vergangenheit adaptierten BÜRO KLK wieder zu einer mondänen Cocktailbar im Untergrund.
Glücksfall
Keller sind faszinierende Orte, geheimnisvoll und dunkel. Der Keller unter einem denkmalgeschützten Haus aus dem frühen 19. Jahrhundert in der Wiener Berggasse war sogar die längste Zeit dem Bewusstsein der Stadt entglitten, weil nicht dokumentiert und in keinem Plan vorhanden. Doch auf Dauer lässt sich die Existenz eines von ziegelgemauerten Tonnengewölben gedeckten Raumgefüges mit Seitenwänden aus Wienerberger Sichtziegeln der Gründerzeit, das sich über 420 m2 erstreckt, auch nicht ganz verdrängen. Während der statischen Untersuchungen bei der Renovierung des besagten Gebäudes stießen BÜRO KLK auf diesen ausgedehnten Keller, dessen zweites Untergeschoss sich sechs Meter unter dem kleinen, versteckten Eingang in die Erde gräbt. Schon dieser befindet sich zwei Meter unter dem Niveau des Innenhofs. Unten in der Tiefe öffnet sich auf einmal ein etwa sieben Meter hoher, tonnenüberwölbter, erstaunlich großzügiger Raum, der per se eine faszinierende Aura verströmt. „Dieser Ort war nicht einmal in den Archiven verzeichnet, er hat darauf gewartet, dass man ihn sieht und seine Qualität erkennt“, so Jonathan Lutter. „Wir hatten massiv Glück mit dem Bestand. Der Lehmboden und die Wände waren zwar in die Jahre gekommen, doch der Raum hatte einfach was. Wir wollten probieren, ihn in die neue Zeit zu führen.“
Geschichtsforschung
Die Architekten begannen, den Bestand zu untersuchen und legten dabei Schriftzüge wie „Tanzfläche“ und „Just Jazz“ frei. Höchstwahrscheinlich war hier bereits nach dem Krieg in den 1950er und 1960er Jahren eine Jazz-Bar betrieben worden, die illustren Interpreten vom Format eines Joe Zawinul und Fatty George. Die Vorstellung, diesen atmosphärisch dichten, alten Gewölben wieder mit einer Bar neues Leben einzuhauchen, lockte sowohl den Bauherrn, als auch die Architekten. Orte unter der Erde sind perfekt dazu geeignet, um sich zwischen gleichgesinnten in den Tiefen einer langen Nacht in unterschiedlichsten Illusionen zu verlieren. Viel Aufwand wurde getrieben, um das perfekte Bar-Erlebnis, das sich hier nun bietet, in Szene setzen zu können. Der Keller war feucht, der Lehmboden musste ausgebracht, einige Wände trockengelegt, Mauern und Gewölbe sorgfältig gereinigt, stellenweise mit Epoxydharzinjektionen statisch ertüchtigt, der Boden mit einer Sichtbetondecke verstärkt werden. Außerdem hatte man ein zweites Fluchtstiegenhaus und eine Technikzentrale zu installieren, sowie die angrenzenden Fundamentbereiche zu unterfangen und zu stabilisieren. Der Barbetrieb erforderte eine neue Lüftungsanlage, um nur keine modrigen Kellergefühle aufkommen zu lassen. Dafür aber erstrahlt nun alles in mondän-schummrig-geschmackvollem Glanz. (...)