Volltreffer mit Strohballen⁠

LOCALARCHITECTURE | Sportzentrum, Daillens, Schweiz⁠ ⁠

Wenn ein kleiner Ort ein neues Sportgebäude bekommt, ist das meist eine pragmatische Angelegenheit: Umkleidekabinen, Duschen, WCs – kein wohlduftendes Gebäude, das Assoziationen zu natürlichem Baumaterial weckt. In Daillens, einer Gemeinde unweit von Lausanne, hat nun LOCALARCHITECTURE für das neue Sportzentrum eine funktionale Infrastruktur geschaffen, die einer anderen Form des Bauens folgt. Es geht um natürliche Ressourcen, um regionales Handwerk – und um die Frage, wie ein Gebäude aussehen kann, das aus seiner Umgebung heraus gedacht wurde.⁠

Text: Arian Lehner | Fotos: Matthieu Gafsou⁠


Bauen aus dem, was da ist
Die Entscheidung, das baufällige Umkleidehaus aus den 1970er-Jahren durch einen Neubau zu ersetzen, war schnell gefallen. Doch anstatt ein standardisiertes Umkleidegebäude aufzustellen, ging die Gemeinde mit LOCALARCHITECTURE einen anderen Weg. Das neue Haus sollte zeigen, dass Architektur mit ökologischer Haltung und regionaler Verankerung möglich ist – auch bei bescheidenem Budget. Entstanden ist ein Bauwerk, das fast vollständig aus lokalen Materialien besteht: Die Holzstruktur wurde aus Lärchen aus nahen Wälder hergestellt, die Dämmung aus 1.200 Strohballen, geliefert von den Bauern des Dorfes. Geerntet, gepresst und eingebaut im Radius weniger Kilometer. Das ist nicht nur CO₂-sparend, sondern auch identitätsstiftend. Die Architekt:innen machten das Material zum Maßstab: Die Tiefe der Strohballen bestimmte die Wandstärke und diese bestimmte das statische Raster. 37 identische Rahmen aus Brettschichtholz bilden das Gerüst, vorgefertigt und auf Streifenfundamenten montiert. Selbst die grün lasierten Holzlatten an der Fassade sind auf die Konstruktion abgestimmt. Statt eines Spektakels entsteht so eine ruhige, fast beiläufige Architektur, die in ihrer Konsequenz radikal wirkt.

Räume für Gemeinschaft
Trotz seiner geringen Fläche von unter 400 Quadratmetern wirkt das Sportzentrum wie ein kleines Dorf im Dorf. Der Baukörper ist leicht vom Boden abgehoben und lädt Zuschauer:innen dazu ein, sich entlang des Gebäudes niederzulassen und das Spielgeschehen am Sportplatz zu beobachten. Der überdachte Durchgang von der Straße bis zum Spielfeld schafft nicht nur einen funktionalen Zugang, sondern auch eine Übergangszone, in der der Alltag zurückgelassen wird und man in die Freizeitbeschäftigung eintritt. Neben dem Fußballverein FC Venoge findet hier auch der Boccia-Club des Dorfes seinen Platz – ein Zeichen, dass Sport nicht nur Bewegung, sondern auch Begegnung meint. Die Architektur bildet eine allumfassende Bühne: robust genug für Fußballschuhe mit Metallstollen und gleichzeitig präzise genug für ihren architektonischen Anspruch...


Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 6/2025. Der Volltext ist ab Seite 10 zu finden.
 

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