Marcel Meili mit Staufer & Hasler Architekten | Klanghaus Toggenburg am Schwendisee

Die Baukultur des Toggenburgs ist bis heute stark in ihrer Eigenart erhalten. Das charakteristische Toggenburger Haus, ein Strickbau mit Steilgiebel und klassischer Sparrendachkonstruktion, ummantelt von einem Schindelkleid, prägt das Tal am Fuße der Churfirsten und damit die Region der Ostschweiz. In Obertoggenburg, auf 1.150 Metern Höhe, steht seit Neuestem nun das Klanghaus.
Text Alina Schwarz | Fotos: Roland Bernath
Ein Haus als Instrument Es ist ein von dem Musiker und Komponisten Peter Roth zusammen mit dem Kanton St. Gallen initiiertes Projekt, das nicht bloß baulich, sondern auch musikalisch der kulturellen Identität der Region Rechnung trägt. Ein Kulturbau der öffentlichen Hand, der den Naturklängen und der Volksmusik des Toggenburgs Raum gibt – als Haus und Begegnungsort im Austausch mit Gastspieler:innen. Er versteht sich zugleich auch als raumgewordener Klang, als begehbares Instrument. Mit den Worten Marcel Meilis gesprochen: „Letztlich ist das Klanghaus der formale und physische Körper eines musikalischen Experiments, nur das.“ Der 2019 verstorbene Architekt Marcel Meili skizzierte in zehn Entwurfsthesen einen parabolischen Resonanzkörper, der zwischen Natur, Mensch und Klang schwingt und diese Symbiose räumlich-architektonisch Raum werden lässt. Marcel Meili hat den Architekt:innen Astrid Staufer und Thomas Hasler seine Thesen in die Hände gelegt, die diese, über seinen Tod hinaus, verbaulichten. Als Teil des Ensembles Klangwelt liegt das Klanghaus auf einem Plateau. Es führt die Besucher:innen, vorbei am Resonanzzentrum Peter Roth, ein Stück bergaufwärts und eröffnet sich landschaftlich eingebettet mit Blick auf den Schwendisee. Von hier aus führt der Klangweg entlang des Seeufers und parallel dem Gipfelsaum.
Parabolische Resonanzräume Das Klanghaus ist eine parabolische, räumliche Skulptur. Ihre zeichenhafte Architektursprache steht nicht zwangsläufig in der typologischen Tradition eines Pavillons, sondern ist eine zwischen Innen- und Außenraum aufgespannte Membran. Sie fängt die Klänge der Landschaft ein, trägt sie durch ihre Innenräume und in das Tal hinaus. Drei Parabeln werden um eine Mittelachse zueinander verdreht. Sie formen konkave Außenräume um einen zentralen Innenraum und drei sich dazwischen aufspannende Musikräume, die entsprechend ihren Bezügen zur Landschaft Musikraum Schwendisee, Schafberg und Iltios heißen. Auch diese Räume verhalten sich in Beziehung zu ihrer Hülle konkav, sodass sich im Außenraum nicht drei, sondern insgesamt sechs dieser parabolisch gerahmten Räume als Außenbühnen, Terrasse und Parvis ausbilden. Entlang des Linienspiels zwischen konvex und konkav scheinen die Architekt:innen den Innen- und Außenräumen symmetrische Bedeutungshoheit zu verleihen. Dazwischen schwingt die hölzerne Membran. Der zentrale Innenraum lässt sich durch die Musikräume zu verschiedenen räumlichen und programmatischen Situationen komponieren. Durch das Aufschwingen der raumbildenden Wände erschließen sich Licht- und Klangachsen durch das Haus hindurch. Die Wände sind ausgebildet als Resonanzkörper, in Anlehnung an die Akustik des von Marcel Meili in seinen Thesen referenzierten Musikraums des Ali-Qapu-Palasts in Isfahan. Sie prägen den Ausdruck des architektonischen Innenraums als gestalterisches und klanglich lebendiges Ornament...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 9/2025. Der Volltext ist ab Seite 138 zu finden.





