Mehr als nur Wein
Die Moselregion in Luxemburg zeichnet sich durch ihre idyllische Natur, bunte Weinberge und kleine, historische Dörfer aus. Diese sind von jahrhundertealten Bauwerken geprägt und wurden in den vergangenen Jahren mit neuen Gebäuden verschiedenster Nutzungen verdichtet. Inmitten der schmalen, verwinkelten Straßen wurde die Weinkellerei Domaine Claude Bentz von studio jil bentz um ein Gebäude erweitert und präsentiert sich nun als Zusammenspiel zwischen Tradition und Moderne.
Mit der Übergabe der Weinkellerei Domaine Claude Bentz in die vierte Generation und dem zunehmenden Wunsch der KundInnen, nicht nur Wein zu verkosten, sondern auch ein gewisses Erlebnis geboten zu bekommen, mussten die bestehenden Räumlichkeiten der Weinkellerei weiterentwickelt werden. Ziel der neuen Architektur sollte es sein, mehr zu bieten als nur Wein und dessen Verkostung. Ganze zwei Jahre lang haben die Architektin Jil Bentz und ihr Team von studio jil bentz am Entwurf gearbeitet. Anfangs waren die gewünschten Funktionen ebenso wie das Budget eher unklar definiert, was die Entwurfsphase des Gebäudes bis hin zur finalen Form und Funktion in die Länge zog. Im Laufe der Machbarkeitsstudie, die durchgeführt wurde, hat sich dann rasch herausgestellt, dass der städtebauliche Kontext sowie das zur Verfügung stehende Grundstück ein weit vielfältigeres Nutzungsprogramm ermöglichen, als ursprünglich gedacht. Am Ende lag schließlich ein Konzept vor, das neben Wein und BesucherInnen auch die Funktionen Arbeiten und Wohnen vereint.
„Das Grundstück und die städtebauliche Umgebung definieren die gesamte Architektur“, so die Architektin Jil Bentz. Der vorgefundene, ursprünglich leere Platz grenzt an die bestehende Weinkellerei an, in der sich bis heute die gesamte Produktion inklusive Fässer, Flaschenabfüllung und Lager befindet. Die Herausforderung der Architektur lag in den vorgefundenen Gegebenheiten und dem Grundstück: Lang und schmal in seiner Ausrichtung und Form, befand sich an einem Ende des Grundstücks der Parkplatz und am anderen Ende der Garten. Diese sollten für die KundInnen und BesucherInnen nutzbar sein, weshalb es wichtig war, dass der Neubau gleichmäßig auf beide Enden eingeht. Deshalb haben sich die ArchitektInnen dazu entschlossen, die 70 Meter Länge des Grundstücks mit dem Gebäude zu überbrücken und so ein zentrales Bindeglied zwischen Außenraum, Bestand und Parkplatz zu schaffen. Eine weitere Herausforderung bildete die Topographie: Der Bestand und das Grundstück liegen ca. eine Geschosshöhe tiefer als die Straße, die als Haupterschließung gilt und entlang der Länge des Grundstücks verläuft. „Durch diesen Höhenunterschied war es beinahe unmöglich, das Gebäude von der Straße aus wahrzunehmen. Deshalb haben wir uns beim Neubau dazu entschlossen, höher zu bauen“, erzählt Jil Bentz. Durch die großzügige Länge und das zusätzlich geplante Obergeschoss wurde schnell klar, dass sich hier das Potenzial bot, mehr Funktionen als lediglich die Erweiterung der Weinkellerei zu berücksichtigen.
Die verschiedenen Funktionen wurden auf die zwei Ebenen verteilt. Im Erdgeschoss befindet sich der öffentliche Bereich. Der große Veranstaltungsraum wurde so geplant, dass er flexibel nutzbar ist und somit auf unterschiedliche Situationen eingehen kann: Neben Raum für Weinverkostungen gibt es auch Platz für Veranstaltungen wie Geburtstage oder Hochzeiten sowie für die Präsentation von Kunst, Skulpturen und diversen Produkten – von Autos bis hin zu Uhren. Im Obergeschoss finden sich die halböffentlichen und privaten Bereiche. Hier wurde die Architektur wie eine Halle konzipiert, um eine flexible Planung zu ermöglichen. Es gibt lediglich acht Stützen im gesamten Geschoss und 18 identische Räume...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 7-8/2024. Der Volltext ist ab Seite 110 zu finden.
Domaine Claude Bentz in Bildern: