Supersuperficie – mehr als eine Brücke⁠

OMA, Michel Desvigne | Simone-Veil-Brücke

„Nicht nur eine Brücke, sondern einen neuen öffentlichen Raum schaffen“ – so lautete das Ergebnis eines breit angelegten Beteiligungsprozesses von Bordeaux Métropole zur Überquerung des Flusses Garonne, bei dem auch Tunnelvarianten zur Diskussion standen.

Text: Susanne Stacher | Fotos: Clement Guillaume, JB Menges


Auf dieser Basis lobte das öffentliche Amt für interkommunale Zusammenarbeit, dem 28 Gemeinden rund um die Stadt Bordeaux angehören, 2011 einen Wettbewerb für den Neubau einer Brücke südlich des Bahnhofs aus. In dieser Gegend wurde damals auf dem südlichen Flussufer eine Stadterweiterung geplant mit Wohnbauten und Gewerbe. Die Brücke sollte nicht nur als Verbindungsglied zwischen den Gemeinden Bègles und Floriac dienen, sondern auch als qualitativer Stadtraum. Bisher waren die weit voneinander entfernten Ufer im Großraum Bordeaux lediglich durch sieben Brücken verbunden, von denen nur vier auch von Fußgänger: innen und Radfahrer:innen genutzt werden konnten. Die achte Brücke sollte mehr als eine Brücke sein.

Stadtraum über dem Wasser – eine Brücke für Sichtbarkeit und Gemeinschaft. © Clement Guillaume, JB Menges

© Clement Guillaume, JB Menges

© Clement Guillaume, JB Menges

© Clement Guillaume, JB Menges

© Clement Guillaume, JB Menges

Schwebender Stadtraum Nach Abgabe eines Vorentwurfs kamen 2013 die Büros OMA und Dietmar Feichtinger in die engere Auswahl. Letzterer schlug eine elegante Stahlbrücke mit zwei getrennten Ebenen vor, wobei die obere für Autos und öffentliche Verkehrsmittel bestimmt war, während die untere Ebene Fußgänger:innen und Radfahrer: innen einen lärmgeschützten Bereich auf einer großzügigen Holzplattform bot. Ähnlich wie bei der Pariser Simone-de-Beauvoir-Brücke, schwangen sich Gehwege an den Endpunkten auf die obere Ebene hinauf, um die Anbindungen an die Stadt fließend zu ermöglichen. Feichtingers Streben nach Leichtigkeit und Eleganz geht Hand in Hand mit ausgeklügelter Ingenieurskunst. OMA hingegen schlug einen strukturell sehr schlichten Entwurf vor: ein leicht gewölbtes Band mit einer extragroßen Breite von 44 Metern, zwölf Meter breiter als nötig, um einen 500 Meter langen öffentlichen Raum über dem Fluss zu schaffen. Wie ein „langgestreckter Tisch soll es zum Stadtraum werden und Nutzungsmöglichkeiten bieten“, erläutert Gilles Guyot, der Projektleiter von OMA. „Unser Konzept für die Simone-Veil-Brücke ist eine Bühne ohne Theater. In einer Zeit der Ikonen und Monumente ist es ganz außergewöhnlich, dass die Stadt Bordeaux sich dazu entschlossen hat, diesen anti-ikonischen Entwurf zu bauen“, fügt Chris van Duijn, Partner von OMA, hinzu – damals, als demonstrative, gebaute Architekturstatements noch en vogue waren. Die Auswahl dieser beiden Projekte mit betont nüchterner Formensprache zeugt vom Wunsch nach Veränderung. Ausschlaggebend dafür, dass sich die Stadt am Ende für den Entwurf von OMA entschied, war das Potenzial eines urbanen Raums mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Das Projekt bot nicht nur den Vorteil einer ebenen und sehr belastungsfähigen Fläche, die für Festivals, Märkte, Landwirtschaftsmessen, Weinverkostungen, sportliche, kulturelle und politische Veranstaltungen genutzt werden kann, sondern auch das Versprechen, eine wartungsfreundliche Infrastruktur zu bieten, ohne unangenehme Überraschungen hinsichtlich der Kosten. Argumente, die überzeugten.


Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 4-5/2025. Der Volltext ist ab Seite 64 zu finden.

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